Auf Weddingpartys bereits Kinder einander versprechen?
In China scheint es ein richtiges Problem zu sein, als Single einen Partner zu finden. Auf eine Frau kommen dort im Schnitt sechs Männern. So werden dort bereits Weddingpartys für Kinder veranstaltet, auf denen sie symbolisch mit einem anderen Kind verheiratet werden.
Die Eltern hoffen wohl dadurch einen Partner für ihr Kind zu haben, wenn dieses irgendwann älter ist. So, dass der Kontakt zwischen den Kindern bestehen bleibt und aus ihnen dann wirklich irgendwann ein Paar wird.
Ich muss sagen, dass ich es schon sehr befremdlich finde, dass solche Kuppelpartys für Kinder veranstaltet werden. Ich glaube auch nicht, dass auch vielen dieser sozusagen arrangierten Kinderbekanntschaften mal eine wirkliche Partnerschaft wird.
Was haltet ihr von Weddingpartys für Kinder? Könnt ihr verstehen, dass die Eltern so sichergehen wollen, dass ihr Kind mal einen Partner haben wird? Meint ihr, dass so etwas funktionieren kann und die Kinder dann wirklich mit dem ausgesuchten Partner zusammen kommen, wenn sie älter sind?
Gut, der Männerüberschuss ist wirklich ein Problem. Aber ich verstehe nicht ganz, warum man das Problem schon zwanzig Jahre zu früh angehen muss. Was spricht denn dagegen, Kuppelpartys mit Menschen ab 20 Jahren zu machen? Oder von mir aus noch im Jugendalter, wenn die Kids noch auf ihre Eltern hören müssen.
Dann wüsste man immerhin schon eher, ob diese Menschen überhaupt zusammenpassen und ob sie sich leiden können. Außerdem machen sie freiwillig mit und verstehen überhaupt, was da passiert.
Dass aus vielen dieser Pseudo-Kinderehen tatsächliche Partnerschaften werden, kann ich mir auch nicht vorstellen. Wie gesagt, vielleicht passen die zwei gar nicht zueinander. Das kann man in so jungen Jahren doch gar nicht abschätzen. Außerdem besteht ja dann wohl durchgehend Kontakt und sie empfinden sich dann vielleicht eher als nahe Verwandte. Man verliebt sich doch eher in jemand Neues, Aufregendes.
Außerdem löst es doch überhaupt nicht das Problem des Männerüberschusses. Die Jungs sind ihren Eltern vielleicht ganz dankbar dafür, dass sie ihnen schon so früh ein Mädel warmgehalten haben. Aber die Mädchen denken sich doch trotzdem noch, dass sie die freie Auswahl haben und nicht krampfhaft den nehmen müssen, den ihre Eltern ausgesucht haben. Aber vielleicht gehorchen sie auch einfach ihren Eltern und heiraten ohne Liebe.
Das Konzept Liebe ist in China ja noch eine ziemlich junge Idee. Deshalb sind moderne Chinesen in der Stadt heutzutage ziemlich im Zwiespalt. Die arrangierte Ehe wird zwar nicht mehr gewünscht, aber der Gehorsam gegenüber den Eltern sitzt noch tief. Dass Traditionen sich nur langsam wandeln, das ist doch normal.
Ich finde den Gedanken an solche Kuppelpartys auch total befremdlich, auch wenn ich das Problem des Männerüberschusses kenne. Was ist so schlimm daran, wenn das Kind später nicht oder nicht sofort einen Partner findet? Klar, die chinesische Wertetradition geht eindeutig immer noch mit einer Eheschließung konform. Noch vor 20 Jahren gab es kaum junge Leute, die dort nicht von ihren Eltern in eine Ehe genötigt wurden.
Ich kann mich selbst nur noch daran erinnern, dass ich als Kind einen Jungen zum Freund hatte, mit dem man wirklich Pferde stehlen konnte. Wir haben jede freie Minute miteinander verbracht, aber als Partner hätte ich ihn mir nie vorstellen mögen. Man weiß einfach nie, ob sich die Kinder als Erwachsene auch noch verstehen und selbst wenn, ob sie zueinander beziehungskompatibel sind.
In Deutschland sind solche Partys einfach absolut unüblich und deswegen sehr befremdlich. Hierzulande haben wir solche Probleme nicht, müssen uns darum auch keine Gedanken machen. Man kann sein Kind groß werden lassen und dann wird das Kind irgendwann den passenden Partner finden. Wenn es dort wirklich problematisch ist jemanden zu finden, kann ich die Angst der Eltern schon verstehen.
Dennoch würde ich mein Kind nicht verkuppeln wollen und sehe nicht den Sinn dahinter, dass man das so früh macht und nicht einfach abwartet bis die Kinder in dem entsprechenden Alter sind und sich selber aussuchen können, wen sie mögen und mit wem sie zusammen sein wollen.
ninjafan hat geschrieben:Man weiß einfach nie, ob sich die Kinder als Erwachsene auch noch verstehen und selbst wenn, ob sie zueinander beziehungskompatibel sind.
Ich glaube, das ist ein Detail, dass man mit der westlichen Denkweise nie wirklich nachvollziehen können wird. Ich habe den Bericht über die Singles in China auch gesehen, damit sind mir die Weddingpartys auch ein Begriff. Was mir persönlich aber bei diesem Beitrag gefehlt hat, war die Erklärung zur chinesischen Denkweise, Kultur und genauer gesagt Bazi Suanming.
Bazi Suanming ist eine Methode, mit der man in China den Charakter eines Menschen "berechnet" (wenn man das so nennen kann). Mit diesem Hilfsmittel wird in China der Charakter des Kindes analysiert, die verborgenen Fähigkeiten und Talente lokalisiert und das Kind entsprechend gefördert und gefordert. Mit Bazi wird oftmals auch berechnet, ob zwei Menschen für eine Partnerschaft überhaupt kompatibel sind oder nicht. Man soll mit diesem Instrument auch analysieren können, wo denn Streitpunkte und Reibungspunkte zwischen zwei Parteien wären und ob die Beziehung überhaupt harmonisch laufen würde. Bazi Suanming wird auch in der Paartherapie in Ostasien eingesetzt, was für uns undenkbar wäre und man nutzt das Instrument auch, um passende Mitarbeiter in einer Firma zu finden. Wenn man da die "falsche" Zeichenkonstellation hat, hat man Pech gehabt.
Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll, dafür kenne ich mich zu wenig damit aus. Ich habe aber davon gehört. Vor einer Hochzeit wird die Kompatibilität der Beziehungspartner auch berechnet und soweit ich weiß wird auch ein Wahrsager befragt, der das Datum für die Hochzeit festlegt. Laut chinesischem Mondkalender bringt es nämlich Unglück, wenn man am "falschen" Tag heiratet und sogar, wenn man am "falschen" Tag ein Geschäft abschließt etc.
Ich habe mal aus Neugier in so einen Mondkalender reingeschaut und mir ist das Kinn runtergeklappt. Da steht allen Ernstes, wann welches Tierkreiszeichen dieses tun oder jenes lieber lassen sollte. In dem Bericht von Galileo wurde auch gesagt, dass die Chinesen sehr abergläubisch sein sollen. Daher denke ich, dass das da auch noch mit reinspielt. Es wurde meiner Ansicht nach nur nicht erwähnt, weil man im Westen so noch weniger Verständnis für die Chinesen hätte, wenn das noch alles thematisiert worden wäre.
Daher denke ich, dass chinesische Eltern - aus Sicht der chinesischen Kultur und des Aberglaubens - gar nichts falsch machen können, wenn sie schon so früh versuchen die Kinder zu verkuppeln. Sie werden vermutlich die Tierkreiszeichen vorher angeschaut haben und darauf basierend eine Meinung darüber haben, mit wem sich das Kind auch im Erwachsenenalter verstehen wird und wem nicht, also wo man beziehungskompatibel sein wird und wo nicht. Für uns im Westen ist das natürlich total befremdlich und unnormal, für die ist das aber Tradition und das normalste auf der Welt.
Wir tun immer so, als ob die Heirat aus Liebe so etwas übliches wäre. Aber tatsächlich ist die Idee der Liebesheirat doch selbst hierzulande nur gut 200 Jahre alt und in manchen gesellschaftlichen Schichten erst rund 100 Jahre verbreitet. Auch hier vereinte man immer Besitz oder kombinierte Geld mit Ansehen und sicherte die legitime Erbfolge. Liebe war nicht vorgesehen. Das war zumindest beim Adel, bei höheren Beamten, beim Militär und im gehobenen Bürgertum sehr lange normal. Das verstehen wir heute auch kaum noch.
Natürlich finde ich es aus meiner kulturellen Prägung heraus unglaublich, dass sich Menschen einander versprochen werden, bevor sie überhaupt ihr erstes Wort gesprochen haben. Ich finde dies in China genauso schlimm, wie in anderen Ländern, wo es aus religiösen Gründen gemacht wird. Im Gegensatz dazu kann ich dennoch den Gedanken dahinter in China eher verstehen. Es ist wirklich ein Dilemma.
cooper75 hat geschrieben:Wir tun immer so, als ob die Heirat aus Liebe so etwas übliches wäre. Aber tatsächlich ist die Idee der Liebesheirat doch selbst hierzulande nur gut 200 Jahre alt und in manchen gesellschaftlichen Schichten erst rund 100 Jahre verbreitet. Auch hier vereinte man immer Besitz oder kombinierte Geld mit Ansehen und sicherte die legitime Erbfolge. Liebe war nicht vorgesehen. Das war zumindest beim Adel, bei höheren Beamten, beim Militär und im gehobenen Bürgertum sehr lange normal. Das verstehen wir heute auch kaum noch.
Dem kann ich mich komplett anschließen. Dass aus Liebe geheiratet ist, findet hier in den Köpfen statt und in anderen Kulturen ist es halt nach wie vor noch die sichere Partie die mehr zählt und die Liebe ergibt sich mit der Zeit dann, oder auch nicht. Gerade im höheren Stand schadet es dem kompletten Ansehen der ganzen Familie wenn die Kinder nicht unter der Haube ihres Standes angemessen sind. Entsprechend wird bei dem Männerüberschuss natürlich früh darauf geschaut, dass man eine passende Dame für ihn findet.
Auch geht der Trend immer weiter zu der Monoehe. Sprich man heiratet sich selbst. Auch das ist eine neue Erfindung die dort seit einigen Jahren praktiziert wird und das ist aus Japan nach China gekommen. So wollen manche Frauen nicht mehr verheiratet werden und heiraten sich symbolisch dann selbst, damit sie weg vom Markt sind. Was das für das Ansehen der Familie bedeutet, wenn sich eine Frau dazu entscheidet und es durchzieht aber bereits versprochen war, kann man sich hier nicht vorstellen. Diese Familie ist dann komplett ruiniert mit ihrem Ansehen und Gesicht und daran hängt auch nicht selten die Qualifikation und der Job noch mit dran.
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