Auch nach Beenden eines Buches immer wieder an Figur denken?
Eine Bekannte erzählte mir kürzlich, dass Buchcharaktere, die sie sehr gerne gemocht hätte, in ihren Gedanken weiterleben würden. Wenn sie ein gutes Buch zu Ende gelesen hätte und die Hauptfigur daran sehr gerne mögen würde, dann würde sie sich auch noch Wochen später Gedanken über sie machen und das Buch in Gedanken auch fortsetzen. Sie würde sich dann auch im Alltag öfter ausmalen, wie wohl welche Figur wie in welcher Situation handeln würde.
Bei mir ist das eigentlich gar nicht so. Natürlich schließe ich manche Hauptfiguren schon sehr ins Herz und denke auch noch Jahre später an bestimmte Bücher, wobei ich die Figuren aber nicht in meinen Gedanken weiter leben lasse. Dafür kenne ich sie auch nicht gut genug, wie ich finde und man weiß ja auch nur das über die Figur, was in einem Buch steht, wobei mir das meistens zu wenig ist, um sie quasi weiter leben zu lassen.
Denkt ihr immer wieder an bestimmte Figuren eines Buches, wenn ihr dieses beendet? Lasst ihr lieb gewonnene Hauptfiguren in euren Gedanken weiter leben?
Nein, das passiert mir eigentlich nicht. Wenn das Buch natürlich offen geendet hat oder auf eine komische Art und Weise denkt man noch mal über das Buch an sich nach und auch wie es hätte enden können, aber ich würde mir nun keine Gedanken machen, wie eine Figur im wahren Leben reagieren und agieren würde. Ich schließe normalerweise schon mit einem Buch ab, wenn ich es gelesen habe.
Ich habe das eigentlich nie. Wenn ein Buch zu ende ist, dann ist es für mich zu ende und auch abgehakt. Ich denke im Alltag nicht besonders viel über die Story nach oder so. Ich beginne dann ein neues Kapitel quasi und mache mit anderen Sachen weiter. Ich bin nicht der Typ dafür, der sich vorstellt, wie es weitergehen könnte.
Das einzige, worüber ich mir Gedanken machen würde, wäre eben den Charakter der Figur zu analysieren und warum sie im Buch so und nicht anders gehandelt hat. Aber das ist eher eine Analyse der Handlungen der Figur und nicht der Zukunft.
Ich habe zu vielen fiktionalen Charakteren ein herzliches Verhältnis, welches nicht nur auf die Zeit beschränkt ist, die ich brauche, um ein Buch zu lesen. Ich erinnere mich beispielsweise auch gerne an Figuren aus Kinderbüchern, welche ich vor Jahrzehnten kennen gelernt und bis heute nicht vergessen habe. Sie sind ein Teil meiner Vergangenheit und ein Teil meiner Persönlichkeit und für mich macht es rein gefühlsmäßig gar keinen großen Unterschied, dass sie in der Realität nicht existieren. Das tun Figuren aus Filmen oder Serien schließlich auch nicht, und dennoch haben sie kulturellen und sozialen Einfluss.
Aber natürlich hängt es sehr stark vom Buch ab. Nicht jede Figur ist interessant und vielschichtig genug, als dass sie mich über längere Zeit fesseln könnte. Und ich denke mir natürlich auch nicht bei jeder Lebensentscheidung, was Ronja Räubertochter dazu sagen würde oder schreibe schlechte Fan Fiction über etablierte Charaktere, deren Story offiziell zu Ende ist. Aber in mancherlei Hinsicht sind Figuren aus Büchern oder Filmen für mich ebenso real wie Personen, die in Fleisch und Blut vor mir stehen, und ich denke genauso an sie wie an andere alte Freunde, die ich hin und wieder treffe.
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