Auch nach positivem OP-Verlauf Erfahrungsbericht verfassen?

vom 12.09.2015, 15:04 Uhr

Ein Bekannter von mir muss demnächst am Kniegelenk operiert werden. Da die OP minimalinvasiv verläuft sind eigentlich keine großen Risiken zu erwarten. Allerdings kann er dann einige Zeit nicht in die Arbeit gehen und muss die Knie schonen. Der Bekannte hat Angst vor der OP und informiert sich nun schon seit einigen vorab im Internet. In vielen Foren schreiben Menschen von ihrer Erfahrung mit der OP.

Leider sind viele davon schlecht. Menschen die nach der Operation keine Verbesserung erlebt haben, raten davon ab, diese zu machen. Dies lässt meinen Bekannten an seiner Entscheidung zweifeln. Ich finde, dass das aber ein Fehler sein kann. Normalerweise hat man in einem solchen Fall ein höheres Mitteilungsbedürfnis, wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Demnach erfährt mein Bekannter gar nicht von den vielen Menschen, bei denen die Operation gut verlaufen ist. Wie ist das bei euch, schreibt ihr im Internet auch über Operationen die bei euch gut verlaufen sind? Oder habt ihr auch eher ein Bedürfnis über eure schlechten Erfahrungen zu berichten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Problem besteht ja nicht nur bei Operationen, sondern eigentlich in allen Bereichen. Ob man nun seine Erfahrungen mit dem öffentlichen Nahverkehr, beim Kauf eines technischen Geräts, mit einem Reparaturservice oder beim Arbeitsamt ins Netz stellt. Wer schlechte Erfahrungen gemacht hat, ist sauer, will sich Luft machen oder hofft, dass es etwas bewirkt.

Wer keine negativen Erfahrungen gemacht hat, ist emotional unbeteiligt und hat daher nicht das Bedürfnis sich anderen mitzuteilen. Was soll man auch schreiben? Es wäre mit ein, zwei Sätzen erledigt.

Nur, wer wiederum so richtig positive Erfahrungen gemacht, ist oftmals wieder emotional. Vor allem, wenn man im Vorfeld Angst hatte und mit hoher Wahrscheinlichkeit Negatives erwartet hat. Oder schon oft schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dann ist man so überrascht, froh und dankbar darüber, dass man das dann auch gerne mal mitteilt. Wobei diese Gefühle auch schneller verblassen als die negativen. Setzt man sich also nicht sofort an den Rechner, landet auch das nicht im Netz.

Wie die Sache aber so ist, läuft es halt meistens neutral. Ärzte bewirken selten Wunder, man hat eben nur ein Lieblingsrestaurant und der öffentliche Nahverkehr kann einen nicht bis ins Wohnzimmer fahren. Daher landen all die ganz normalen Erfahrungen nicht im Internet.

Das muss man sich immer wieder vor Augen halten, wenn man gewisse Dinge recherchiert. Ansonsten bekommt man ein sehr einseitiges Bild und könnte richtig Angst bekommen. Am besten ist es immer, tatsächlich mit echten Menschen zu reden. Im Fall einer Operation eben mit Ärzten, gerne auch zwei oder drei. Oder man hält sich an vertrauenswürdige Statistiken, denn die haben mit vielen Menschen geredet und nicht nur mit den wütenden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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