Auf der Arbeit Stammkunden aktiv in Gespräche verwickeln?
Ich hatte heute eine Schulung bei der Arbeit gehabt, wobei es um das Thema Gastfreundlichkeit ging. Ich arbeite ja nebenbei in der Gastronomie, wobei wir da jede Menge Tipps bekommen haben, wie man Gäste zufriedenstellt und wie man ihnen am besten entgegentritt. Dabei meinte mein Chef auch, dass es wichtig sei, Stammkunden noch näher ans Restaurant zu binden, damit diese sich möglichst wohl fühlen würden.
Dazu würde es auf jeden Fall auch gehören, diese nach einiger Zeit nach ihrem Namen zu fragen und sich auch für ihr Privatleben zu interessieren. Man solle versuchen, sie immer wieder in ein Gespräch zu verwickeln und ihm so zu zeigen, dass er einem persönlich auch wichtig wäre.
Ich bin noch etwas skeptisch. Ich kann den Gedankengang schon verstehen, weiß aber nicht, ob das wirklich bei allen so gut ankommt, wenn man sie direkt nach dem Namen fragt und da generell so direkt ist. Vielleicht werde ich das erst einmal bei anderen beobachten. Findet ihr es wichtig, dass ihr bei der Arbeit im Verkauf Stammkunden aktiv in Gespräche verwickelt, damit diese sich dadurch wohler fühlen?
Ich finde das eher überflüssig und da wir eh schon im "Überwachsungsstaat" leben, hätte ich eher den Eindruck, als würde ich ausgehorcht werden. Bei mir würde Interesse an meinem Privatleben überhaupt nicht gut ankommen. Wenn man sich allgemein unterhält und ich von mir aus was erzählen möchte, dann tue ich das auch. Aber im Restaurant von den Angestellten direkt danach gefragt zu werden finde ich persönlich extrem unpassend und eher abschreckend.
Die Frage nach dem Namen erübrigt sich ja teilweise auch. Wenn beispielsweise ein Tisch reserviert wird und das häufiger, dann kennt man den (Nach-)Namen der Person ja, wobei das meiner Ansicht nach ausreichend ist.
Ich finde eher, dass man Stammkunden dadurch binden kann, indem man noch mehr auf ihre Bedürfnisse eingeht. Mein Schwager beispielsweise ist sehr fixiert auf Fleisch und ihm ist im Döner immer viel zu wenig Fleisch drin. Jetzt hat er ein Stammlokal, wo er im Döner kaum Salat bekommt, aber doppelt so viel Fleisch und da geht er jetzt immer hin, weil andere Geschäfte das nicht machen können oder wollen.
Wenn man mal kurz fragt, wie es der Person geht, reicht das sicherlich. Zudem kann man ja sagen, dass es schön ist, das sie da ist und man sich freut sie mal wieder zu sehen. Ein intimes Gespräch sollte aber nicht Teil einer Beziehung zu einem Kunden sein. Das muss dieser wenn dann schon selber anfangen und man sollte es nicht einfordern, sonst kann das Ganze auch ins Gegenteil schwenken.
Ich würde es als Stammkunde angenehm finden, wenn man mich nach meinem Befinden fragt, aber nicht, wenn man mich ausfragt oder meine Geheimnisse hören möchte. Zu sehr private Gespräche würde ich nicht führen wollen mit jemanden, den ich eigentlich nur vom Sehen her kenne.
Ich sehe so etwas ziemlich zweischneidig. In meinem Beruf ist es so, dass ich von den Stammkunden die Namen kenne, weil sie eben auch Rezepte in der Apotheke einlösen und ich darauf den Namen eben immer wieder lese. Auch durch Kundenkarten ist es bei uns natürlich leichter, sich Namen von Kunden, die häufiger bei uns sind, zu merken. Aber ich würde sicher niemanden nach dem Namen fragen, der häufiger kommt, nur um ihn eben mit Namen ansprechen zu können.
Wenn ich von mir selber ausgehe, dann würde ich es in einem Geschäft oder in einem Restaurant auch nicht wollen, dass ich unbedingt mit meinem Namen angesprochen werde. Sicher kann man sich auch mal mit den Menschen unterhalten, die öfter da sind. Aber dafür muss man doch nicht zwingend die Lebensgeschichte und den Namen kennen. Für mich reicht es dann, wenn man sich freundlich nach dem Befinden erkundigt und eben auf den Gast oder Kunden eingeht.
Wenn ich in ein Restaurant gehe, dann bin ich in der Regel in Gesellschaft und dann möchte ich auch Zeit mit der oder den Begleitpersonen verbringen. Wenn ich dann also von einem Angestellten vor Ort in ein Gespräch verwickelt würde, fände ich das total lästig und nervig und alles andere als sympathisch oder positiv. Meiner Ansicht nach sind Kellner nur dazu da, um ihren Job zu machen, also die Bestellung anzunehmen und das Essen zu bringen sowie abzukassieren und hinterher abzuräumen. Ich hätte gar kein Interesse daran, mich da noch in Gespräche verwickeln zu lassen.
Wenn man schon Stammkunden hat, dann kommen die ja nicht von ungefähr. Also wird ja wohl schon das Preis-Leistungsverhältnis stimmen und das Essen wird entsprechend lecker sein. Das reicht doch aus finde ich. Stammkunden gewinnt man in der Gastronomie meiner Ansicht nach genau dadurch und nicht durch Small Talk mit den Angestellten und weil die Angestellten zum Geburtstag gratulieren oder sich nach dem kranken Haustier erkundigen. Mir wäre das total egal, was die Angestellten mich fragen oder mir sagen, wenn das Essen nicht lecker ist und die Qualität sich verschlechtert, bin ich weg.
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