Assessmentcenter der Bundeswehr - was wird erwartet?

vom 26.08.2015, 22:00 Uhr

Wie bereits erwähnt wird ein Cousin von mir sich als Offizier bewerben und viele Familienmitglieder finden das auch sehr spannend, da bisher niemand aus der Familie eine militärische Karriere gewählt hat. Für die Bewerbung muss mein Cousin ein Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr absolvieren und dort werden physische und psychische Eigenschaften untersucht. Zu diesem Zweck muss er Mudra-Kaserne nach Köln. Im Internet habe ich einige Informationen dazu gefunden, kann mir aber dennoch nicht ganz vorstellen, wie so ein Bewerbungsverfahren aussehen soll.

Kennt sich jemand mit dem Assessmentcenter der Bundeswehr aus und hat es vielleicht sogar schon selbst absolviert? Was erwartet meinen Cousin dort? Im Internet habe ich einige Erfahrungsberichte gelesen, die sehr zwiespältige Eindrücke wiedergeben. Weiß jemand da mehr?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe es zwei mal erfolgreich absolviert. Einmal direkt nach der Schule, als ich den Wunsch hatte zur Bundeswehr zu gehen, und einmal vor wenigen Jahren. Den ersten Dienst konnte ich nicht antreten da meine Eltern nicht unterschrieben hatten, beim zweiten Mal machte mir die Schwangerschaft mit meinem Sohn einen Strich durch die Rechnung.

Bald folgt der dritte Antritt zur Eignungsfeststellung, da diese immer nur für ein Jahr gültig ist. Ist das Jahr rum und man hat keinen Dienst angetreten, durchläuft man das Einstellungsverfahren nochmals komplett, bis auf die Psychologische Eignung, diese zählt 2 Jahre und wird nur selten nach einem Jahr wiederholt wenn keine besonderen Ereignisse wie z.B. Geburt des Kindes, Unfall etc. vorangegangen sind.

Das Assessmentcenter bekommt eine sehr große Bedeutung für die Auswahl und bringt auch meistens die Entscheidung, ob jemand als Offizier geeignet ist oder eben nicht. Was man dort sehen möchte ist, dass man in der Lage ist zu Führen, sich durchzusetzen, Entscheidungen zu treffen aber dabei auch Vorbild bleibt. Es bringt also nichts wenn man Anweisungen gibt, aber hinterher nur die anderen nach vorne schickt zur Ausführung.

Bei uns waren es mehrere Fallbeispiele. Im ersten wurde uns das Szenario gestellt, es werden zwei Kameraden vermisst. Den Weg zurück gehen dauert 8 Stunden und sie zu suchen, allerdings besteht ein Auftrag der in 2 Stunden ausgeführt werden sein muss dabei aber 5 Personen erfordert, man aber nur noch zu dritt ist wegen der zwei vermissen Kameraden. Zusätzlich geht zeitgleich ein Funkspruch ein, dass eine weitere Teileinheit in der nähe einen Unfall hatte. "Handeln Sie!" ist dann noch das Schlusswort.

Es lohnt sich dabei immer wenn einer die Oberführung übernimmt, sich dabei Notizen macht, andere Mitbewerber ermutigt auch einen Vorschlag abzugeben und gemeinsam auf eine Lösung zu kommen. In den meisten Szenarien gibt es keine perfekte Lösung, aber man muss seine Entscheidung hinterher stichhaltig begründen können. So wurde unsere Gruppe sich einig.

In den oben beschrieben Szenario erst die Unfallstelle aufgesucht zwecks Rettung und Bergung der Kameraden in der Hoffnung, dass dabei unverletzte sind die den Auftrag mit übernehmen können. In der weiteren Annahme wurde die Einheit geteilt, ein Teil machte sich auf die Suche nach den vermissten Kameraden (Kameradschaftshilfe ist ein großes Stichwort und Pflicht bei der Bundeswehr, vergisst man das, sieht es für einen schlecht aus), während die anderen den Auftrag verspätet ausführen.

Erfahrungsberichte sind ja ganz nett, aber dort wird gerne unter- oder übertrieben. Man kann sich aber selbst drauf vorbereiten, es gibt mehrere Anbieter die so etwas anbieten. Nicht jeder ist zum Offizier geeignet, auch das sollte klar sein und wenn es jemand nicht geschafft hat, dann schiebt man die Schuld auf alle anderen anstatt sie bei sich zu suchen.

So sind die meisten Erfahrungsberichte auch geschrieben, die es geschafft haben fanden es einfach alle anderen nur unfair. Ansonsten kann ich das Buch "Karriere in der Bundeswehr" noch wärmstens empfehlen, denn dort wird von einem Kameraden a.D. beschrieben was im Einstellungsverfahren erwartet wird, wie man sich zeigen sollte und was überhaupt nicht geht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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