Arbeitgeber von Hetzern im Internet benachrichtigen?

vom 05.10.2015, 21:14 Uhr

Immer wieder kommt es vor, dass Hetzparolen zum Thema Flüchtlinge im Internet auftauchen. Besonders auf Facebook und vergleichbaren sozialen Netzwerken findet man solche Hetzen und meistens kann man auch nicht herausfinden, wer dahinter steckt.

Neulich habe ich eine Sendung im Fernsehen verfolgt, wo man aber am Ende doch herausbekommen hat, wo ein solcher Hetzer arbeitet und seinen Arbeitgeber benachrichtigt hat. Gebracht hat das vermutlich nichts, da der Mann 1-Euro-Jobber war und keinen richtigen Job hatte. Bei anderen Menschen kann man so sicherlich mehr Schaden anrichten.

Auf diese Weise soll wohl schon vielen Menschen geschadet worden sein und einige sind auch gekündigt worden. Ich finde das aber prima und bewundere Menschen, die sich die Mühe machen hinter die Identität solcher Hetzer zu kommen. Wie seht ihr das? Findet ihr es gut, dass man versucht die Arbeitgeber solcher Hetzer über ihre Aktivitäten zu informieren? Würdet ihr das auch machen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man im Internet etwas öffentlich postet und dann noch einen Arbeitgeber angeben hat, ist es klar, dass ein hetzerischer Spruch diesem auch schadet, weswegen ich es ganz normal und richtig finde, wenn so ein Mensch dann eine Kündigung bekommt. Immerhin ist er ja auch ein gewisses Aushängeschild für die Firma. Ich finde es auch gut, dass solche Menschen bei der Firma dann gemeldet werden. Selber habe ich das auch schon gemacht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Es gibt mittlerweile sogar eine Seite im Netz, auf der solche "tollen" Beiträge veröffentlicht werden. Zum Teil eben auch mit den Arbeitgebern der Poster. Und es ist bekannt, dass die besagte Seite teilweise auch die Arbeitgeber informiert.

Hier kann man von einem Fall lesen, in dem ein großer Automobilkonzern einem Auszubildenden gekündigt hat, weil er fremdenfeindliche Äußerungen im Internet veröffentlicht hat. Und das dürfte nicht der einzige Fall sein.

Ganz generell ist es ja so, dass viele Unternehmen zu Toleranz aufrufen. Da wirkt es nicht besonders toll für das Ansehen der Firma, wenn ein Angestellter eindeutig diese Toleranz nicht duldet. Ich persönlich möchte auch eher ungerne von einem Verkäufer bedient werden, der im Internet dazu auffordert, dass man Flüchtlinge und/oder Ausländer doch vergasen sollte. Solche Äußerungen habe ich persönlich auch schon im Netz gesehen.

Ich denke aber, vielen ist gar nicht wirklich bewusst, was sie so von sich geben. Ich hatte vor Kurzem mit einem Verkäufer eine längere Diskussion zum Thema Ausländer. Ich konnte alle seine Aussagen widerlegen. Verwies darauf, wie widersprüchlich es ist, wenn er das Verhalten bei jedem Deutschen in Ordnung findet, aber ein Problem damit hat, wenn Ausländer, die seit Jahren in Deutschland sind und auch hier in die Steuerkassen ein bezahlt haben, genau das selbe machen.

Irgendwann verteidigte er seine Aussagen mit den Worten, er sei eben ein Kleiner Adolf. Zum Glück kam da Kundschaft und wir konnten das Gespräch beenden. Ein paar Tage später gab er mir gegenüber an, dass er von einer anderen Kundin angesprochen worden ist, wie toll sie seine Worte fand. Ich habe das recht trocken damit kommentiert, ob ihm bewusst sei, dass solche Aussagen mittlerweile ein Kündigungsgrund sein könnten. Da meinte er allen Ernstes zu mir: Wegen so ein bisschen Rassismus?!

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich finde das absolut nicht gut, weil das Arbeitsleben und die politische Meinung, auch wenn es eine extreme ist, zwei getrennte Welten sind. Es hat den Arbeitgeber nicht zu interessieren, ob der Mitarbeiter rechts, links oder sonstwas ist, so lange der seine Arbeit macht und mir persönlich ist es auch ausgesprochen egal, ob ein Verkäufer irgendwelche Hetzparolen schreibt, weil ich von dem keine politischen Ratschläge möchte, sondern einfach nur bedient werden will und der Rest geht mich nichts an.

Man sollte mal auf dem Teppich bleiben. Ja, es gibt extreme Meinungen, die finde ich auch nicht gut und manches ist auch sehr beleidigend, aber dennoch hat es nichts mit der Arbeitstätigkeit zu tun. Wo soll das hinführen? Dass jeder nur noch politisch Korrektes von sich geben darf, damit er nicht seinen Job verliert?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 06.10.2015, 06:09, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Trotzdem schaden solche Hetzposts durchaus dem Ansehen der Firma. Oder mal anders erklärt. Nehmen wir so eine große Firma wie Opel, Porsche, Volkswagen. Dort arbeiten viele Menschen und auch viele Ausländer. Außerdem haben alle Firmen auch ausländische Kunden. Welche Wirkung hat es denn, wenn jemand damit angibt bei Opel, Porsche oder Volkswagen zu arbeiten und gleichzeitig öffentlich schreibt, dass alle Ausländer vergast werden sollten?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Gilt der Rechtsstaat nur, wenn er einem in den Kram passt? Wer damals Juden denunziert hat, der war böse, das war der Blockwart. Und wer für die Stasi gearbeitet hat, der war auch ein böser Denunziant. Kaum ist man aber von der moralischen Richtigkeit des eigenen Handelns überzeugt, dann ist Denunziantentum salonfähig?

Die Regeln, die für den einen gelten, gelten für den anderen nicht? Gerade in dieser Zeit zeigt sich sehr schön, dass sich gar nichts geändert hat. Kaum gibt man Menschen die Gelegenheit, andere mit voller Überzeugung anzuschwärzen, gelten rechtsstaatliche Regeln nicht mehr. Das war in der dunkelsten Zeit des Landes auch nicht anders.

Bis heute gilt, verpestet ist ein ganzes Land, wo schleicht herum der Denunziant. Das Ahnden solcher Verstöße obliegt den Gerichten und nicht dem Denunzianten, der sich als besorgter Bürger tarnt.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn der Kollege in die Kasse greift, den Kollegen Geld aus der Geldbörse nimmt, als Verkäufer Freunden die Waren schenkt und so weiter, dann würde man das doch auch melden oder nicht? Oder sagt man dann auch, ach es macht nichts, wenn mir der Kollege mein Geld stiehlt? Und es gibt sicherlich noch andere Beispiele, mit denen man zum Vorgesetzten gehen würde. Unter anderem weil es einem selbst, dem Arbeitgeber oder dem Ansehen der Firma schadet.

Wenn jemand dazu aufruft, Auschwitz wieder zu eröffnen, alle Ausländer zu vergasen, alle Ausländer abzustechen und ähnliches, dann ist das nach deutschem Recht auch nicht legal. Wenn jemand damit prahlt, dass er geholfen hat, ein Asylantenheim anzuzünden, Ausländer zu verprügeln und ähnliches, dann entspricht das auch nicht den deutschen Gesetzen oder?

Der sogenannte besorgte Bürger ist Teil der Bewegung, die sich gegen Ausländer ausspricht. Für den alle Ausländer böse sind. Für den alle Ausländer den Staat betrügen und so weiter. Ich befürchte allerdings, dass von diesen besagten Bürgern kaum einer hin geht und es meldet, wenn der Nachbar, der rein zufällig Ausländer ist, den Staat irgendwie betrügt. Da werden dann lieber Parolen geschwungen ala alle Ausländer betrügen den Staat.

Und keiner hat dazu aufgerufen, mit Heugabeln und Fackeln gegen Leute los zu ziehen, die im Netz irgendwelche braunen Parolen verbreiten. Facebook selbst löscht zwar Bilder, auf denen nackte Brüste zu sehen sind, umgehend. Wenn aber jemand rechte Parolen veröffentlicht, dann geschieht recht wenig und wenn, sehr langsam.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Also gelten die Normen und Regeln des Rechtsstaats für Rechte nicht? Da ist Selbstjustiz in Ordnung? Das, was man bei denen kritisch sieht, darf man selbst anwenden? Also ist das System, das man eigentlich ablehnt, in diesem Fall richtig und legitim? Das ist eine merkwürdige Rechtsauffassung, die zeigt, dass die damaligen Mechanismen immer noch wunderbar funktionieren und als ethisch einwandfrei angesehen werden!

Es ist doch ein ziemlicher Unterschied, ob man Diebstähle im eigenen Unternehmen meldet, oder ob man Posts im Internet einem völlig fremden Unternehmen meldet, weil man es zufällig als Arbeitgeber erkennen kann. Das ist denunzieren und nichts anderes.

Denn natürlich entsprechen solche Aussagen nicht dem deutschen Recht. Zuständig ist dafür aber der Staatsanwalt und nicht der von besorgten Bürgern verständigte Arbeitgeber. Das sagt das deutsche Recht. Denunziantentum ist nicht Teil des Rechtssystems.

Und wenn du den Begriff besorgte Bürger nur für rechts orientierte Menschen nutzen möchtest, dann steht dir das frei. Allerdings kann man die andere Seite ebenfalls so bezeichnen, wenn sie das Recht außer Acht lässt. Mit zweierlei Maß messen, ist zwar bequem. Aber es legitimiert keine Handlungen, die mehr als rechtlich bedenklich sind.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


An welcher Stelle schrie ich, dass ich Selbstjustiz begehen will? Wenn ich jemand sehe, der die Schaufensterscheiben eines Geschäftes einschlägt, dann benachrichtige ich doch auch die Polizei. Und wenn ich sehen würde, wie ein Verkäufer eines Geschäftes, welches ich zumindest gelegentlich besuche, kleine Kinder auf offener Straße verprügelt oder Frauen aufdringlich sexuell belästigt, würde ich wahrscheinlich schon darüber nachdenken, den Arbeitgeber darüber zu informieren.

Wenn ein Unternehmen mit Toleranz und Weltoffenheit wirbt und sich klar gegen Rassismus ausspricht und ich würde Mitarbeiter der Firma erleben, die eben eindeutig rechts agieren, wie zum Beispiel eben Flüchtlingsunterkünfte bedrohen oder anzünden, dann würde ich das ganz klar hinterfragen. Denn für mich passt das nicht zusammen.

Den Begriff besorgte Bürger haben sich Gruppierungen, die sich klar gegen Ausländer aussprechen, selbst gegeben. Für die Menschen, die du meinst, haben sie allerdings auch einen Begriff gefunden.

Wenn jemand bei Facebook posten würde, er möchte die Firma anzünden, Kollegen umbringen, die Chefin vergewaltigen - ist es dann auch Denunziantentum? Oder ist es dann richtig, den Arbeitgeber zu informieren?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wenn jemand bei Facebook so etwas postet, dann wäre wohl die Polizei der bessere Ansprechpartner. Genauso wie du, wenn jemand Fenster einwirft oder andere Menschen verprügelt, eher die Polizei als den Arbeitgeber verständigen würdest, oder? Der Inhaber des Geschäfts mit den kaputten Scheiben oder die Angehörigen des Geprügelten wären auch wichtiger. Das wäre nämlich sinnvoll. Im Gegensatz zum Arbeitgeber hat diese Behörde auch das entsprechend geschulte Personal, um zu reagieren. Danach ist die Staatsanwaltschaft am Zug.

So lange jemand allerdings nicht während seiner Tätigkeit oder auf den Seiten des Unternehmens hetzt, hat das Denunzieren einen argen Beigeschmack. Wo ist denn die Grenze? Wann muss das besorgte Bürgertum reagieren? Ist die Grenze bei radikalem Gedankentum? Wiegen rechte Parolen schwerer als linke? Was ist mit bestimmten Erkrankungen? Sind Drogen ok? Wie sieht es mit der sexuellen Orientierung aus? Ist man dann nicht auch moralisch verpflichtet?

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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