Arbeitgeber lehnt Bewerber ab wegen freiw. Feuerwehr

vom 29.06.2015, 09:43 Uhr

A ist schon seit einigen Jahren in der freiwilligen Feuerwehr. Aus betrieblichen Gründen musste er den letzten Betrieb verlassen und ist nun auf Suche nach einem neuen Job. Was ihm aufgefallen ist, dass die potentiellen Arbeitgeber nicht erfreut sind, wenn die Rede auf die freiwillige Feuerwehr kommt.

Ein Arbeitgeber meinte sogar, dass er den Job bei der freiwilligen Feuerwehr aufgeben sollte, damit er auch voll und ganz in dem Betrieb arbeiten kann und nicht wegen eines Einsatzes den Arbeitsplatz verlassen muss. Kann es denn sein, dass Arbeitgeber wirklich wegen der Arbeit bei der freiwilligen Feuerwehr einen Bewerber so knallhart ablehnen darf? Muss A, damit er wieder einen bezahlten Job bekommen kann dieses Hobby und dieses Engagement wirklich aufgeben?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Normalerweise darf einem Bewerber oder einem Arbeitnehmer kein Nachteil daraus erwachsen, dass er sich bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert. Schließlich ist es gerade dieses Engagement, das insbesondere in ländlichen Regionen, Brandschutz und Katastrophenhilfe sichert.

Ein "intelligenter" Arbeitgeber wird einen anderen Grund finden, wenn er keine Mitarbeiter einstellen möchte, die so etwas machen. Sagt er das offen oder schreibt es besser noch, dann könnte man natürlich klagen. Aber falls man den Job dann bekommt: Möchte man wirklich da arbeiten?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Auch wenn man möglicherweise dagegen klagen kann, ist es sehr fraglich, ob das sinnvoll ist. Schließlich darf der Unternehmer immer noch einstellen wie er möchte. Man kann zum Glück keinen Arbeitgeber zwingen, eine bestimmte Personengruppe einzustellen. Es wäre völlige Entmündigung der Eigentümer, wenn man ihnen dieses Recht nehmen würde.

Man kann also allenfalls den Arbeitgebern verbieten, ihre wahren Gründe für eine Nichteinstellung zu nennen. Aber das ist doch völlig kontraproduktiv. Wie will ein Bewerber dann wissen, was er an sich verbessern kann? Aber es ist eben in der deutschen Politik oft so, dass Idealismus wichtiger ist als eine pragmatische Sichtweise.

Ich denke aber, dass man im Falle der freiwilligen Feuerwehr durchaus argumentieren kann, dass es keine großen Auswirkungen auf den Betrieb hat. Man kann die Bereitschaft für die Feuerwehr ja so gestalten, dass nur wenige Einsätze auf die Arbeitszeit entfallen. Kosten entstehen dem Arbeitgeber normalerweise sowieso nicht. Und man könnte sich auch als Ersthelfer im Betrieb anbieten. Normalerweise muss der Arbeitgeber ja eine Quote erfüllen und so muss er schon einmal einen Ersthelfer weniger auf Schulung schicken, wenn man das bei der Feuerwehr sowieso macht.

Das wird zwar wahrscheinlich nicht alle Arbeitgeber überzeugen, aber wenn man sonst ein guter Bewerber ist, gibt es sicherlich viele, die den Kompromiss akzeptieren.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ein Arbeitgeber muss es normalerweise schon akzeptieren, wenn sein Angestellter bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Aber wenn natürlich bei der Bewerbung, beziehungsweise beim Vorstellungsgespräch schon klar wird, dass der Angestellte dann wegen der Einsätze bei der Feuerwehr dem Betrieb öfter fehlen wird, dann sind die Arbeitgeber vielleicht doch lieber vorsichtig.

Aber dass das dann so direkt gesagt wird, dass der Bewerber doch die freiwillige Feuerwehr sausen lassen soll, um nicht vom Betrieb abgerufen werden zu können, das finde ich dann schon ziemlich dreist. Natürlich ist es ehrlich, aber um nicht verklagt zu werden, sollte sich ein Arbeitgeber doch besser einen anderen Grund überlegen, den Bewerber abzulehnen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ein Arbeitgeber muss es normalerweise schon akzeptieren, wenn sein Angestellter bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist.

Ein Arbeitgeber muss gar nicht einstellen, wenn er nicht will. Und er darf im Prinzip jeden Bewerber ablehnen. Die Frage ist also nur, ob er den wahren Grund in dieser Situation nennen darf.

Natürlich ist es ehrlich, aber um nicht verklagt zu werden, sollte sich ein Arbeitgeber doch besser einen anderen Grund überlegen, den Bewerber abzulehnen.

Das Schlimme ist ja, dass die gleichen Leute, die gerne bei so etwas klagen, auch genau diejenigen sind, die sich beschweren, wenn sie nicht aussagekräftige Absagen bekommen. Da muss man sich eben entscheiden: Entweder man möchte politisch korrekt sein und akzeptiert, dass niemand mehr ehrliche Gründe angibt oder man möchte aussagekräftiges Feedback, dann muss man eben akzeptieren, wenn ein Arbeitgeber auch mal nicht politisch korrekt entscheidet. Letzteres lässt sich durch ein Gesetz sowieso nicht vermeiden.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann schon nachvollziehen, dass es für den Arbeitgeber nicht schön ist, wenn der Mitarbeiter regelmäßig bei Einsätzen einfach mal weg ist. Das ist ja je nach Aufgabengebiet mitunter sehr störend für den Ablauf, wenn jemand ab und an spontan verschwindet. Man stelle sich das mal vor bei einer Produktion, wo jeder auf den anderen angewiesen ist und alles still steht, wenn einer seine Aufgabe nicht mehr macht.

Auf der anderern Seite ist der Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr wichtig, das ist etwas, was eben auch gebraucht wird, irgendwer muss ja löschen und helfen, wenn es keine richtige Feuerwehr (also keine hauptamtliche) gibt.

Am besten wäre es, wenn man einen Arbeitgeber findet, der das toleriert oder einen Job, wo es nicht so schlimm ist, wenn man zwischendurch mal weg muss. Ich weiß nicht, bekommt vielleicht der Arbeitgeber sogar eine Entschädigung dafür, wenn der Mitarbeiter Einsätze hat?

Dass immer gleich nach Klagen gerufen wird, finde ich nicht gut. Stellt euch mal vor, es wäre eure Firme, in der der Mitarbeiter eigentlich arbeiten soll, dann aber häufig nicht da ist, weil er gerade Einsätze hat. Würdet ihr das toll finden, wenn ihr in eurer Bewerberauswahl so eingeschränkt seit und immer aufpassen müsstet, was ihr Bewerbern sagt, damit ja keiner klagt?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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