Arbeitgeber kritisiert die Bewerbung vom Arbeitsamt
Herr F. ist schon länger arbeitslos. Deshalb hat ihn das Arbeitsamt ein persönliches Coaching für seine Bewerbungsunterlagen vermittelt und auch bezahlt. So hat Herr F. nach den Vorgaben des Coachs eine neue Bewerbungsmappe erstellt und sich damit nun auch breitgefächert beworben.
Die meisten Bewerbungen kam zurück, ohne eine wirkliche Angabe von Gründen. Umso erfreuter war Herr F. als er letzte Woche zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Zu diesem Vorstellungsgespräch ging Herr F. auch voller Tatendrang und erinnerte sich auch an die Tipps zur richtigen Kleidung und dem Benehmen im Vorstellungsgespräch, wie es sein Coach ihm vermittelt hat.
Als Herr F. in den Raum rein kam, in dem das Vorstellungsgespräch statt finden sollte, saßen dort mehrere Leute der Firma und seine Bewerbungsunterlagen lagen auch auf dem Tisch. Man sprach erst recht locker mit Herrn F. und er war sich schon fast sicher, endlich wieder eine Anstellung zu bekommen.
Der Arbeitgeber meinte zum Ende des Gespräches hin, dass Herr F. ja schon ein geeigneter Kandidat sein könnte. Allerdings fragte der Arbeitgeber auch nach, wer denn diese Bewerbung verfasst hat. Herr F. teilte mit, dass er von einem persönlichen Bewerbungscoach des Arbeitsamtes Unterstützung bekommen hat und diese Hilfe auch angenommen hat, um endlich wieder in Lohn und Brot zu stehen.
Der Arbeitgeber und die Leute, die noch mit am Tisch saßen, grinsten dazu nur verlegen. Der Arbeitgeber wies Herrn F. darauf hin, dass diese Bewerbung so ziemlich die schlechtes gewesen sei, die er je gelesen habe und auch seinen Mitarbeitern ginge es so. Man habe ihn nun nur aus Interessen daran, wer eine solche Bewerbung verfasst, eingeladen.
Das die Arbeitsämter dazu drängen Bewerbungstraining und ähnliches zu machen, ist ja allgemein bekannt. Von Bewerbungscoachs, die eben nur einen Bewerber schulen, habe ich bisher noch nie wirklich was gehört. Das Bewerbungstraining durch das Arbeitsamt, je nach Dienstleister, ist ja eh Thema für sich. Aber sind die teilweise wirklich so schlecht in ihrem Job, dass sich die Arbeitgeber über die Bewerbungen amüsieren?
Ich denke, der Mensch in dieser Firma muss wirklich sehr arrogant sein, um so mit einem Menschen umzugehen. Egal wie gut oder schlecht eine Bewerbung ist, ist es sehr respektlos, einen Menschen, der die Hoffnung auf einen Job hat und seine Zeit aufwendet, so höhnisch zu behandeln. Dieses Verhalten würde ich auch gleich der zuständigen Person vom Arbeitsamt mitteilen.
Natürlich kann man auch an der Qualität des Seminars zweifeln. Wurde die Bewerbung tatsächlich nochmal durchgesichtet von einem Leiter des Seminars oder wurden in der Bewerbung nur die dort gelernten Inhalte angewandt? Möglicherweise haben sich Rechtschreib- oder Formulierungsfehler eingeschlichen? Eventuell war aber nur der Kursleiter nicht auf dem neuesten Stand und hat sich nicht an die Etikette der Arbeitgeber gehalten.Woran es auch immer lag, würde ich solch ein dreistes Verhalten nicht persönlich nehmen.
Ein Chef, der sich über so etwas aufregt, hat meiner Ansicht nach nicht mehr alle Tassen im Schrank, weil er hier schlichtweg seine schlechte Laune an Untergebenen auslässt. Wer wegen so etwas einfach Leute einlädt, nur um ihnen dämliche Fragen zu ihrer Bewerbung zu stellen, hat mit Sicherheit andere Probleme und sucht sicher öfters Personal, weil es dauernd wechselt.
Ich finde so ein Verhalten (also das des Chefs) ziemlich asozial und erbärmlich. Da frage ich mich ernsthaft, was da wohl schief gelaufen ist, dass er absichtlich einem Menschen falsche Hoffnungen macht und ihn vor versammelter Mannschaft so derartig demütigt. Auf mich wirkt das eher so, als ob der Chef vor seinen Mitarbeitern eine kleine Show abziehen wollte, wahrscheinlich um mal wieder zu betonen, wer hier der Boss ist und wie toll er doch ist. Auf mich wirken solche Menschen extrem unsympathisch und ich wäre froh, wenn ich für so eine Rektumvisage nicht arbeiten müsste.
Wenn der Bewerber trotz der schlecht verfassten Bewerbung eingeladen wird, weil man ihn dennoch kennen lernen und eine Chance geben möchte finde ich das in Ordnung. Beruht die Einladung ausschließlich darauf ihn lächerlich zu machen ist das nicht tolerierbar. Einer meiner Chefs hat zum Beispiel immer Menschen mit augenscheinlich schlechten Bewerbungen eingeladen, weil er ihnen trotzdem eine Chance geben wollte.
Das Bewerbungstraining vom Arbeitsamt ist qualitativ meist sehr schlecht. Die Tipps, welche dort vermittelt werden, sind praktisch oft nicht anwendbar. Ich hatte vor ein paar Jahren ein Coaching von einer Woche, bei dem Bauarbeitern gesagt wurde, sie sollten beim Vorstellungsgespräch in Anzug und Krawatte erscheinen. Nach diesem extra Bewerbungskurs hatte ich einen SAP-Kurs, indem ebenfalls ein individuelles Bewerbungstraining enthalten war. Dieser Trainer hat mir nicht glauben wollen, das meine mitgebrachte Beispielbewerbung das Ergebnis dieses einwöchigen Kurses war.
Ich kann mir daher vorstellen, dass die Kritik des Arbeitgebers durchaus berechtigt und die eingereichte Bewerbung grottenschlecht war. Aber dieses auf solch eine erniedrigende Art zu vermitteln finde ich nicht in Ordnung.
Im Rahmen meiner Umschulung hatte ich auch wöchentlich einmal ein Bewerbertraining, das fast jede Woche von einem anderen Dozenten geleitet wurde. Die Widersprüche von Dozent zu Dozent waren schon abnormal und führten dazu, dass ich meine Bewerbungsunterlagen fast jede Woche umformulieren durfte. So recht gefallen hat mir dagegen keine Variante zu 100%. Letztendlich verschicke ich meine Bewerbungen wieder so wie ich es für richtig halte und bekomme auch öfters mal Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.
Ich habe schon häufiger von Mitmenschen zu hören bekommen, dass das Bewerbertraining vom Arbeitsamt total für die Tonne sei und überhaupt nichts bringen würde. Inwiefern das stimmt, kann ich so nicht nachvollziehen, da ich noch nie offiziell arbeitslos gewesen bin (wenn man als Student Arbeit sucht, ist das ja was anderes und das Arbeitsamt fühlt sich nicht zuständig).
Daher überrascht mich so gar nicht, dass ich eben lese, dass nicht nur meine Mitmenschen diese Ansicht vertreten, sondern scheinbar auch Chefs, die die Bewerbungen erhalten. Befremdlich finde ich nur, den Menschen einzuladen und sich so höhnisch über ihn lustig zu machen. Das ist nicht korrekt und einfach nur unterstes Niveau.
Ich habe auch mal jemanden in der Schule gehabt, der solche Trainings macht und ganz ehrlich, der hat das komplette Gegenteil von dem erzählt, was uns vorher von der Lehrerin erzählt wurde. Den hätte man sich auch sparen können. Das Problem heute ist wahrscheinlich, dass die irgendwann mal Coach dafür geworden sind und auf dem Stand stehengeblieben sind, da hat sich doch aber einiges verändert und deswegen sollte man auch immer selber schauen, wie so eine Bewerbung aktuell auszusehen hat.
Dem Personaler hätte ich nach so einem Spruch aber auch meine Meinung gegeigt, denn raus aus der Sache scheint man eh schon zu sein und die pure Einladung, weil man jemanden vorführen will, spricht auch nicht für das Unternehmen. Ich denke man muss immer versuchen sich in solchen Punkten selber zu bilden. Man findet ja auch vieles im Internet.
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