Auf krankes Familienmitglied regelrecht aufpassen?

vom 05.09.2017, 20:07 Uhr

Eine Bekannte hat sich das Bein gebrochen und ist nach einer komplizierten Operation nun wieder zu Hause. Allerdings darf sie das Bein nicht belasten und bewegt sich zu Hause mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fort. Ihr Mann ist eigentlich zu Hause, da er nicht mehr berufstätig ist.

Nun musste dieser aber mal einen Tag für mehrere Stunden weg und hat daher die Tochter gefragt, die ich zwar ausgezogen ist, aber noch in der Nähe wohnt, ob sie mal dann zwischendurch mal nach ihrer Mutter schauen könnte. Die Tochter meinte, dass sie ihrer Mutter zwischendurch über WhatsApp geschrieben hätte, um zu fragen, ob sie etwas braucht und noch alles in Ordnung ist. Sie fand es doch übertrieben, dass der Vater meinte, dass sie ein Auge auf die Mutter haben sollte. Immerhin kommt diese soweit klar und braucht niemanden, der ihr zum Beispiel ins Bad hilft oder ähnliches.

Findet ihr es übertrieben auf ein krankes Familienmitglied aufzupassen? Wann findet ihr das gerechtfertigt? Oder meint ihr, dass ein Erwachsener durchaus in der Lage sein sollte, selbst zurecht zukommen, auch mit einem Handicap? Würdet ihr auch jemanden bitten, ein Auge auf euren Partner zu haben, wenn dieser krank wäre und ihr weg müsstet?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es geht nicht darum, ob ein kranker Erwachsener für mehrere Stunden allein bleiben kann. Es kann ja sicherlich nichts passieren, zum Beispiel, dass man auf der Toilette ausrutscht und stürzt, weil man Probleme beim Aufstehen hat. Es geht darum, dass die Mutter sie mindestens 18 Jahre lang aufgezogen hat. Dass sie die Tochter in schlaflosen Nächten durch die Wohnung trug, Schmerzen wegpustete, ihr Schlaflieder sang und ihr Lieblingsessen kochte.

Dass es ihr fast das Herz brach, ihr Kind auch mal todunglücklich zu sehen usw. Der Vater weiß das alles noch sehr gut und legte daher der Tochter ans Herz, mal etwas zurück zu geben. Sich mal indirekt zu bedanken und zu revanchieren. Schließlich hat die Mutter der Tochter auch keine Mail geschrieben, als sie acht Jahre alt war und lapidar gefragt, ob alles in Ordnung sei.

Nun haben wir das Resultat. Madame fällt ein Zacken aus der Krone, wenn sie mal ihrer kranken und momentan eingeschränkten Mutter einige Stunde Gesellschaft leisten soll, um sie etwas aufzumuntern und eventuell auch etwas Trost zu spenden. Da wird mir gerade etwas übel, ehrlich.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@Quasselfee: Nur weil die Tochter in der Nähe wohnt, heißt das noch lange nicht, dass die Tochter allzeit bereit ist. Meinst du, die sitzt den ganzen Tag aus Langweile zu Hause und weiß nichts mit sich anzufangen oder wie? Möglicherweise hat sie Haustiere, um die sie sich kümmern muss, vielleicht eigene Kinder. Vielleicht muss sie zwischendurch auch Arbeiten oder Einkäufe erledigen oder hat Arzttermine. Davon steht nichts in dem Beitrag, es ist nur von dem Wohnort die Rede, aber der sagt gar nichts über den Terminplan einer Person aus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich sehe es wie Täubchen und nur weil jemand in der nähe wohnt, hat er noch lange nicht die Zeit den Babysitter für eine erwachsene und mündige Frau zu spielen, die sich halt blöderweise das Bein gebrochen hat aber ansonsten geistig noch fit ist.

Auch die These, dass man etwas zurück geben soll ist doch albern. Was kann die Tochter dafür, dass die Eltern im Bett Spaß hatten und sie hinterher gezeugt haben und zu ihrer Verantwortung mit den weiteren Aufgaben die das Elternsein mit sich bringt, dann eben leisten mussten? Rein gar nichts, sie konnte es sich nicht aussuchen und nun soll sie dafür gerade stehen oder die "Quittung" bekommen? Es ist auch hier die Aufgabe vom Ehemann sich darum zu kümmern und wenn er es nicht kann, dann nach einer Alternative zu suchen und mehr als nett bitten kann er die Tochter nicht. Aber das was hier gemacht wird, ist schon fast eine emotionale Erpressung "Mutti hat sich um dich gekümmert, nun kümmer dich um sie".

Und Madame fällt kein Zacken aus der Krone. Weißt du etwas über die Dame? Vielleicht hat sie einen Vollzeitjob, ist Alleinerziehend, hat behinderte oder pflegebedürftige Kinder, Haustiere, Termine und solche Dinge. Aber davon ausgehen, dass die Dame nur daheim sitzt und auf Anruf wartet und nichts besseres zu tun hat, als einer mündigen Mutter den Hintern nachzutragen und alles abzunehmen wegen eines gebrochenen Beines, ist doch ein wenig sehr weit hergeholt. Würde man das von mir verlangen, würde ich laut auflachen und auch Mitteilen, dass ich ein eigenes Leben habe welches Vorrang hat und wenn das abgearbeitet ist, dann kann man darüber sprechen aber vorher sicherlich nicht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass man sich nicht so viel darauf einbilden sollte, seinen Kindern Schlafliedchen vorgesungen und Auas weggepustet zu haben, dass man deswegen lebenslang ein Recht auf Betreuung hat. Für mich gehört es zum absoluten Minimum an Anstand und menschlichem Verhalten, dass man sich um seine Kinder gut kümmert, ohne daraus irgendwelche späteren Rechte abzuleiten. Und dass Kinder jahrelang anstrengend sind und Opfer erfordern, liegt in ihrer Natur, das weiß man eigentlich vorher.

Aber jenseits aller sentimentalen Vorstellungen von "Ich habe wegen dir neun Monate lang täglich gekotzt!" bin ich hier auch der Meinung, dass man jemanden mit einer Gehbehinderung zumindest im Auge behält, unabhängig vom Alter und Familienstand. Es passiert so schnell, dass man stürzt, und dann liegt die liebe Mama oder wer auch immer 12 Stunden auf dem Küchenboden und hofft auf bessere Zeiten.

Deswegen erscheint es mir durchaus sinnvoll, zumindest regelmäßig vorbei zu schauen, damit wenigstens nicht zu viel Zeit vergeht, falls doch etwas Dummes passieren sollte. Man muss ja nicht 24 Stunden am Tag neben der verletzten Person sitzen und sie besorgt anstarren, aber so hilfsbereit bin ich eigentlich schon, dass ich ein Familienmitglied besuchen würde, welches gerade nicht fit ist und vor allem nicht richtig laufen kann. Man merkt nämlich oft erst dann, wie lästig und nervig es ist, wenn man für den Weg in die Küche um ein Glas Wasser 10 Minuten braucht, und dann ist es vielleicht nicht "nötig", aber doch ganz nett, wenn man jemanden hat, der schnell aufspringen kann.

Wenn dies nicht möglich sein sollte, dann muss die Person eben alleine zurechtkommen, der Meinung bin ich durchaus auch, und heutzutage kann man auch über moderne Medien ganz gut in Kontakt bleiben. Aber ehrlich gesagt würde ich im Zweifelsfall sogar die Nachbarn bitten, kurz zu schauen, ob alles in Ordnung ist, wenn ich jemanden mit Krücken daheim hätte, der tunlichst nicht auf die frische Operationswunde fallen sollte.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es kommt immer darauf an, wie krank eine Person ist und wie viel Zeit man als Familienmitglied so zur Verfügung hat. Wohnen die volljährigen Kinder noch zu Hause, kann man sicherlich schon erwarten, dass diese am Wochenende auch mal auf ein Familienmitglied aufpassen, das schwer erkrankt und auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Es ist natürlich abhängig davon, wie weit man voneinander entfernt wohnt, wie krank jemand ist, ob er wirklich auf die Hilfe anderer angewiesen ist und wie man sich seine Zeit so einteilen kann. An freien Tagen und wenn man nicht viel vor hat und ohnehin um die Ecke wohnt, kann man sicherlich mal einen Tag bei dem entsprechenden Familienmitglied verbringen.

Muss man unter der Woche acht Stunden pro Tag arbeiten, hat einen Hund und vielleicht noch zwei Kinder, während man dann noch zwei Stunden von den Eltern entfernt lebt, kann man natürlich nicht einfach so schnell zu ihnen fahren, nur weil sie eine Erkältung haben. Es kommt eben immer auf die Verhältnisse und Umstände an.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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