Armenien-Resolution zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll?

Für reichlich politischen Wirbel sorgt ja die aktuelle Armenien-Resolution, welche vom deutschen Bundestag heute verabschiedet wurde. Die Türkei reagierte erwartungsgemäß ungehalten und hat wohl auch gleich mal deutsche Diplomaten „zum Rapport“ einbestellt. Irgendwie frage ich mich aber auch, ob es denn wirklich Not tat jetzt so ein Fass aufzumachen.

Warum prescht denn eigentlich Deutschland mit solch einer Resolution vor? Wäre es denn nicht Aufgabe der UNO festzustellen, ob sich ein Land des Völkermordes schuldig gemacht hat? Was haltet ihr denn von dieser Armenien-Resolution? Findet ihr diese war überfällig und sinnvoll oder steht es Deutschland eher nicht zu darüber zu befinden?

Ich war politisch nie die hellste Kerze auf der Torte. Das war mir früher alles zu doof. Gleichwohl wir das Fach "Politik" noch hatten. Heute ist das auf vielen Schulen gar nicht mehr allgegenwärtig. Trotzdem haben wir den "Maßenmord" in Armenien durch türkische Armeen niemals durch genommen und ich kenne die gesamte Story nicht. Das muss ich vielleicht einmal anmerken.

Ich lese mir dazu halt gerade das erste mal etwas dazu durch. Nun habe ich bereits verstanden, dass 1,5 Millionen Armenier durch die türkische Armee getötet wurden. Anders als Völkermord kann ich das ehrlich gesagt nicht bezeichnen. Was soll es sonst sein? Der Türke Erdogan echauffiert sich jetzt mal wieder, weil bei ihm sowieso alles was gegen die Türkei ist, eine Provokation darstellt.

Ich habe allerdings gelesen, dass elf Jahre vor Armenien auch Deutschland im Kaiserreich wohl in Namibia auch für ein Massaker gesorgt haben muss. Hier bekennt sich offenbar niemand für schuldig, aber nun wird in einer sehr kritischen Phase der Türke wieder einmal vor den Kopf gestoßen? Ich finde es richtig, dass man das als "Völkermord" bezeichnet, aber ist der Zeitpunkt nicht trotzdem denkbar seltsam?

In meinen Augen hat sich Merkel schon zu viel abhängig vom Türkei-Deal gemacht, sodass jetzt diese Resolution wirklich sehr ungünstig für sie werden kann. Man merkt die Bosheit von Erdogan darüber schon, indem er die Beziehungen bereits als "kritisch" wertet und den Botschafter aus Deutschland abgezogen hat.

Ich fand den Zeitpunkt mehr als nur ungünstig, weil ich glaube, dass dadurch weitere Probleme in der aktuellen Krise wieder aufgefacht werden könnten. Gleichwohl natürlich die Vergangenheit als solches für die heutige Situation keine Rolle spielen sollte. Doch wir wissen nun auch alle, wie Erdogan ist und er lässt sich das nicht bieten, weil er sowieso am Drücker ist. Selber schuld sage ich dazu auch noch heute!

Ich weiß nicht, ob es Deutschland zu steht, darüber zu befinden. Doch jeder darf ja selber denken, was er möchte und gewisse Dinge beurteilen. Vielleicht sollte Deutschland aber nicht mit zweierlei Maß messen, wenn im Großkaiserreich auch schon etwas auf dem eigenen Kerbholz steht!

Ich bin da jedoch kein Profi in solchen Angelegenheiten. Das ist eben nur meine Meinung. Was richtig oder falsch ist, das kann ich kaum beurteilen.

Soweit ich sehe, haben 25 andere Staaten diesen Schritt schon vollzogen und Deutschland hat auch eingeräumt, dass es auch hier nicht ganz unschuldig ist. Immerhin war das Deutsche Kaiserreich im I.Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet. Es war somit auch ein Schuldbekenntnis Deutschlands, dass ich so für notwendig und sinnvoll halte. Immerhin ist es nun 100 Jahre her und da sollte man schon die Wahrheit sagen dürfen.

Was ich persönlich schlimm fand, war die Tatsache, dass sich sämtliche türkischen Verbände hier in Deutschland teilweise mit massiven Einschüchterungen besonders an die Abgeordneten mit Wurzeln in der Türkei gewandt haben und es deshalb auch keine namentliche Abstimmung gab. So etwas gibt mir schon zu denken.