Armen Familien mehr Kindergeld zahlen sinnvoll?

Ich habe gelesen, dass die Familienministerin in Deutschland auf ganz besondere Weise die Kinderarmut bekämpfen möchte. So sollen mit Hilfe einer Reform des Kindergeldes einkommensschwache Familien stärker unterstützt werden. Demnach soll das Kindergeld laut Barleys Plänen bei ärmeren Familien (von 192 Euro) auf jeweils 393 Euro für die ersten beiden Kinder ansteigen, für das dritte Kind soll es 399 Euro im Monat geben und für das vierte und jedes weitere Kind soll es 416 Euro geben. Durch diese Änderungen sollen Alleinerziehende und Mehrkindfamilien besonders profitieren.

Was haltet ihr von diesem Konzept? Würdet ihr eine Reform der Kindergeldregelung begrüßen oder seht ihr das eher skeptisch? Würden davon Alleinerziehende und Familien mit wenig Einkommen besonders profitieren oder seht ihr derartige Vorteile für die Betroffenen gar nicht? Kann mit einer derartigen Reform tatsächlich die Kinderarmut bekämpft werden? Oder ist das nur eine Illusion und reinste Utopie?

Ich würde das unfair finden. Arbeitende Eltern, die mehr verdienen müssen ihre Kinder dann doch auch betreuen lassen, den Kindern etwas kaufen und haben damit Kosten. Gut, diese können sie vom Gehalt vielleicht besser tragen, aber letztendlich ist das Kindergeld ja nur zur Unterstützung gedacht. Ich würde dann eher Vergünstigungen in Bereichen einführen. Beispielsweise dass man kostenlos in Vereine gehen kann als Kind oder man eine gewisse Summe als Gutschein für Schulsachen bekommt.

Außerdem wär es natürlich eine echte Erleichterung für Eltern, wenn Bildung kostenlos wäre. Nur weil man etwas mehr verdient als die Armutsgrenze muss man ja auch nicht besser klarkommen. Ich finde es schon einigermaßen unfair, wenn man dann Grenzen zieht und so Dinge wie Miete und so weiter nicht bedacht werden. Es gibt Menschen, die zahlen sehr wenig Miete, haben also nicht unbedingt die selben Ausgaben, wie jemand, der sehr viel für seinen Wohnraum zahlen muss.

Einfach das Kindergeld zu erhöhen löst denke ich das Problem nicht, jedenfalls wenn man es nicht für alle macht. Ich denke, dass eine generelle Anhebung gut wäre und man dann Konzepte zur Sicherung der Kinder finden muss. Geld den Eltern zu geben garantiert dem Kind ja leider nichts.

Warum sollte man einkommensschwachen Familien oder Erziehenden nicht mehr Kindergeld gönnen? Allerdings hat die Sache einen entscheidenden Haken. Kindergeld ist Einkommen und wird somit voll angerechnet bei HartzIV. In diesem Fall hätte der Leistungsempfänger und auch das Kind gar nichts davon. Es wäre nur eine Umverteilung von einem Topf zum anderen. Daher können sich die betriebsblinden Bundespolitiker so etwas sparen.

Die Kinder, die auf Hartz angewiesen sind, bekommen dann also weiter nicht mehr Geld, weil das Kindergeld als Einkommen zählt. Diese Kinderarmut bleibt also einfach bestehen. Das ist schon ziemlich unfair an der Idee. Aufstocken haben ebenfalls die Popokarte.

Da die gute Frau Kinderzuschlag und Kindergeld zusammenlegen möchte, profitieren nur Geringverdiener, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld haben. Das sind nicht so viele. Denn damit muss das Einkommen über dem Bedarfssatz liegen, aber es darf nicht höher sein als der Regelbedarf plus Zuschlag. Rechnen wir das doch mal für eine Alleinerziehende mit einem Fünfjährigen. Das wären also 648 Euro Regelsatz plus 500 Warmmiete bei uns in der Stadt.

Also muss die Mutter mehr als 1.148 Euro verdienen, um überhaupt zu profitieren. Aber sobald sie mehr als 1.318 Euro netto hat, wird gekürzt. Und soviel mehr hat man auch nicht, weil zwar Kindergeld und Kinderzuschlag beim Wohngeld nicht mitgerechnet werden, aber Wohngeld kürzt den Kinderzuschlag. Für andere Einkommensgruppen wird es auch nicht fairer.

Das Problem mit Vergünstigungen, dass sie nicht jedes Kind haben kann. Wer auf den Land wohnt, braucht eben keinen Kinogutschein. Wenn das Sozialkaufhaus direkt nebendran liegt, dann kann man die billigeren Stühle sicher noch selber tragen. Ansonsten wird es schwierig. Höhere Regelsätze gehören eben auch dazu.