"Arbeitszeugnis enthält keine Codes", in Praxis gültig?

vom 06.06.2016, 20:07 Uhr

In der Uni hatten wir letztens mit einem Professor eine Diskussion zum Thema Arbeitszeugnisse. Es ging dabei darum, dass immer mehr Arbeitszeugnisse die Floskel "Dieses Arbeitszeugnis enthält keine Codierungen" enthalten. Einige Kommilitonen meinten, dass sie bereits im Personalwesen gearbeitet haben und dieser Satz quasi überlesen wird und trotzdem nach versteckten Codes gesucht wird. Somit wäre dieser Hinweis eigentlich überflüssig.

Einerseits muss man sich ja als Personaler irgendwie ein Urteil über den potentiellen Arbeitnehmer bilden, andererseits ist meiner Meinung nach immer fraglich, wie der der Verfasser des Arbeitszeugnisses einen bestimmten Satz gemeint hat. Bei einigen anderen Kommilitonen wurden Proteste laut, dass es ja nicht sein kann, dass dieser Satz verwendet wird und nicht seinen Zweck erfüllt.

Nachteilig könnte das sein, wenn der vorherige Arbeitgeber bewusst ein sehr individuelles Zeugnis geschrieben hat und versehentlich Codes enthalten waren, welchen er durch die darunter geschriebene Floskel aber keine Gültigkeit verleihen mag. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass der Bewerber bereits vor einem persönlichen Gespräch ungerechtfertigt aussortiert wird.

Bittet ihr euren Arbeitgeber, falls er diesen Hinweis benutzt, dennoch keine Sätze einzubauen, welche codiert sein könnten oder vertraut ihr auf solche Hinweise und denkt das kommt beim zukünftigen Arbeitgeber auch richtig an? Hat eventuell jemand in dem Bereich Personalwesen Erfahrungen und kann sagen, wie man das in der Praxis handhaben würde?

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



So weit ich weiß hat man das Recht, dass einem ein faires Arbeitszeugnis ausgestellt wird. Je nachdem in welcher Branche man arbeitet würde ich schon darauf achten, dass mir ein Arbeitszeugnis nicht ungerechtfertigt auf die Füße fällt, wenn ich nichts verbockt habe.

Von daher würde ich mich im Zweifelsfall von Fachleuten beraten lassen, zum Beispiel bei der Gewerkschaft oder dem Betriebsrat oder einem Fachanwalt und dann eine gute Lösung anstreben.

Allerdings kommt es auch auf die Branche an, in der man arbeitet. Wenn man in einem kleinen Handwerksbetrieb mit Chef und drei Mitarbeitern arbeitet und sich in einen ähnlichen Betrieb wieder bewerben wird, wird so ein Arbeitszeugnis auch ganz anders gelesen werden. Anders ist es, wenn man von einem Großkonzern so ein Arbeitszeugnis erhält, das offensichtlich von Fachleuten aus der Personalabteilung verfasst wurde. Das wird mit Sicherheit ganz anders interpretiert, vor allem wenn man sich wieder in einer anderen Firma bewirbt, wo ebenfalls Fachleute die Bewerbungen sichten. Da wird man bei solchen Formulierungen vermutlich eher hellhörig und erkundigt sich eher bei seinem Kollegen in der anderen Firma was mit Mitarbeiter XY denn los war.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das macht Personaler sofort misstrauisch. Es klingt auf den ersten Blick sinnvoll, denn wenn ein Arbeitgeber keine Erfahrung hat, kann er aus Versehen ein sehr wohlwollend gemeintes Zeugnis in ein gruseliges verwandeln. Der Gedanke, dass so ein Zusatz es rettet, liegt nahe.

Dummerweise kommt es eher zu der Formulierung, wenn dem Arbeitnehmer das Zeugnis nicht wohlwollend genug ist, und der Arbeitgeber möchte nicht freundlicher schreiben. Dann einigt man sich auf den Zusatz. Folglich finden Personaler das eher negativ und keinesfalls neutral.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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