Auf dem Land weniger Angst vor Kriminalität haben?

vom 28.06.2017, 14:29 Uhr

In einem Bericht habe ich gehört, dass eine junge Mutter meinte, sie würde sich auf dem Land irgendwie sicherer fühlen. Dort gäbe es ja doch weniger Kriminalität als in der Stadt und man würde sich auch eher noch zu später Stunde auf die Straße trauen.

Ich kann es schon nachvollziehen und denke, dass es wirklich auch eine Rolle spielt, wo man eben wohnt. Manche Stadtviertel sind ja durchaus durch ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt. Aber auf dem Land passieren natürlich genauso Straftaten, wie woanders auch. Nur gibt es dort ja auch viel weniger Einwohner.

Würdet ihr auch sagen, dass ihr euch auf dem Land sicherer vor Kriminalität fühlt? Was meint ihr, wieso sich manche auf dem Land sicherer fühlen? Spielt die Anzahl der Einwohner da eine Rolle? Meint ihr, dass man Straftaten in der Stadt in den Medien erwähnt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also seit den neusten Erkenntnissen ist man auch auf dem Land nicht mehr sicher. Leider darf darüber nicht gesprochen werden, aus Angst, dass man das Volk aufhetzen könnte. Es war damals wahrscheinlich wirklich so, dass man auf dem Land sicherer gelebt hat.

Denn jeder kennt jeden und man kann die Haustüre offen lassen, weil immer ein Nachbar beobachtet, was draußen passiert. Somit hat der Dieb so quasi keine Chance. Allerdings ist es immer mehr so, dass auch auf dem Land die Menschen immer eigener werden und immer mehr für sich leben.

Zivilcourage gibt es schon lange nicht mehr und jeder schaut nur noch auf sich. Es mag wohl so sein, dass Nachbarn beobachten, wenn jemand einbricht oder etwas macht, was man nicht darf, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es eher noch gefilmt und auf Youtube gestellt wird, statt es gemeldet wird, um der bestohlenen oder bedrohten Person zu helfen.

Ich selber habe überall gleich viel oder wenig Angst vor Kriminalität. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich mich in meinem eigenen Land am sichersten fühle. Nicht so sicher fühle ich mich meistens in Urlaubsländern, da ich mich dort nicht auskenne und natürlich nicht weiß, was mich erwartet.

Außerdem habe ich als Kind in zwei verschiedenen Urlaubsländer die Erfahrung gemacht, dass meine Eltern bestohlen worden sind. Es kann darum sein, dass mich das geprägt hat. Es ist ja kein Vorurteil, sondern persönliche Erfahrungen.

Jedenfalls haben wir in der Umgebung viele Flüchtlingsfamilien und auch großteils Männer aus Flüchtlingsländern aufgenommen. Diese wurden nun teilweise in ganz ländliche Gebiete untergebracht und treibe sich oft spät Abends noch herum.

Nach den neusten Medienberichten über die Übergriffe an Silvester trauen sich die Menschen dort nach zehn Uhr nicht mehr aus dem Haus. Auch ihre Kinder können sie nicht mehr draußen spielen lassen, obwohl sie das damals im Sommer gemacht hatten, wenn es lange hell war.

So etwas finde ich schade. Man kann also nicht immer sagen, dass die Menschen, die auf dem Land wohnen, weniger Angst vor Kriminalität haben. Im Gegenteil, man muss einfach auf die Begebenheiten achten und alle Aspekte in der momentanen Situation berücksichtigen.

In der Stadt ist man eben eher anonymer, aber es ist ja nicht sicher, ob in der Stadt mehr Kriminalität passiert wie auf dem Land. Vielleicht wird sie nur auf dem Land eher verhindert, da die Leute sich doch noch ein bisschen kennen, und mehr zusammen halten, so wie man es eben früher überall gemacht hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


nordseekrabbe hat geschrieben:Vielleicht wird sie nur auf dem Land eher verhindert, da die Leute sich doch noch ein bisschen kennen, und mehr zusammen halten, so wie man es eben früher überall gemacht hat.

Pardon, aber diese Aussage empfinde ich nicht stichhaltig. Ich bin auf dem Land groß geworden und da gab es nicht weniger Kriminalität als sonstwo. So etwas wie Vandalismus und Drogenkriminalität war da normal und die Sparkasse ist auch zweimal überfallen worden, bewaffneter Raubüberfall, und das hat niemand verhindern können. Nelchens genannte These entbehrt jeder argumentativen Grundlage.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe schon in einer relativ großen Stadt und in einem etwas größeren Dorf gelebt, und ich halte es für naiv zu glauben, dass auf dem Land die Welt noch in Ordnung ist, nur weil jeder jeden kennt, und erst die bösen, bösen Flüchtlinge die Bullerbü-Idylle mit Mord und Totschlag, Vandalismus und sexuellen Übergriffen ruiniert haben. Das hat man den Flüchtlingen 1945 ebenso vorgeworfen wie 2015, und wann die "heile Welt" genau war, kann eigentlich niemand sagen.

Auf dem Land gibt es ebenso Einbrüche, sexuelle Straftaten, Diebstahl und Vandalismus wie in der Stadt, und zwar "früher" ebenso wie heute. Beispielsweise war im winzigen Heimatdorf meines Vaters zwar allgemein bekannt, welcher Bauer das ganze Geld versäuft, seine Frau verprügelt und schon mal jemanden tot gefahren hat (also mehrere unterschiedliche Bauern), aber das hat niemanden zu einem besseren Menschen gemacht, nur weil sonntags noch alle in die gleiche Kirche gegangen sind und die gleiche Hautfarbe hatten.

Von daher kannte ich in meinem ehemaligen Stadtviertel ebenso wie jetzt auf dem Dorfe die Ecken, wo sich die Säufer und Junkies herumtreiben und Frauen, die alleine unterwegs sind, Obszönitäten hinterher grölen, und bekomme auch mit, wenn mal wieder irgendwo eingebrochen wurde oder das örtliche Buswartehäuschen angezündet. Es ist also mitnichten der Fall, dass ich mich in der Stadt ängstlich an meine Handtasche geklammert und nach Einbruch der Dunkelheit das Haus nicht mehr verlassen habe und jetzt auf dem Land munter durch die Gegend hüpfe, weil ich meinen potenziellen Vergewaltiger schon seit dem Kindergarten kennen würde.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



@Gerbera: Bei uns im Dorf war es auch so, dass da ein Mann mal an der Bushaltestelle niedergestochen worden ist und im Endeffekt verstorben ist. Was aus dem Täter geworden ist, weiß ich gar nicht mehr, zu lange her. Vermutlich ist der im Gefängnis gelandet. Aber so harmlos wie das Land immer dargestellt ist, ist es wirklich nicht und auch nie gewesen. Jemand, der das wirklich glaubt, lebt in einer Traumwelt ohne Bezug zur Realität.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Naja, ich komme vom Kuhdorf mit nicht mal 100 Einwohnern. Da war auch immer etwas los, wir hatten ebenfalls Drogensüchtige, Alkoholiker die ihre Frauen und Kinder geschlagen haben, auch Überfälle auf Bäcker und Metzger gab es einige oder auch Einbrüche. Vergleiche ich es nun in der Stadt, dann war auf dem Land wirklich mehr los, da es dort mindestens jeden zweiten getroffen hat mit irgendwas. Hier ist es dann im Vergleich und Relation weniger, auch wenn hier ebenfalls solche Dinge am laufen sind und mehr als genug Kriminalität unterwegs ist.

Ich denke nicht, dass man auf dem Land sicherer ist und auch das letzte Hinterwalddorf ist davon betroffen und kann davon betroffen sein. Dagegen gibt es auch Städte, in denen weniger passiert als auf so manchem Dorf. Die Lage spielt auch eine Rolle, die Infrastruktur und solche Geschichten. Mord gab es auf dem Dorf nun nicht, hier in der Stadt mehrere male im Jahr aber alles andere ist dort ebenfalls vertreten. Es gab weniger Fahrraddiebstähle als hier, dass ist aber auch schon alles was wirklich nennenswert ist da hier inzwischen jedes 8. Rad geklaut wird.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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