Arbeitslosengeld II oder Hartz-IV-Satz ausreichend?

vom 23.01.2022, 15:54 Uhr

Der derzeitige Hartz-IV-Regelsatz sollte:

Angehoben werden
2
50%
Ist ausreichend bemessen
2
50%
Abgesenkt werden
0
Keine Stimmen
Weiß nicht/Mir egal
0
Keine Stimmen
 
Abstimmungen insgesamt : 4

Schon seit der Einführung von Arbeitslosengeld II und der Hartz-IV-Sätze, sind deren Höhe in der Diskussion und wurden auch schon mehrmals angehoben. Nun schweben aber auch Forderungen zur Erhöhung im Raum, die aber regelmäßig keine politischen Mehrheiten finden und demzufolge abgelehnt werden. Wie empfindet ihr denn den aktuellen Arbeitslosengeld II bzw. Hartz-IV-Satz von 446€? Bedarf dieser einer Erhöhung und wenn ja, wie hoch oder sollte dieser sogar abgesenkt werden?

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» info-hotline » Beiträge: 192 » Talkpoints: 123,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde den Satz angemessen. Man darf nicht vergessen, dass damit schon Versicherung, Miete und Heizkosten abgedeckt sind. Viele Menschen, die Vollzeit arbeiten gehen, haben am Ende nach Abzug aller Kosten (gerade in Großstädten) deutlich weniger Geld monatlich zur Verfügung.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Für einen alleinstehenden Menschen finde ich den Satz ausreichend. Ich habe mich mal informiert und festgestellt, dass da kein großer Unterschied besteht zu einem Menschen, der in einer Gegend mit einem hohen Mietpegel wohnt und in einem Niedriglohnbereich arbeitet.

Für Alleinstehende mit Kindern ist es meiner Meinung nach zu wenig, um Kindern ein Leben so zu ermöglichen, wie es Kinder haben, die nicht von sozialer Unterstützung leben. Hier sollte man sich überlegen, wie man diese Kinder besserstellt. Man sollte die Bildungsgutscheine zum Beispiel aufstocken oder den Kindern Freizeiten und Urlaube mit oder ohne Eltern ermöglichen.

Auch Kinogutscheine inklusive Gutschein für Popcorn und Cola, Theatergutscheine, Zoogutscheine inklusive Gutschein für das Zoorestaurant, Museumsgutscheine und ähnliches wären gut. Ich weiß aber nicht, ob es sowas nicht schon gibt. Mir würde da viele Dinge einfallen, die ein Kinderleben nicht nur, aber auch ausmachen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wunschkonzert hat geschrieben:Ich finde den Satz angemessen. Man darf nicht vergessen, dass damit schon Versicherung, Miete und Heizkosten abgedeckt sind. Viele Menschen, die Vollzeit arbeiten gehen, haben am Ende nach Abzug aller Kosten (gerade in Großstädten) deutlich weniger Geld monatlich zur Verfügung.

Daran sind sie aber selbst schuld. Sie können auch als Vollzeitarbeitnehmer ergänzende Sozialleistungen beim Jobcenter beziehen, um das Existenzminimum zu sichern. Das wissen viele aber gar nicht. Oder sind zu stolz.

Ich habe lange von Arbeitslosengeld II gelebt. Es ist nicht so, dass man davon seinen Strom bezahlt und der Rest bleibt einem für Nahrungsmittel. Es gibt noch einiges mehr an Rechnungen. Jedenfalls, wenn man nicht wie ein Mönch lebt und einigermaßen am gesellschaftlichen Leben teilhaben möchte.

Es reicht hinten und vorne nicht. Die letzte Woche im Monat buchstäblich zu hungern ist mir vertraut. Eine halbe Packung Toast und vielleicht noch 4 Eier für eine Woche einteilen zu müssen und sich als Raucher die alten Kippen aus dem Müll herauszusuchen, ist sehr unangenehm. Zeitgleich wird man mit Werbung bombardiert, wo einem schöne Torten, saftige Hamburger etc. vorgeführt werden. Das macht einen fertig, psychisch und physisch. Zwar gibt es noch die Tafeln. Aber auch die wollen einen Euro. Oftmals kriegt man aber nicht mal mehr diesen zusammen.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn ich bedenke, dass man die Miete nicht selbst zahlen muss und sich auch von der GEZ befreien lassen kann, dann sind 446 Euro schon viel Geld für eine Person, welche dafür nichts tun muss. Selbst wenn man dann noch Strom und eventuell ein Telefon davon bezahlen muss, bleibt da noch eine Menge Geld übrig. Und da gehe ich jetzt von unseren Stromkosten als Haushalt mit drei Personen aus.

Wenn dann jemand schreibt, dass die letzte Woche des Monats hart ist, dann sollte vielleicht das eigene Konsumverhalten betrachtet werden. Man kann es ja jeden Monat erleben, wie die Einkäufe sich entsprechend verändern, wenn das Geld weniger wird, aber zu Monatsanfang einfach übermäßig eingekauft wird.

Dass entsprechende Anträge für eine allgemeine Erhöhung regelmäßig abgelehnt werden, kann ich da verstehen. Auch dass im letzten Jahr sehr viele Menschen kein Verständnis dafür aufbringen konnten, dass eine Coronazulage gezahlt wurde. Und je höher das Arbeitslosengeld II steigt, desto unattraktiver wird es ja sich um Arbeit zu bemühen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb, es bleibt eben keine ganze Menge übrig. Denn der Rest ist ja nicht zum Aufbrauchen da. Rücklagen für Elektrogeräte, Kleidung, Renovierung und so weiter, Versicherungen wie Haftpflichtversicherung und Hausratversicherung, Zuzahlungen bis zur Befreiung bei Medikamenten und Fahrtkosten knabbern enorm an der Summe.

Und es ist ja nicht so, dass jeder sich überall einfach einen Job suchen kann. Bei uns liegt die Arbeitslosenquote bei fast zwölf Prozent. Bei uns kommen auf knapp 30.000 Arbeitslose, da sind die Arbeitssuchenden noch nicht dabei, weniger als 4.000 Stellenangebote. Das Jobcenter unterstützt Bewerbungen im Tagespendelbereich. Da sieht es aber nicht besser aus und das ist seit Jahrzehnten so.

Ich kenne einige Menschen, die stecken seit Jahren in dem System und haben keine Chance rauszukommen. Mit über 50 und kaputtem Arm findet ein ehemaliger Elektriker mit Umschulung zum Altenpfleger nichts mehr. Für eine Erwerbsminderungsrente reicht es nicht, für einen Job aber auch nicht. Es ist ja nicht so, dass der größte Teil freiwillig nichts tut. In meiner Stadt stockt beispielsweise fast jeder fünfte auf. Die wären zumeist gerne aus dem System, es reicht aber nicht. Und da ist der Satz plus der Selbstbehalt auch nicht fair.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde das sehr schwierig zu beurteilen, wenn man nicht selbst für längere Zeit in der Situation steckt. Studenten haben meistens viel weniger monatlich zur Verfügung, aber vielleicht ist das nicht so schlimm, weil ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist. Es ist wahrscheinlich auch psychisch schwierig, wenn man weiß, dass das immer so bleiben wird.

Rein gefühlsmäßig würde ich auch zwischen Familien mit Kindern und Alleinstehenden unterscheiden. Ich finde 446 für einen Alleinstehenden viel, wenn die Miete bezahlt wird. Wenn man 100 Euro für Strom, Haftpflicht, Internet, (GEZ muss man nicht zahlen?), bleiben noch 346 Euro. Ziehen wir noch mal großzügig gerechnet 100 Euro für irgendwelche Fahrtkosten (Monatskarte oder so) ab, bleiben noch 246 Euro für Essen und Hygiene. Da ich zur Zeit sparsam lebe, führe ich wieder Haushaltsbuch. Ich achte beim Essen auf die Preise und gebe 120 Euro plus minus dafür aus, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Ich käme, wenn es denn sein müsste, auch mit 80 Euro hin. Bleiben noch 120 Euro. Davon könnte man 50 Euro für Besonderes zurücklegen. Ist meine Rechnung naiv?

Vielleicht muss man auch stärker unterscheiden, ob jemand krank ist. Da entstehen ja auch Kosten oder ob es jemandem zuzumuten ist, in eine andere Stadt umzuziehen. Hier werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Der Umzug müsste natürlich vom Arbeitsamt übernommen werden. Andererseits gibt es hier keine bezahlbaren Wohnungen. :( Das ist, glaube ich, das größte Problem.

Meiner Meinung nach müssten Familien und Kranke vielleicht mehr bekommen und Alleinstehende, die in ganz Deutschland nach Arbeit suchen könnten, genauso viel wie bisher. Ich gönne natürlich jedem mehr, aber ich finde es schwierig, wenn Geringverdiener sehen, dass sie von ihrer Arbeit weniger haben als ein Hartz4-Empfänger und sich blöd vorkommen, wenn sie arbeiten.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



50 Euro pro Monat zurückzulegen ist für Kleidung, Wohnung, Elektrogeräte und so weiter aber zu wenig. Zumal diese Annahme, dass die Wohnung bezahlt wird, oft halt auch nicht zutrifft. Denn nicht immer findet sich Wohnraum in der passenden Preisklasse. Bei den Heizkosten zahlst du schnell drauf, wenn deine Hütte unsaniert ist. Da reicht die maximale Erstattung schnell nicht aus, obwohl keine dauernd gekippten Fenster vorliegen und du auch nicht auf 22 Grad hochheizt. Wenn du dann noch einen Durchlauferhitzer für das heiße Wasser hast, reicht in der Regel die Pauschale für die Stromkosten nicht aus (Warmwasser gehört eigentlich zu den Heizkosten) und du zahlst auch da drauf.

Und wie kommst du auf einen zumutbaren Umzug in eine andere Stadt? Den bekommst du nur genehmigt, wenn du da fest einen Job bekommst. Ansonsten musst du den Umzug selbst finanzieren. Das neue Amt muss zwar die angemessene Miete übernehmen, aber eben nicht die Umzugskosten. Und innerhalb der Gemeinde ist die Freizügigkeit halt eingeschränkt, wenn man Leistungen empfängt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:50 Euro pro Monat zurückzulegen ist für Kleidung, Wohnung, Elektrogeräte und so weiter aber zu wenig.

Kleidung und Wohnung wären in den 70 Euro enthalten. Und mit dem Umzug meinte ich ja nur, dass es so sein sollte und nicht unbedingt so ist. Nun ja, die Diskussionen sind müßig, wenn man nicht in der Lage steckt. Ich sehe nur, dass manche Leute, die arbeiten, auch nicht mehr haben. Und das darf nicht sein. Vielleicht sollte man mehr differenzieren, also die Wohnungskosten in einer teuren Stadt und die individuelle Wohnung mehr berücksichtigen.

Ich habe mal vor Jahren mit einer alleinerziehenden Freundin einer Freundin gesprochen, die dargestellt hat, dass Hartz4 für sie bedeutend schlechter sei. Sie hatte vorher Sozialhilfe bezogen. Da sei sie dann einfach hingegangen, wenn die Waschmaschine kaputtgegangen ist, und sie hat eine neue bekommen. Das ist bei Hartz4 wohl anders. Sie fand Sozialhilfe besser, weil sie mit den kleinen Kindern eh nicht arbeiten kann.

Ich finde es auch nicht richtig, dass man von Alleinerziehenden verlangt, dass sie ab einem viel zu niedrigen Alter der Kinder schon wieder arbeiten müssen. In diesem Bereich müsste mehr getan werden. Aber als Alleinstehender und Gesunder kann man doch Verzicht erwarten. Finde ich.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Blümchen, das wird doch berücksichtigt. Mit teuren, aber angemessenen Wohnkosten kannst du aufstocken. Es gibt Wohngeld und Kindergeld. Es ist ja eben nicht so, dass wer arbeitet, mit ebenso wenig auskommen muss. Und da es eben für sehr viele eine Lösung bis zur Rente ist, obwohl die das nun wirklich nicht so wollen, ist zu wenig. Du kannst doch nicht einfach einen Teil der Bevölkerung von jeglicher gesellschaftlicher Teilhabe ausschließen. Zumal gerade da, wo die Arbeitslosenquote noch ist, die Gemeinden sehr klamm sind und es kaum günstige oder kostenlose Angebote gibt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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