Au Pair beschäftigen? Erfahrungen gesucht

vom 11.08.2016, 19:39 Uhr

Mein Mann und ich erwarten zur Zeit unser erstes Kind und zunächst ist ein Jahr Elternzeit geplant. Aber danach werde ich wohl oder übel wieder arbeiten gehen müssen, wenn auch nur Teilzeit. Da stellt sich natürlich die Frage nach einer geeigneten Betreuung für unseren kleinen Mann.

Neben anderen Optionen kam uns der Gedanke ein Au Pair Mädchen bei uns aufzunehmen. Platz wäre mehr als genug, wir beide sind sehr kontaktfreudig und würden uns über den Austausch mit einem jungen Menschen aus einem anderen Land sehr freuen. Und auch wenn es natürlich Begrenzungen der Arbeitszeit für Au Pairs gibt, wäre sie sicherlich flexibler als eine normale Tagesmutter. Von der Kita ganz zu schweigen. Insofern schien uns das eine gute Idee.

Allerdings weiß ich nicht recht, ob das wirklich das Richtige für unsere Situation ist, daher wollte ich hier mal nach Erfahrungen fragen. Dabei interessieren mich sowohl die Sichtweisen von Gastfamilien, als auch die von Au Pair Mädchen.

Wie steht es also? Haltet ihr das für eine geeignete Lösung für die Betreuung eines 14 Monate alten Kindes mit einer halbtags arbeitenden Mutter und einem ganztags arbeitenden Vater? Oder glaubt ihr, dass dieses Konzept nicht aufginge?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich frage mich zunächst wie du auf 14 Monate kommst, das Mutterschaftsgeld wird mit dem Elterngeld verrechnet und somit kann man als Paar maximal 12 Monate Geld beziehen. Davon zwei Monate doppelt, nämlich wenn der Partner ebenfalls eine Elternzeit direkt mit einlegt. Von daher ist im Regelfall der erste Geburtstag des Kindes auch der erste Arbeitstag wieder, wenn man sich genau 1 Jahr Elternzeit nimmt.

Au Pair ist ein schwieriges Thema, denn diese dürfen nur eine bestimmte Stundenanzahl bei dir Dienst machen. Ansonsten musst du immer gewährleisten, das das Au Pair zur Schule gehen kann oder auch in die entsprechenden Sprachschulen. Das könnte sich schon nicht mehr mit den Arbeitszeiten vertragen und einem Kind einfach eine wildfremde Person vorsetzen und es dann betreuen lassen, dass klappt nicht.

Dafür braucht es ebenfalls eine Eingewöhnungsphase und dann hat man bereits wieder ein anderes Problem. Au Pair dürfen nicht unbegrenzt im Land bleiben im Regelfall sind es 3-6 Monate. Die Eingewöhnung an eine neue Betreuung dauert 4-6 Wochen und dann kannst du das alle paar Monate erneut durchführen.

Von daher halte ich diese Lösung für ein solch kleines Kind als gar nicht geeignet. Das kann man machen, wenn die Kinder bereits größer sind in den Kindergarten gehen oder auch zur Schule damit jemand nachmittags da ist. Aber ansonsten gibt es andere Lösungen. Zum einen gibt es die entsprechenden Kinderkrippen und Tagesmütter. Man kann sich sogar eine Tagesmutter direkt anstellen die das Kind im eigenen Haushalt betreut, dafür fungierst du dann als Arbeitgeber und hast auch entsprechende Sozialabgaben zu leisten. Daher ist das ein nicht günstiger Spaß.

Am einfachsten ist es, wenn du dich über die verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten bei dir in der Gegend vorab informierst. Denn teilweise muss man die Plätze bereits in der Schwangerschaft anmelden, da zu wenig Kapazitäten vorhanden sind für die Betreuung nach der Elternzeit. Jugendämter beraten in dieser Hinsicht und geben auch entsprechende Kontaktinformationen zu Tagesmüttern und Einrichtungen heraus. Bedenke aber, dass du dein Kind mindestens 6 Monate vorher vormerken lassen musst damit du auch deinen gesetzlichen Anspruch auf die Betreuung geltend machst.

Wenn dich das mit dem Au Pair trotzdem nicht loslässt, dann lasse dich doch dort ebenfalls beraten. Im gesamten Land gibt es verschiedene Stellen die so etwas vermitteln und auch entsprechend beraten. Je früher man sich darüber informiert, desto mehr Auswahl hat man auch an Bewerbern. Au Pair brauchen ebenfalls ein eigenes Zimmer und somit Platz, auch das darf dabei nicht vergessen werden und verursacht neben dem Kind ebenfalls kosten. Auch das solltest du finanziell vorher durchrechnen welche Lösung auch aus diesem Grund machbar ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ein Au Pair zu bekommen, das ist mittlerweile nicht mehr so einfach. Denn nur wenige Menschen möchten nach Deutschland. Deutsch als Fremdsprache ist wenig beliebt, das Taschengeld hier ist niedrig, der Sprachkurs muss selbst bezahlt werden, eine Beteiligung an den Flugkosten fehlt. Da sind andere Länder einfach attraktiver.

Generell hättest du ein Jahr eine Hilfe, eine Verlängerung ist nicht möglich. Bei Bedarf muss jemand neues her. Rechne mit 260 Euro Taschengeld, hier wären es 60 Euro für das Ticket. Dazu kommen etwa 50 Euro Versicherung und natürlich Kost und Logis. Das sind meist 200 bis 300 Euro monatlich. Ganz billig ist es also nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kann dir das nicht empfehlen, zumindest nicht für ein kleines Baby oder Kleinkind. Ein Au Pair kann nur ein Jahr bleiben, weswegen das Personal dann häufig wechseln würde, was für ein Kind in dem Alter einfach mal nicht gut ist, weil es gewisse Bezugspersonen einfach braucht. Wenn diese dann ständig wechseln und es die Mama und den Papa nicht immer hat als Rückziehperson, ist das schon unangenehm für das Kind.

Man muss ja nicht immer in die Krippe oder in den Kindergarten, man kann auch durchaus eine einzelne Person damit beauftragen, eine Tagesmutter. Dort gibt es eigentlich immer noch Plätze und man kann schauen, ob man sich sympathisch ist und dann mit der Person etwas ausmachen. Das würde sich besser eignen.

Außerdem würde sich auch ein Au Pair nicht rechnen. Man muss es krankenversichern, ein Taschengeld bezahlen und es kostenlos bei sich wohnen lassen. Wobei ich schwer davon ausgehe das kaum einer Interesse daran haben wird in Deutschland Au Pair zu sein, wenn er beispielsweise auch nach Amerika, Australien oder sonst irgendwo hingehen kann. Aber selbst wenn hätte man dann auch noch eine sprachliche Barriere zwischen dem Kleinkind, was die Sprache ja auch lernen muss und dem Au Pair, was die Sprache nicht gut spricht. Im schlimmsten Fall kommt es also zu sprachlichen Störungen beim Kind.

Wenn du nur halbtags arbeiten gehen möchtest brauchst du die Betreuung ja auch nicht lange, da dürfte sich schon etwas finden. Du musst dich halt bei den Kindergärten schon mal anmelden oder bei den Tagesmüttern, aber dann bekommst du schon einen Platz und dann ist dein Kind auch unter anderen Kindern, was ja auch sehr wichtig ist. Ich wünsche dir für die Schwangerschaft weiterhin alles Gute und eine schöne Geburt deines hoffentlich gesunden Kindes.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Zunächst mal vielen Dank für eure Antworten! Sorae, dass es nur 12 Monate Elterngeld gibt, ist mir durchaus bewusst. Allerdings bietet es sich für mich als Lehrerin an, nicht zum ersten Geburtstag meines Kindes wieder einzusteigen, sondern passend zum Halbjahresbeginn. Und das ist nun mal gut sechs Wochen später, das Kind wäre also knapp 14 Monate alt. Das Elterngeld müsste also gestreckt werden, es erspart uns aber organisatorisch so viel Tohuwabohu, dass es sich für uns lohnen würde, es trotzdem so zu regeln.

Deine Information, dass Au Pairs nur drei bis sechs Monate bleiben ist übrigens nicht korrekt. Die Obergrenze dabei beträgt ein Jahr. Auch das ist eine relativ kurze Zeit im Vergleich zu einer Tagesmutter, aber immerhin doppelt bzw. viermal so lange, wie von dir zu Grunde gelegt.

Die Kitas habe ich übrigens bereits abtelefoniert. Eine Anmeldung bereits während der Schwangerschaft, um sich quasi auf eine Warteliste setzen zu lassen, ist bei uns nicht möglich. Es gibt Fristen und auch da gilt nicht, wer zuerst kommt, malt zuerst. Für die Vergabe der Krippenlätze entscheiden ausschließlich soziale Kriterien. Das ist zwar für mich nicht günstig, generell finde ich das aber gut. Denn es gibt sicher Leute mit größeren Betreuungsnöten, als ich sie habe.

Und die Betreuungszeiten in diesen Kitas sind einfach sehr knapp bemessen. Auch bei halber Stelle, ist es für mich unmöglich, das Kleine um 8 Uhr dort abzuliefern und schon um 12 wieder zu holen. Die wenigstens Einrichtungen sind flexibel. Mein Gedanke war eben, Bringen und Abholen vom Au Pair erledigen zu lassen und die Zeit zu überbrücken, bis ich daheim bin. Dazwischen hätte sie frei und nachmittags kann ich mich selbst um mein Baby kümmern, während sie die Sprachkurse besucht oder eben Freizeit hat.

Tagesmütter gibt es bei uns im Ort zwar etliche, aber leider sind einige dieser Damen alles andere als vertrauenswürdig. Die haben zwar auch alle das nötige Zertifikat, aber trotzdem sind das Leute, denen ich mein Kind nur sehr ungern überlassen würde. Natürlich kann man auch mit einem Au Pair reinfallen, das stimmt schon. Aber Tagesmütter sind leider auch nicht die Patentlösung. Zumindest nicht in meinem Ort und das ist anderswo vermutlich ähnlich. Gibt es denn jemanden, der tatsächlich Erfahrungen mitbringt?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ein passender Mensch für die Betreuung des eigenen Nachwuchses ist immer eine Sache des Glücks. Es gibt tolle junge Frauen, die super zur Familie passen und welche, mit denen es schlechter läuft. Ich hätte mich immer für eine Tagesmutter entschieden.

Ich hatte selber eine und kam so zu einer Mama und einer Mutti. Bis zu ihrem Tod war ich das dritte Kind der Familie. Meine eigenen Kinder hatten eine weitere Oma und noch einen Opa. Zu ihren eigenen Kindern und auch deren Nachwuchs besteht bis heute ein familiärer Kontakt.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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