Arbeitgeber von Hetzern im Internet benachrichtigen?

vom 05.10.2015, 21:14 Uhr

Wieso sollte ich erst vor kurzem nach Deutschland gezogen sein? Wo sage ich denn, dass es erst seit kurzem keine Toleranz für Rechte gibt? Das habe ich nirgendwo behauptet. Ich habe lediglich angemerkt, dass die Toleranz gegenüber Homosexuellen oder HIV-Positiven noch jung ist.

Und natürlich ist es richtig, hetzenden Aussagen strafrechtlich zu verfolgen. Genauso wie es richtig ist, gegen Rechte auf die Straße zu gehen. Und es ist auch richtig, rechte Aussagen anzugreifen und zu kommentieren.

Aber es ist beispielsweise nicht richtig, rechte Aussagen, die nicht volksverhetzend formuliert worden sind, an einen Arbeitgeber zu melden. Das ist generell ein Unding. So lange Homophobie, Frauenfeindlichkeit oder eben auch die Ablehnung von Ausländern normal und im Rahmen geäußert werden, muss man das aushalten können. Das ist von dem Recht auf freie Meinung gedeckt.

Man kann nicht Meinungen verbieten, nur weil sie einem nicht gefallen. Und Volksverhetzung ist eine Sache für den Staatsanwalt und kein Fall für den Arbeitgeber. Und ich bitte davon Abstand zu nehmen, mir jetzt irgendwelche Gesinnungen welcher Art auch immer zu unterstellen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Trotzdem schaden solche Hetzposts durchaus dem Ansehen der Firma. Oder mal anders erklärt. Nehmen wir so eine große Firma wie Opel, Porsche, Volkswagen. Dort arbeiten viele Menschen und auch viele Ausländer. Außerdem haben alle Firmen auch ausländische Kunden. Welche Wirkung hat es denn, wenn jemand damit angibt bei Opel, Porsche oder Volkswagen zu arbeiten und gleichzeitig öffentlich schreibt, dass alle Ausländer vergast werden sollten?

Wer für Opel, Porsche oder sonstwen einfach nur als 0815-Mitarbeiter am Fließband steht, wird doch gar nicht öffentlich wahrgenommen. Wer interessiert sich für diesen Menschen? Niemand. Keinen interessiert es, was der denkt, was der bei Facebook postet oder welche politische Meinung der hat. Er ist einfach nur ein kleiner popeliger Arbeiter. Dem Endkunden, der dann im Autohaus vor dem Wagen steht, interessiert sich kein Bisschen dafür, was der Arbeiter am Fließband für politische Meinungen vertritt.

Aber wie geht der Kunde des Netto-Marktes damit um, wenn ein Angestellter öffentlich postet, dass man alle Ausländer vergasen sollte und man selbst Ausländer ist? Kann man da auch aufklären, dass der Angestellte das vielleicht privat machen würde?

Wie der Nett-Kunde damit umgeht? Dem wird es egal sein. Warum soll das den Kunden interessieren? Der will doch nur einkaufen und man geht da einkaufen, wo es nah ist oder wo es Produkte gibt, die man will. Die Verkäufer interessieren doch keinen. Den Verkäufer kennt man meistens auch gar nicht, geschweige denn dessen Facebook-Profil.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Crispin hat geschrieben:Auf diese Weise soll wohl schon vielen Menschen geschadet worden sein und einige sind auch gekündigt worden. Ich finde das aber prima und bewundere Menschen, die sich die Mühe machen hinter die Identität solcher Hetzer zu kommen.

Warum soll ich jetzt mit Wolllust anderen Menschen Schaden zufügen sollen indem ich diese denunziere? Irgendwie erscheint mir das schon auch irgendwie krank. Denn wenn man das wirklich so konsequent durchziehen will, dann darf man nicht bei Hetzern aufhören, sondern muss das auch auf den Nachbarn der permanent seine Frau und Kinder schlägt oder Leute die sich an minderjährigen Kindern vergreifen ausdehnen. Solche Fälle dem Arbeitgeber zu melden müsstest du ja dann auch prima finden.

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» kilkennyman » Beiträge: 183 » Talkpoints: 3,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wer interessiert sich für diesen Menschen? Niemand. Keinen interessiert es, was der denkt, was der bei Facebook postet oder welche politische Meinung der hat.

Seine Freunde interessiert was er schreibt. Somit gibt es immer Leute, die sich für das Facebookprofil interessieren. Und mir würde es, je nach dem, durchaus Angst machen, wenn da bei Netto jemand an der Kasse sitzt, der fordert das man Ausländer vergast, wenn ich selber Ausländer wäre.

Ich bin nun nicht bei Facebook, war aber mal bei Wer-kennt-wen, was ja nach einem ähnlichen Prinzip lief. Man kennt jemand, der jemand kennt und so weiter. Deshalb besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich über das Profil von Freunden auf einen Verkäufer von Netto treffe. Oder einem anderen Markt, den ich regelmäßig aufsuche.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Und du bist als Ausländer dann sicherer, wenn er keinen Job mehr hat, aber immer noch in deiner Nähe wohnt? Wenn er noch frustrierter und radikaler unterwegs ist, viel Zeit hat und nichts mehr zu verlieren? Weil Einsicht fördert eine Kündigung in den seltensten Fällen. Dafür wächst der Hass.

Außerdem kennt man die Meinung der wenigsten Menschen, obwohl man sehr nah beieinander lebt. Was ändert sich, wenn man es weiß? Ein offenes Wort ist da sinnvoller als feiges denunzieren hinterrücks und anonym. Aber dazu gehört eben mehr Mut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mir ging es rein um diese Aussage:

Wie der Nett-Kunde damit umgeht? Dem wird es egal sein. Warum soll das den Kunden interessieren?

Mir als Netto-Kundin wäre es eben nicht egal, wenn ich Ausländerin wäre. Ich habe mit keinem Wort zu dem Punkt geschrieben, dass ich den Verkäufer beim Marktleiter anzeigen würde. Und als ich die Worte schrieb, die Zitronengras zitierte, fragte ich dich, wie sich denn der Netto-Kunde in der besagten Situation fühlen würde.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Mir als Netto-Kundin wäre es eben nicht egal, wenn ich Ausländerin wäre. Ich habe mit keinem Wort zu dem Punkt geschrieben, dass ich den Verkäufer beim Marktleiter anzeigen würde. Und als ich die Worte schrieb, die Zitronengras zitierte, fragte ich dich, wie sich denn der Netto-Kunde in der besagten Situation fühlen würde.

Die Leute, die im Supermarkt arbeiten, kennt man doch meistens gar nicht, da sind doch nur austauschbare Statisten, mit denen man nicht mehr Kontakt hat, außer dass sie die Produkte über das Band schieben. Mit denen redet man nicht großartig, mit denen hat man nichts privat zu tun, die machen einfach nur eine Aufgabe für einen.

Man weiß also normalerweise nicht, welche politische Meinung der Verkäufer hat. Wenn du Ausländer wärst und der Verkäufer ein Nazi, woher wölltest du das dann wissen? Von Facebook? Denkst Du, Du wärst als Ausländer auf Facebook mit einem Nazi verknüpft? Und das, was Freunde von Freunden von Freunden auf Facebook schreiben bekommt man gar nicht angezeigt. Also erreicht Dich diese Information gar nicht.

Du könntest also schlimmstenfalls an der Kasse jemandem begegnen, der Dich - falls Du Ausländer wärst - nicht leiden kann und Dich dann böse anschaut. Na da kommt aber bestimmt große Angst auf.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Vielleicht sollte man mal bedenken, dass es den Arbeitgeber normal nichts angeht, was sein Angestellter privat macht. Deswegen muss man ja zum Beispiel auch in einem Bewerbungsgespräch keine Antwort geben, wenn nach politischer Gesinnung oder Parteizugehörigkeit gefragt wird. Solange man nicht direkt in der Firma versucht Kollegen politisch auf die eigene Seite zu ziehen, ist und bleibt es die private Angelegenheit.

Deswegen ist in solchen Fällen eben auch die Meldung an den Arbeitgeber nicht der richtige Schritt, sondern sollte an die Polizei gegeben werden. Denn diese sind, im Auftrag des Staates erst mal dafür zuständig.

Aber da hier auch öfter mal die Frage kam, was Herr Müller heute für Vorteile davon haben könnte, wenn er Mensch X bei Arbeitgeber Y meldet, wegen seiner politischen Gesinnung, so kann das schlicht und einfach der Job sein. Vielleicht spekuliert Herr Müller ja darauf, dass er dann eine berufliche Chance bekommt, wenn er Mensch X beim Arbeitgeber meldet, dieser die Kündigung ausspricht und dann eventuell einen neuen Mitarbeiter sucht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wir hatten zu Beginn der Flüchtlingskrise eine schöne Aktion, wo Flüchtlinge Rosen verschenkten. Da gab es dann auch ein tolles Foto mit einem beteiligten Syrer. Dieser Syrer wurde dann noch auf Facbook geliked und über 80 Naive in einer Flüchtlingshilfegruppe haben dies ebenso gemacht. Leider war auf dessen Bildern bei Facebook auch eine Reihe von Bildern mit Israel und Palästina in der Flagge von Palästina. Diese Bilder waren sehr aufschlussreich für die entsprechende Gemeinde.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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