Auf Fahrgastrechte bei Zugausfall pochen?
Kein Tag vergeht ohne Zugausfälle. Gerade in der aktuellen Situation kommen Züge sehr oft zu spät oder fallen komplett aus. Da ist es sehr ärgerlich, wenn man zur Spät zur Arbeit, Schule, Verwandten, Bekannten etc. kommt oder einen Zwischenhalt nicht mehr rechtzeitig erreicht, sofern man auf einen Anschlusszug angewiesen ist.
Ab einer bestimmten Verspätungsgrenze hat man wohl Anspruch auf die Durchsetzung von Fahrgastrechten. Würdet ihr versuchen, eine Ticket(teil) Erstattung beim Mobilitätsanbieter zu erwirken, beziehungsweise generell auf Fahrgastrechte zu beharren oder würdet ihr euch zwar ärgern aber über die Verspätung großzügig hinwegsehen?
Selbstverständlich lasse ich mir die Kosten oder Teilkosten bei Verspätung erstatten. Leider muss der Zug schon viel Verspätung haben, damit man eine Erstattung bekommt. Die Formulare hatten in meinen Fällen immer die Schaffer, die das auch unterschrieben haben. In einem Fall ging der Schaffner sogar durch den Zug und verteilte die Blätter von sich aus und erklärte uns unsere Rechte.
Einmal hatte ich sogar gehofft, dass der Zug nochmal 10 Minuten Verspätung hat, damit die Grenze von 60 Minuten und demnach 25 Prozent erreicht wird. Es war allerdings auf einer Rückfahrt, wo die Pünktlichkeit für mich nicht so wichtig war. Der Zug holte allerdings wieder auf, so dass es keine Teilerstattung gab.
Aktuell ist das ja witterungsbedingt und damit höhere Gewalt. Daher sind die Transportunternehmen da wohl raus irgendwas zu erstatten. Dazu wurde das Wetter mehrere Tage vorher angekündigt und damit ist man in vielen Fällen dazu verpflichtet sich darauf einzustellen. Sprich der Arbeitgeber kann die ausgefallene Zeit nacharbeiten lassen und Schulen, sofern sie überhaupt besucht werden, können das auch als Fehlzeit einstufen.
Besuche bei Bekannten und Verwandten kann man auch verschieben, wenn eine solche Wetterwarnung vorliegt. Und die Transportunternehmen haben das Wetter ja auch nicht gemacht. Anders sieht das aus, wenn ein Unternehmen für die Verspätungen Schuld trägt. Also bei der Bahn eine Lok kaputt geht und man unfähig ist schnell Ersatz zu stellen.
Für mich gibt es da gar nichts zu "pochen". Meine Rechte als Fahrgast sind eindeutig geregelt, und wenn ich irgendwo strande und nicht oder nur unter erheblichen Strapazen ans Ziel kommen würde, fülle ich den Schrieb aus, reiche ihn ein und bisher gab es noch nie Probleme mit der Erstattung. Natürlich ist es im Moment ärgerlich, aber letzten Endes bringt es niemandem etwas, wenn ich vor Wut schäume, weil die Technik mal wieder versagt hat oder ein Unfall passiert ist.
Und ich fahre viel mit dem Zug. Ich kann auch nicht behaupten, dass bei der Bahn "kein Tag ohne Zugausfälle" vergeht. Das mag deutschlandweit schon stimmen, aber ich habe trotz allem Gejammer eher die Erfahrung gemacht, dass der Nah- und Fernverkehr im Regelfall ganz passabel funktioniert. Wer bei zehn Minuten Verspätung schon einen Krampfanfall bekommt oder einmal im Jahr in den Zug steigt und prompt Pech hat, sieht das natürlich ganz anders.
Ich finde auch, dass man realistisch bleiben muss: Wenn es alle 10 Jahre doch mal anständig schneit und die Leute auf der Autobahn übernachten müssen, schreit ja auch keiner: Der Individualverkehr ist so unzuverlässig! Kaum hat es 20 cm Schnee, geht da gar nichts mehr! Aber die Bahn ist komplett überdacht, oder was?
Man könnte maximal darüber streiten, dass die "Fahrgastrechte" doch oft recht knauserig ausfallen, sprich die Kundschaft im Endeffekt kaum jemals 100 Prozent der Kosten erstattet bekommt und dass gewisse Verspätungen einfach hingenommen werden müssen. Das ist natürlich nicht top kundenfreundlich, aber sehr viel besser als nichts.
Ich wüsste auch nicht, wieso ich auf meine Rechte verzichten sollte. Es ist ja nur ein Verwaltungsvorgang, ich bekomme ein paar Öcken wieder für den Ärger und wieso sollte ich der Bahn das Geld schenken? Aus der Güte meines Herzens heraus?
Gerade bei der Bahn ist es schon sehr oft, dass da irgendwas nicht funktioniert. Früher bin ich manchmal mit der Bahn zur Arbeit gefahren und es kam häufiger vor, dass ich da den Anschlusszug verpasst habe, weil der erste Verspätung hatte oder dass ich einfach 20 min später da war und dann Probleme auf Arbeit hatte, weil ich unpünktlich kam.
Ich bin auch mal in einem Winter mit dem Zug gefahren und der hatte so viel Verspätung, wegen des Schnees, dass der Anschluss weg war und ich stand dann nachts auf einem fremden Bahnhof in einer fremden Stadt da und wusste nicht, wie ich nach Hause kommen soll. Das ist wirklich eine ausgesprochen beunruhigende Erfahrung. Ich bin dann zur Bahnhofspolizei und die haben mir ein Taxi gerufen, was mich 60 Euro gekostet hat und diese 60 Euro hat mir die Bahn nach dem Ausfüllen eines sehr langen Fragebogens erstattet. Das finde ich das Mindeste, was die tun sollten, wenn sie einen so im Stich lassen.
Danach bin ich nicht mehr mit der Bahn gefahren. Die sind einfach so dermaßen unzuverlässig, dass man da gar nicht planen kann. Gerade wenn es mal schneit, kommt nahezu kein Zug mehr pünktlich. Bei Bussen ist das nicht so krass, die kommen vielleicht mal 1-2 Minuten zu spät, aber ich könnte mich nicht daran erinnern, dass der Busverkehr einfach mal so komplett ausfällt oder sich Stunden verspätet. Daher finde ich, sollte man seine Rechte auch wahrnehmen und dann die Erstattungen einfordern. Soll die Bahn sich bitte bemühen, ihr Zeitmanagement mal hinzubekommen.
Ich bin früher immer mit dem Zug gefahren, weil ich da noch nicht mit meinem Mann zusammengewohnt habe. Da gab es immer wieder Probleme und Zugausfälle. Wirklich blöd fand ich dann immer, dass man für die Verspätungen und ähnliches eine Bestätigung brauchte um sich etwas von dem Geld wiederzuholen. Da war es nämlich oft so, dass man das erst am Bahnhof bekommen hat, weil die Zugbegleitung nicht mehr anzutreffen war, die haben sich dann oft einfach verkrümelt, weil dann ja jeder etwas wollte.
Abgesehen davon gibt es aber einfach Sachen, dafür kann selbst die Bahn nichts. Wenn es jetzt durch diese extremen Wetterbedingungen zu Ausfällen und Verspätungen kommt, dann ist das höhere Gewalt und da hat man bestimmt auch keine Ansprüche. Sonst kann man diese Rechte ja gerne einfordern, aber manchmal kann man es einfach nicht ändern und da kann man dann auch nichts der Bahn ankreiden. Wenn man aber Rechte hat, kann und sollte man diese nutzen.
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