Arzt als Samenspender verklagt, wo ist das Problem?
Ich habe gerade einen seltsamen Fall gelesen, den ich nicht ganz nachvollziehen kann. Dieser Arzt hat 50 Mal das eigene Sperma genutzt, um Frauen, die in seine Klinik gekommen sind zu befruchten. Er war Arzt für Befruchtungen in einer Befruchtungsklinik.
Nun kam durch einen Zufall eben defakto heraus, dass er acht Kinder auf diese Weise in die Welt gesetzt hat und die Frauen sind total empört. Dabei war ihr Wunsch ja ohnehin, dass sie in die Klinik kommen, um sich befruchten zu lassen. Der Arzt hätte ja jetzt rein theoretisch auch Spender sein können, was denselben Effekt ergeben hätte, wie ich finde.
Das Argument, dass die Kinder ja hätten sich verlieben können, halte ich ebenfalls für nicht haltbar. Das kann auch passieren, wenn der Arzt 5 mal den selben Spender genommen hätte und damit fünf Frauen zu Kindern verholfen hätte, die dann in derselben Stadt gewohnt hätten. Das kann ja wohl kaum als strafrechtliche Relevanz berücksichtigt werden.
Natürlich verstehe ich, dass das Vertrauensverhältnis weggefallen ist. Auch hätte man die Damen darüber unterrichten müssen. Doch Samenspende, anonym, heißt anonym. Da kann ja nun auch Hinz oder Kunz vorhanden sein, nicht wahr? Wo ist also an der gesamten Story das Problem der Frauen? Kann mir das jemand erklären und wie wäre Eure Reaktion auf die Geschehnisse?
Das ist ein ziemliches Problem, denn die zugesicherte Anonymität ist beispielsweise nicht mehr gegeben. Der Mann wusste, welchen Frauen er sein Sperma eingesetzt hat, er wusste, wer davon schwanger geworden ist. Damit ist solch ein Bruch der Vertrauensbasis da, das darf einfach nicht passieren.
Ein Arzt verpflichtet sich zu gewissen Dingen, an die er sich halten muss. Er wusste in dem Fall mehr als er wissen sollte und hat somit das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patientin gestört. Er konnte ja beobachten welche Frau von ihm schwanger wurde. Anonymität ist wichtig in so einem Fall.
Okay. Das habe ich ja in meinem Eingangsartikel geschrieben, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass es vielen Frauen um das zerstörte Vertrauensverhältnis geht. Doch ist das alleine eine Strafbarkeit, dass er in den USA nun wohl vor Gericht kommt?
Ich blicke da kaum durch. Er hat doch immerhin genau das getan, was die Damen wollten, sie befruchtet. Er hat in keiner Silbe jemals erwähnt, dass die Kids von ihm sein könnten und im Grunde alles so gehalten, als sei es anonym, sodass Frau dies nur durch reinen Zufall über 30 Jahre später erfahren hat.
Nein, er hat absolut nicht das getan, was die Damen wollten. Gewünscht war eine Schwangerschaft durch den Samen eines anonymen Spenders. Der biologische Vater sollte weder wissen, ob seine Spende benutzt worden ist, noch ob ein Kind daraus entstanden ist, welches Geschlecht es hat und wo es lebt.
Hier hat aber jemand seine Position ausgenutzt und gleich 50 mal versucht, Vater zu werden. Er wusste, welche Kinder er gezeugt hat und konnte deren Entwicklung verfolgen. Das ist ein eklatanter Missbrauch seiner Position und des in ihn gesetzten Vertrauens.
Wenn gewünscht gewesen wäre, dass der Erzeuger diese Informationen hat, dann hätte man sich die Klinik sparen können und Nachbarn, Freunde, angeheiratete Familienmitglieder oder sonst wen um einen frischen Becher Ejakulat bitten können.
Da kann ja nun auch Hinz oder Kunz vorhanden sein, nicht wahr?
Nein, eben nicht. Samenspender werden vorher ausführlich untersucht und müssen sowohl geistig als auch körperlich fit sein, auch dessen Verwandte dürfen keine Krankheiten haben. Nicht mal schwul darf man sein, man darf nicht vorbestraft sein, keine Drogen/Alkohol/Tabak konsumieren, nicht zu Gewalt neigen und das Erbgut muss eben zur Mutter passen. Man darf nicht ausländerfeindlich sein, muss die demokratischen Grundwerte akzeptieren, etc.
Wo ist also an der gesamten Story das Problem der Frauen?
Ist das nicht offensichtlich? Der Arzt könnte einfach schlechtes Erbgut haben. Oder lässt du dir von jedem Hinz und Kunz ein Kind machen?
Stelle dir vor die Mutter, ist sehr klein und hat eine schwere Hundehaarallergie. Der Arzt ist ebenfalls sehr klein, absoluter Hundeliebhaber, kann dafür aber Kinder nicht ausstehen und neigt zu Gewaltausbrüchen. Bei raus kommt nun ein Kind, dass Hunde über alles liebt, aber keinen haben darf, weil die Mutter so allergisch ist.
Seinen Frust reagiert das Kind dann ab indem es Mitschüler verprügelt, weil es die Neigung zur Gewalt vom Vater geerbt hat. Zu allem Überfluss bekommt das Kind dann später auch noch eine Krankheit die es vom Vater geerbt hat und leidet unter seiner geringen Körpergröße. Möchtest du so ein Kind haben?
Hinzu kommt, dass du selber als Mutter bei der Auswahl des Spenders darauf geachtet hast, dass der Vater ein großer, gesunder, friedliebender Mann ohne Vorliebe für Hunde war. Würdest du dich dann als Mutter nicht fragen, was du falsch gemacht hast, dass dein Kind gewalttätig geworden ist? Du würdest die Schuld vielleicht immer bei dir suchen, obwohl du gar nichts dafür kannst.
Viele Frauen mit unfruchtbaren Männern wählen ja auch bewusst einen Samenspender aus der ihrem Mann sehr ähnlich ist und charakterlich zur Familie passt, damit sie sich nicht unangenehmen Fragen stellen müssen, wenn das Kind hinterher eine Haar- oder Hautfarbe hat, die nicht zu den Eltern passt. Und sehr sportliche Eltern wollen auch bestimmt kein Sperma von einem Couch-Potatoe.
Er hat doch immerhin genau das getan, was die Damen wollten, sie befruchtet.
Aber mit Sicherheit wollten die Frauen kein Sperma eines kleinen, kranken Mannes der zu Gewaltausbrüchen neigt und in seiner Freizeit nur vor dem Fernseher sitzt.
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