Auch nach Auszug von Eltern kontrolliert werden?

Ich wohne ja nun schon seit längerer Zeit nicht mehr bei meinen Eltern. Als ich letztes Jahr mit meinem Freund zusammen gezogen bin, war aber noch nicht sicher, wo ich in Zukunft wohnen werde, weil ich kurz vor meinem Studienabschluss stand. Meine Mutter hatte da wohl gehofft, dass ich dann wieder zurück zu ihr ziehen würde, weshalb sie sich mit meinem Auszug gut arrangiert hatte.

Nachdem ich nun aber ganz woanders einen Masterplatz bekommen habe und nun klar ist, dass ich wirklich nie mehr zu ihr ziehen werde und vermutlich auch in dieser Gegend wohnen bleiben werde, kommt meine Mutter doch nicht mehr so gut mit meinem Auszug klar. Sie schreibt mir jeden Tag Nachrichten und fragt mich, wann ich komme. Wenn ich sage, dass ich nicht kommen kann, versucht sie, mich dazu zu überreden und ist dann völlig gekränkt.

Noch dazu fühle ich mich richtig kontrolliert. Obwohl sie 200 Kilometer von mir entfernt ist, erinnert sie mich beispielsweise daran, einen Schirm einzupacken. Sie fragt mich ständig, was ich mache, was ich gegessen habe oder wie es mir gefällt. Wenn ich schreibe, dass ich abends ausgehe, soll ich ihr doch zurückschreiben, wenn ich wieder zu Hause bin, da sie sich sonst Sorgen macht. Antworte ich ihr nicht direkt, kommen noch mehr Nachrichten oder Anrufe, weil sie sich Sorgen macht, dass was passiert sein könnte.

Ich finde es ja schön, Kontakt mit meiner Mutter zu haben und ich hätte nichts dagegen, mich immer mal wieder mit ihr auszutauschen. Allerdings fühle ich mich nun richtig kontrolliert, wenn mehrmals am Tag Nachrichten kommen und das nervt natürlich auch. Was kann man in so einem Fall am besten tun?

Wie wäre es mal mit einer klaren Ansage? Du willst erwachsen sein und dein eigenes Leben leben, dann verhalte dich auch so und führe mit deiner Mutter ein erwachsenes Gespräch. Und richte eine regelmäßige Zeit ein, zu der ihr euch einmal in der Woche oder so zum telefonieren oder skypen verabredet und halte dich dann an diese Zeit.

Ich habe das bei meinem Auszug direkt so geregelt mit meiner Familie und wir haben dann immer am Wochenende telefoniert und unter der Woche haben wir uns nur gemeldet wenn irgendwas wirklich wichtiges anstand.

Dass wir einmal wöchentlich telefonieren, und sonst keinen Kontakt haben, habe ich meiner Mutter ja auch schon so vorgeschlagen. Nur ist es eben so, dass sie mir zwischendurch dauernd Nachrichten über Whats App schickt. Oft sind es belanglose Sachen, wie das Wetter so ist, wobei aber auch immer Kontrollfragen aufkommen.

Antworte ich nicht, macht sich meine Mutter unglaubliche Sorgen und ich muss schon Angst haben, dass sie persönlich vorbeikommt, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. Sage ich ihr, dass ich zwischendurch nicht mit ihr schreiben möchte, ist sie völlig verletzt und gekränkt und lässt mir das Gefühl, als wenn ich ihr das Herz gebrochen hätte. Das ist ja irgendwie alles nicht schön.

Ich gebe zu, als ich in deinem Alter war, habe ich ähnlich getickt. Ich fand es furchtbar, wenn meine Mutter einen halben Herzinfarkt hatte, weil ich vergessen habe, mich zu melden. Damals war ich auch genervt, weil ich eher vermutet habe, dass sie mir das nicht zutrauen, alleine zu wohnen und für mich zu sorgen.

Heute bin ich selbst Mutter und die Kinder werden langsam größer. Manchmal lache ich jetzt, weil ich mich genau diese Dinge sagen höre, die mich bei meiner Mutter schon genervt haben, als ich noch das Kind war. Und wenn ich dann sehe, dass meine Kinder die Augen verdrehen, weil Mama sich schon wieder Sorgen macht, bin ich hin und her gerissen zwischen dem Verständnis, weil es mir selbst mal so ging und dem Bedürfnis, am liebsten alles mögliche Übel von ihnen fern zu halten, egal wie groß sie werden. Ich bin plötzlich genauso eine Glucke, wie meine eigene Mutter.

Auch jetzt wo ich lange schon eine eigene Familie habe, ist das immer noch so mit meiner Mutter. Wenn ich mal wieder krank bin, fragt sie mich besorgt, ob ich genug frisches Obst und Gemüse gegessen habe und ob ich denn bei dem Winterwetter auch eine Mütze getragen habe. Nur heute regt es mich nicht mehr auf Heute lächle ich, weil ich weiß, dass das ihre Art ist, ihre Liebe zu zeigen und dass das nicht böse gemeint ist. Und ganz ehrlich: Mittlerweile weiß ich, es wird mir verdammt heftig fehlen, wenn sie eines Tages zu alt ist, mich das zu fragen.

Mein Tipp: Versuche das mit Gelassenheit zu sehen und lass dir irgend etwas einfallen, wie du deiner Mutter Ruhe und Sicherheit schenken kannst, dass es dir gut geht und du auf dich aufpasst, auch wenn sie nicht für dich da sein soll und kann. Wenn sie nämlich merkt, dass du da gelassener reagiert, ist das für sie auch ein Signal, dass du gut auf dich aufpasst, weil dich ihre Frage nicht nerven.

Ich bin sicher, sie will nicht nerven, sondern sie braucht jetzt einfach eine gewisse Zeit um die Sicherheit zu entwickeln, dass es dir gut geht und alles in Ordnung ist und du ihr ganz bestimmt keine schlimmen Dinge verheimlichst.

Was man am besten machen kann? Darüber lachen, Mütter sind so und zeigen so ihre Liebe und Zuneigung. Es ist auch für deine Mutter ein neuer Umstand mit dem sie sich erst abfinden muss, dass du nicht mehr jeden Tag heim kommst oder auch spontan bei ihr vorbei kommst wegen der weiten Strecke. Natürlich möchte sie auch weiterhin an deinem Leben teilhaben und daher auch diese vielen Nachrichten und Anrufe.

Ich kann schon verstehen, dass du dich dadurch kontrolliert fühlst aber das ganze ist eigentlich keine richtige Kontrolle durch deine Mutter. Sie versucht halt nun einen anderen Weg zu finden, wie sie dir ihre Zuneigung zeigen kann und am Telefon ist das teilweise echt nicht einfach, da sagt man dann halt doch lieber "pack den Schirm ein es regnet". Das mit dem Nachrichten schicken wenn man wieder Zuhause ist nach einer Reise, längeren Autofahrt oder auch Ausgehen konnte ich meiner Mutter bislang noch nicht abgewöhnen.

Wenn es mich jedoch nervt, dann erzählte ich meiner Mutter am Telefon jedoch nichts von meinen abendlichen Plänen oder auch nichts genaues. Denn dann kommt diese "Kontrolle" auch gar nicht erst, sondern es folgen eher Ratschläge, dass ich mit meinem Hintern lieber einmal vor die Tür gehen sollte. Auch finde ich es praktischer, wenn man einen festen Tag zum telefonieren ausmacht als jeden Tag miteinander zu sprechen. Vielleicht kannst du das ebenfalls mit deiner Mutter ausmachen, dadurch wird schon einiges an Druck heraus genommen.

Vielleicht könnt ihr abmachen, dass ihr euch ein Mal in der Woche schreibt oder du anrufst und du dir dann auch Zeit nimmst. Ansonsten ist es eben so. Manche Mütter machen sich eben Sorgen und wollen dann immer nachfragen was ist und verstehen auch nicht, dass man ein eigenes Leben hat. Meine Mutter macht so etwas eher um mich auszuhorchen und das dann gegen mich zu verwenden. Das ist dann noch mal schlimmer.