Arbeiten gehen, auch wenn man Besuch bei sich hat?

Ich habe überlegt, ob ich demnächst eine Freundin für einige Tage besuche. Allerdings wird sie dann auch arbeiten müssen - auch am Wochenende. Da ihr gesamter Jahresurlaub verplant ist und sie jedes Wochenende arbeitet, wäre ein anderes Datum auch nicht besser.

Ich habe kein Problem damit, mich allein zu beschäftigen, wobei ich dann auch ihre Wohnung für mich hätte. Allerdings ist es ja schon doof, dann trotzdem so wenig Zeit füreinander zu haben. Allerdings ist mir das vielleicht sogar lieber, als den ganzen Tag aufeinanderzuhängen.

Nicht immer kann man sich ja eben frei nehmen, wenn man spontan Besuch bekommt. Würdet ihr auch dann mehrtägigen Besuch empfangen, wenn ihr dann sicher arbeiten müsstet oder würdet ihr versuchen, das Ganze dann einfach zu verschieben?

Ich halte es durchaus für sinnvoll, jemanden Besuchen zu fahren, auch wenn dieser arbeiten muss. Vorausgesetzt natürlich, dass dieser jemand damit auch kein Problem hat und es eben nicht anders geht.

Ich habe auch mal eine Freundin übers Wochenende eingeladen, obwohl ich einen Tag davon arbeiten musste. Aber weil wir uns so lange nicht gesehen hatten und es sonst schade wäre, das Treffen noch weiter nach hinten zu verschieben, fiel uns keine andere gute Alternative ein und wir hatten trotzdem ein sehr schönes Wochenende.

Sofern es von vorne herein klar ist, finde ich es in Ordnung. Ich kenne allerdings auch den Fall, dass mal zu Besuch war und mir erst vor Ort gesagt wurde, dass ich mich ja für ein paar Stunden vor den Fernseher setzen könnte, da diese Person noch zu tun hatte. Das fand ich schon recht seltsam und ich habe mich nur gefragt, warum mich diese Person nicht vorher einfach vorgewarnt hat. Denn so hätte ich noch selber entscheiden können, ob ich nun tatsächlich komme oder mir entsprechend Beschäftigung für die Zeit mitnehme.

Ich würde schon Gäste empfangen, auch wenn ich arbeiten gehen muss. Die müssen sich dann aber selber beschäftigen und ich kann mir entsprechend wenig Zeit nehmen, womit man dann als Gast auch leben muss. Wobei ich es generell von Vorteil finde, wenn man sich vorher ankündigt und das miteinander bespricht.

Mich stört es auch nicht, wenn mein Gastgeber arbeiten geht. Wobei es schon schön ist, wenn man wenigstens einen Tag abends zusammensitzen kann und vielleicht auch mal ein nettes Glas Wein zusammen trinken kann. Immerhin möchte man wenigstens eine Kleinigkeit zusammen machen.

Warum sollte man jemanden nicht zu Besuch empfangen oder auch selber jemanden besuchen, wenn man entweder selber arbeiten muss oder eben der andere arbeiten muss? Solange immer noch gemeinsame Zeit zur Verfügung ist und es auch vornherein klar ist, dass eben nicht nur freie Zeit zur Verfügung ist.

Hätte ich Besuch und wüsste, ich müsste trotzdem arbeiten oder etwas wichtiges erledigen, dann würde ich das deutlich im Vorfeld äußern und der Person dann überlassen, ob sie mich dann besuchen möchte oder nicht. Ich würde das dann auch nach Möglichkeit so genau wie möglich definieren. Wenn der Besuch dann trotzdem kommen mag, dann würde ich mir noch etwas überlegen, was mein Besuch dann vielleicht auch alleine unternehmen kann oder was man sich ansehen könnte, einfach etwas ausarbeiten, damit die Zeit nicht vom Fernsehen vertrödelt werden muss. Außerdem würde ich dann auch grundsätzlich einen Schlüssel rausgeben, damit mein Besuch nicht darauf angewiesen ist, das ich wieder zu Hause bin, um wieder rein zu kommen.

Ich habe auch schön öfter eine Freundin besucht, die dann auch häufig ein oder zwei Tage arbeiten musste, das fand ich aber nie schlimm, denn wenn ich von Donnerstag bis Sonntag dort bin, dann verlange ich nicht, das sie sich extra zwei Tage frei nimmt. Ich freue mich dann, wenn wir abends gemeinsam Zeit verbringen und die freien Tage am Wochenende. Meist bin ich dann alleine dort unterwegs und sobald sie Feierabend hat, treffen wir uns dann an einem Punkt, den wir dann kurz ausmachen. So sind wir beide flexibel versuchen uns nicht einschränken zu lassen und haben dennoch genügend Zeit zusammen. Für mich ist das auch immer völlig in Ordnung, warum auch nicht? Ich habe einen Schlüssel für die Wohnung und kann mich dann frei bewegen und treffen und Zeit zum quatschen ist dennoch ausreichend vorhanden.

Das wichtigste ist dabei aber für mich grundsätzlich, das es klar und deutlich formuliert ist, das man nicht die gesamte Zeit hat, so kann dann jeder entscheiden, ob er überhaupt fahren möchte. Erst bei Ankunft vor vollendete Tatsachen gestellt werden, fände ich dabei auch alles andere als fair.

Warum sollte ich mein Leben und mein Alltag nach Besuch ausrichten und mir extra frei nehmen wenn mich jemand besuchen möchte? Ich würde daran ebenfalls nichts ändern und meine wertvollen Urlaubstage auch nicht dafür verschwenden, dass ich von morgens bis abends Zuhause sitze und dem Besuch den Hintern pudern kann und diesen Unterhalten.

Somit würde ich natürlich auch arbeiten gehen wenn Besuch bei mir ist. Aber es kommt auf den Besuch drauf an, jeden würde ich auch nicht in meinem Haus lassen wenn ich auf Arbeit gehe und das ganze dann eher absagen, als diesen Besuch bei mir Zuhause sitzen und in meinen Sachen wühlen zu haben. Dann muss man ein anderes Datum finden, aber auch dafür werde ich mir dann nicht extra frei nehmen, da ich meine Urlaubstage schon für die Schließtage der Kita meines Sohnes komplett brauche und auch aufwende. Da ist das mit einfach frei nehmen für Besuch nicht drinnen.

Ich würde das ehrlich gesagt vom Besuch selbst abhängig machen. Wenn es Besuch ist, zu dem man eine nähere Bindung hat und auch großes Vertrauen, hätte ich kein Problem damit, diesen auch mal alleine bei mir zu Hause zu lassen während ich dann arbeiten gehe. Dann muss man sich eben vorübergehend alleine beschäftigen, so schlimm ist das doch auch nicht. Was anderes wäre es, wenn man sich praktisch fremd ist oder sich oberflächlich bekannt ist. Da würde ich dann eher dazu tendieren, den Besuch auf Abends zu verlegen oder aber so zu verschieben, dass ich dann Zeit habe.

Viele meiner Freunde wohnen im Ausland. Ich kann mir nicht immer durchgehend freinehmen, wenn sie es schaffen, mich zu besuchen und umgekehrt ist es das gleiche. Solange man das vorher weiß, finde ich das völlig in Ordnung. Gerade wenn man in einer anderen Stadt oder einem anderen Land ist, kann man sich ja auch eine Weile lang selbst beschäftigen. Ich schaffe es meistens mir ein paar Tage freizunehmen für ein längeres Wochenende, aber selten eine ganze Woche oder mehr. Ich fand das als Gast bei anderen auch nicht schlimm, es gab trotzdem immer etwas interessantes zu sehen oder zu tun.

Bei mir käme es auch sehr darauf an, wer mich besuchen käme. Wenn es Freunde oder Verwandte wären, zu denen ich großes Vertrauen hätte, dann würde ich es durchaus auch so machen und sie alleine in meiner Wohnung lassen und ihnen eben auch einen Wohnungsschlüssel geben. Aber bei Menschen, denen ich nicht vertraue, wäre es nicht so einfach.

Wenn also Bekannte, die ich nicht so gut kenne, mich besuchen wollten, dann würde ich das nur dann machen, wenn ich nicht arbeiten muss, damit ich eben immer auch dabei bin, wenn die Leute in meiner Wohnung sind. Vielleicht bin ich einfach auch zu misstrauisch, aber ich würde mich dann bei der Arbeit nicht gut fühlen und wenn ich das vorher weiß, kann ich es ja entsprechend steuern.

Als ich noch sehr jung war, habe ich meine Freundin, die inzwischen in Ostberlin lebte, auch manchmal für ein paar Tage besucht. Während sie und ihr Freund in einem Geschäft arbeiteten, habe ich mich tagsüber beschäftigt. Ging spazieren oder machte einige Einkäufe. Auch hielt ich ihre kleine Wohnung sauber und kümmerte mich um ihren Hund. Wir kamen blendend miteinander aus und sie vertrauten mir auch.

Zum Feierabend dann trafen wir uns irgendwo in einem Café oder Lokal, in dem sie vorher reserviert hatten. Ich war immer total freudig aufgeregt, wenn ich mit der S-Bahn zum Treffpunkt gefahren bin. Es war eine schöne Zeit und wir hatten viel Spaß miteinander. Das Wochenende verbrachten wir dann durchgehend zusammen und gingen abends aus zum Tanzen.

Wenn ich abreisen musste, war der Abschiedsschmerz dann immer auf beiden Seiten groß. Ich habe Berlin so sehr geliebt, keine Ahnung warum es mich trotzdem immer wieder aufs platte Land zog und ich nicht auch irgendwann dorthin zog. Inzwischen aber bin ich froh darüber hier in einer ruhigen Gegend zu leben. Aber letzten Endes ist es ja auch nur eine Sache der Gewohnheit.

Ich selber hatte noch keinen Besuch, der während einer Arbeitswoche bei mir war und den ich deswegen einige Stunden alleine zuhause lassen musste. Allerdings habe ich häufiger selber Bekannte besucht, bei denen dies der Fall war. Ein Problem war das allerdings für uns beide nie. Meistens bin ich, da ich sowieso ein Frühaufsteher bin, einfach mit meinem Gastgeber zusammen morgens aufgestanden, habe mit ihm gefrühstückt und bin dann im weiteren Tagesverlauf verschiedenen Beschäftigungen alleine nachgegangen, so wie ich es auch zuhause getan hätte.

Ein Bekannter hat mir immer einen Haustürschlüssel da gelassen, sodass ich spazierengehen oder für das gemeinsame Mittag- und Abendessen einkaufen, aber auch bis in die Innenstadt fahren und dort bummeln konnte. Ansonsten hatte ich in der Wohnung selber Zugriff auf TV und meinen Laptop, den ich meistens mitgenommen habe, und konnte also auch fernsehen, surfen und sogar für die Uni arbeiten. Ich habe das als recht angenehm empfunden, weil wir beide unserem normalen Alltag nachgehen und trotzdem die gemeinsame Zeit voll ausnutzen konnten, und der Gastgeber war auch dadurch erleichtert, dass er mich nicht pausenlos beschäftigen oder Jahresurlaub einbüßen musste. Daher waren wir mit dieser Regelung voll zufrieden.