Arbeitsergebnis beeinträchtigt, wenn man Kollegen nicht mag?

vom 02.02.2017, 21:41 Uhr

Ein Bekannter erzählte heute, dass er morgen mit einem Kollegen zusammen arbeiten muss, den er nicht mag. Er meint, dass dieser Kollege viel Mist baut, den die anderen Mitarbeiter dann wieder ausgleichen müssten. Auch wäre dieser Arbeitskollege menschlich eine Katastrophe.

Allerdings weiß ich, dass sich mein Bekannter schon möglichst professionell verhalten wird. Nur wenn ihm dieser Arbeitskollege wirklich sehr auf die Nerven geht und sich einfach blöd verhält, könnte ich mir vorstellen, dass er doch irgendwas sagen könnte. Allerdings meint er, dass dies nicht seine Arbeit beeinflussen wird und er sie genauso gut macht wie sonst auch.

Wie verhaltet ihr euch, wenn ihr mit Kollegen zusammen arbeiten müsst, die ihr nicht mögt? Lasst ihr dies den Kollegen deutlich spüren? Oder bewahrt ihr da doch ein professionelles Verhalten? Findet ihr es besonders schwierig, dann gute Arbeit zu leisten?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde, dass Sympathie und Antipathie bei der Arbeit überhaupt keine Rolle spielen sollten, wenn alle Beteiligten sich professionell verhalten und sich eher auf die Arbeit und die Ziele der Arbeit konzentrieren, um entsprechend voranzukommen.

Wenn man sich nicht leiden kann und dann gegenseitig sabotiert wird, wird sich das sicherlich auf die Arbeitsergebnisse auswirken, aber auch, wenn man sich zu sehr mag und statt zu arbeiten lieber flirtet oder über die Kollegen als wäre der Kollege der Ersatz für die beste Freundin und als wäre man gar nicht auf Arbeit, sondern beim privaten Kaffeeklatsch zu Hause.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Also ich glaube, dass die Arbeitsproduktivität abnimmt, wenn man mit Jemanden zusammenarbeiten muss, den man nicht mag. Zumindest war das bei mir immer so. Wenn ich mich nicht wohl fühle, dann werde ich mit der Zeit sehr lustlos. Am Anfang mag das ja noch gehen, aber auf die Dauer hat es einfach Auswirkungen.

In diesem Zusammenhang muss ich eine merkwürdige Geschichte erzählen. Ich war mal in einem Ingenieursbüro beschäftigt. Unser Chef hatte sehr seltsame Ansichten. Er war der Meinung, dass die Leute produktiver wären, wenn sie sich nicht ausstehen können. So setzte er absichtlich Leute in ein Zimmer, die sich nicht mochten.

Seine Theorie war die, dass er glaubte, die Produktivität würde deshalb steigen, weil die Leute sich nicht unterhalten würden. Und er glaubte, dass man eher motiviert wäre, wenn man sein Gegenüber nicht leiden kann. Man würde praktisch dazu angestachelt besser zu sein als der ungeliebte Zimmergenosse.

In regelmäßigen Abständen führte er dann Umbesetzungen durch, weil er auch die Manie hatte, dass die Leute sich ja irgendwann doch näherkommen könnten, und sich dann doch vertragen. Das Ergebnis war eher ernüchternd. Als er seine Strategie einführte, führte das signifikant zu Produktionseinbußen. Die Produktivität ließ nach und die Stimmung sowieso.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Natürlich gibt es immer mal wieder Menschen, die man nicht ausstehen kann, aber dennoch ist man bei der Arbeit um zu arbeiten und nicht um sich zu streiten oder sich gegenseitig anzuzicken. Im Normalfall arbeite ich einfach mit dieser Person, bin nett und mache mein Ding. Wobei es auch sein kann, dass ich meine Meinung sage, wenn die Person beispielsweise ihre Arbeit nicht macht und es das ist, was mich an der Person stört.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Leider reicht es meiner Erfahrung nach nicht zwangsläufig immer, wenn man sich einem ungeliebten Kollegen oder einer Kollegin "professionell" verhält. Besonders dann nicht, wenn man zu den Kollegen, die man leiden kann, nett und herzlich ist und auch mal ein bisschen plaudert, während man sich bei dem schwach rassistischen, inkompetenten Volldeppen mit der rostigen Gießkannen-Stimme, dessen Türkenwitze regelmäßig durch das ganze Büro schallen, gerade mal zu einem höflichen Gruß aufraffen kann.

Diese Kandidaten, seien sie auch sonst noch so unsensibel, merken nämlich leider sofort den Unterschied und sind entsprechend selber nicht gut auf einen zu sprechen. Deprimierenderweise sind oft gerade die Unsympathlinge verzweifelt auf der Suche nach Anerkennung, ja Liebe, und da genügt ein höflich-diszanzierter Umgang leider nicht, sondern wird fälschlich als Dummheit oder Arroganz ausgelegt. Und schon kann sich keiner mehr wirklich auf die Arbeit konzentrieren, weil sich jeder über den anderen ärgert.

In der Theorie wäre es daher also schon schön, wenn Zu- und Abneigungen unter MitarbeiterInnen keine Rolle bei der Professionalität spielen würde, aber wenn man wirklich zwei absolut gegenteilige Persönlichkeiten zur Teamarbeit zwingt, kann es meines Erachtens unmöglich so gut funktionieren wie bei Kollegen, die sich zumindest nicht aktiv hassen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es kommt, denke ich, auch darauf an, was genau man denn tun muss. Ich habe nun im echten beruflichen Leben keine Erfahrungen, aber generell würde ich sagen, wenn man tatsächlich gemeinsam an etwas arbeiten muss, hat Sympathie oder Antipathie deutlich mehr Einfluss, als wenn man zwar an einer Sache arbeitet, da aber jeder sein Ding machen kann.

Mal angenommen, ich müsste mit einer Person, die ich nicht ausstehen kann, ein Programm entwickeln, bei dem aber schon ganz klar ist, was gemacht werden muss. Dann könnte ich meine Klassen schreiben, und die andere Person schreibt ihre Klassen, da wäre es nicht unbedingt wichtig, ob wir einander mögen. Wir müssten ja höchstens einmal festlegen, wer was zutun hat, und zwischendurch hin und wieder Bescheid sagen, wenn eine Sache noch hinzugefügt werden müsste. Das sollte machbar sein.

Wenn wir uns vorher aber erstmal einigen müssten, was wir denn machen sollen und wie genau, stelle ich mir das deutlich schwieriger vor. Denn wenn wir dann in einem Punkt unterschiedlicher Meinung sind, besteht immer die Chance, dass man einfach deswegen dagegen ist, weil man den anderen nicht mag. Das ist dieser typische Antipathie-Effekt: Wenn man jemanden nicht mag, nerven einen bei dem auch Dinge, die einem bei einem Freund egal wären. Ganz davon abgesehen, dass diese Besprechungsphase auch deutlich unangenehmer ist, wenn man mit der anderen Person am liebsten nichts zutun hätte.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Oh man, ich scheine hier ja eine ziemliche Ausnahme zu sein mit meiner Einstellung, die auf nichts weiter als eigener Erfahrung beruht. Mag sein, dass ich da charakterlich einfach anders gestrickt bin und Sympathie oder Antipathie besser ausklammern kann, vielleicht bin ich in dieser Hinsicht aber auch einfach nur routiniert und trainiert genug, dass ich das besser ausblenden kann, wenn ich mit anderen Personen gemeinsam zu einer Lösung kommen muss.

Das fing schon in der Schule an. Da hatten einige Lehrer diese Idee des alternativen Unterrichts, weil der Frontalunterricht ja so kontraproduktiv wäre. Also wurde ich ständig mit Gruppenarbeiten konfrontiert, nicht nur Aufgaben mussten so gemeinsam bearbeitet werden (wobei man auf die Zusammensetzung der Gruppe keinen Einfluss hatte), sondern auch Referate und Vorträge, teilweise auch schriftliche Aufsätze und Berichte. Manche Teamkollegen mochte man, andere überhaupt nicht, aber weil die Note vom Endergebnis abhing, haben wir uns alle zusammengerissen und uns professionell verhalten.

Später beim Studium ging es genauso weiter. Wir wurden dermaßen auf Teamwork gedrillt, wobei wir auch da kaum Einfluss darauf hatten, mit wem wir warum zusammenarbeiten müssen. Das zog sich im Prinzip durch die halbe Studienzeit und das ganze Studium hindurch und auch bei den Jobs, die ich bisher hatte. Mittlerweile bin ich so routiniert, dass ich derartige Aspekte wie Zuneigung oder Abneigung komplett ausblenden kann und ich rede während der Arbeit auch nicht über Privates.

Ich differenziere einfach und stelle mir folgende Frage: Welche Informationen und Handlungen bringen mich näher zur Lösung meiner Aufgabe? Alles andere wird komplett ausgeklammert und vernachlässigt. Alles, was mich nicht näher zum Ziel bringt, wird ignoriert. Da spielt es auch keine Rolle, dass ich Kollegin XY mag, ich würde trotzdem nicht mit ihr klatschen und tratschen während der Arbeit. Daher kann ich aus Erfahrung sagen: ja, es ist möglich mit entsprechender Übung und Routine und dem nötigen Willen! :)

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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