Arbeit aus dem Homeoffice schlecht für die Unternehenskultur

vom 27.12.2021, 04:34 Uhr

Wer kennt es nicht, zumindest seit der Pandemie? Ich denke mittlerweile kennt jeder jemanden, oder es selbst davon betroffen, dass die meisten Jobs, die mit Bürotätigkeiten zu tun haben, aus dem sogenannten Homeoffice aus erledigt werden. Aber inwieweit denkt ihr, dass dies der Unternehmenskultur schadet?

Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber seitdem ich sozusagen aus der Ferne arbeite, fühle ich mich viel weniger mit meinem Unternehmen verbunden. Teilweise sehe ich schon die Vorteile und würde auch in Zukunft gerne zumindest tageweise aus meinem zu Hause aus arbeiten wollen, aber insgesamt hoffe ich schon wirklich sehr darauf, dass es nicht der Standard wird, dass man nie wieder in einem Büro zusammen mit Kollegen arbeitet.

Die Vorteile der Heimarbeit liegen auf der Hand: Man hat mehr Zeit für Selbstfürsorge, zumindest ist das bei mir der Fall, weil z.B. lange Pendelzeiten komplett wegfallen. Andererseits ist es meiner Erfahrung nach so, dass man mittlerweile keine richtige Trennung mehr zwischen Freizeit und Arbeitszeit hat. Inwieweit ist es denn dann Selbstfürsorge, dass man sich für die Arbeit von zu Hause aus entscheidet?

Ein wichtiger Aspekt wieso mir die Arbeit eigentlich früher Spaß gemacht hat, war der Austausch mit Kollegen. Nichts schweißt mehr zusammen wie die gemeinsame Zeit im Büro, oder dass man eine Verbindung aufbauen kann, indem man zusammenarbeitet und Stunden an einem Projekt miteinander werkelt. Das Gefühl ist durch das Homeoffice bei mir fast komplett verschwunden. Ich spüre kaum ein Zusammenhalt mehr im Team und vor allem neue Kollegen kenne ich fast gar nicht! Es ist einfach nicht dasselbe.

Normalerweise ist es ja anders: Wenn man jemanden kennenlernt und seine Körpersprache sehen kann mit diesen Menschen Blickkontakt aufnehmen kann einfach diesen Menschen anders erleben und fast wortwörtlich "erfassen" kann wenn man sich z.B. die Hand gibt. Das fällt mittlerweile alles weg. Auch die Weihnachtsfeier wurde dieses Jahr gestrichen, da durch die drohende Winterwelle einfach keiner dieses Risiko eingehen wollte. Ich kann das ja sehr gut nachvollziehen und verstehe es, aber sehr schade finde ich es trotzdem.

Ich komme deswegen nicht umhin, mich zu fragen, ob die Arbeit von zu Hause aus, also das sogenannte Homeoffice, nicht die Unternehmenskultur kaputt macht. Wie seht ihr das? Es ist vielleicht gar kein "Kaputtmachen" sondern einfach nur eine Veränderung, die nötig war?

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe es eher so, dass man die Möglichkeit haben sollte zu wählen, wenn man einer Tätigkeit nachgeht, bei der das möglich ist. Nicht für jeden Menschen ist ein Büroalltag sinnvoll oder auch nur umsetzbar. Es gibt viele Menschen, die das einfach nicht können, weil sie psychische Probleme haben oder ihnen das einfach zu viel ist. Man würde langfristig mit der Option Home Office und als Alternative einem richtigem Büro mehr Menschen zum Arbeiten bewegen können.

Ich finde aber nicht, dass man etwas damit zerstören kann, dass Leute zu Hause arbeiten. Es ist ja alles nicht aus der Welt und wenn man mit den Kollegen Kontakt haben will, dann kann man auch entsprechende Medien nutzen um sich auszutauschen und sich zu sehen. Ich denke das Gefühl zu einem Unternehmen zu gehören kommt aus einem selber heraus, sicherlich auch wie viel Zuspruch man bekommt, aber man sollte doch an Leistungen gemessen werden. Ich arbeite auch von zu Hause und mir fehlt es nicht mit anderen Menschen irgendwo in dauerhafter Aktion zu stehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich fühle mich meinem "Unternehmen" im öffentlichen Dienst vom heimatlichen Küchentisch genauso verbunden wie an meinem Schreibtisch im Verwaltungstrakt aus den 1970ern, wo es durchs Fenster zieht. Auch wenn es bei uns eher konservativ zugeht, hat es doch für regelmäßige Videokonferenzen gereicht, als der Laden praktisch ferngesteuert werden musste. Zwar finde ich es auch ziemlich nervig, die KollegInnen und Vorgesetzten nur als briefmarkengroße Bildchen auf dem Schirm zu haben, und auch die sonstigen Nachteile der Heimarbeit von Gewichtszunahme bis ausgedehntem Mittagsschläfchen habe ich mittlerweile gut kennengelernt.

Aber die Arbeit wurde trotzdem gemacht und auch der Kontakt untereinander ist nie wirklich abgerissen. Ich habe zugegebenermaßen auch nur eine sehr vage Vorstellung von "Unternehmenskultur". Für mich waren meine unterschiedlichen Arbeitsplätze und Teams immer nur Zweckgemeinschaften mit Menschen, die ebenfalls Geld verdienen müssen und mehr oder weniger motiviert und/oder kompetent vor sich hin werkeln. Und manche kann man gut leiden, andere reichen als Bildchen auf dem Monitor vollkommen aus.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Interessant, dass ihr euch trotz der Entfernung mit eurem Unternehmen verbunden fühlt.

Ich weiß nicht inwieweit das "große Aufhebens" um die sogenannte "Unternehmenskultur" auch aus Amerika kommt. Zumindest weiß ich, dass Unternehmen wie Google, Microsoft oder Apple sowas sehr ernst nehmen und auch gerne fördern aber auch fordern.

Ich verstehe auch, wenn ihr sagt, dass man sich auch außerhalb des Büros mit Kollegen treffen könnte oder dass es in vielen Fällen einfach nur Kollegen sind und nicht Freunde. Ich persönlich finde es einfach momentan sehr schade, weil ich ein doch recht kommunikativer und sozialer Mensch bin, der aber nicht immer offen auf andere zugeht. Und genau deswegen weiß ich es sehr zu schätzen, wenn durch äußere Umstände dem ein bisschen nachgeholfen wird.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich identifizierte mich nie besonders mit den Unternehmen, in denen ich arbeitete, obwohl sie sich zugegebenermaßen anstrengten, etwas für die Mitarbeiter zu bieten, wie etwa Weihnachtsessen, einen kostenlosen Kochkurs im Jahr, Massagemöglichkeiten und einiges mehr. Es gab zu viele negative Dinge, die auf der anderen Seite der Waagschale lagen, nämlich die direkten Vorgesetzten.

Ich war sehr ungerne im Homeoffice. Als die Kinder klein waren, arbeitete ich mal vier Tage in der Woche im Homeoffice und einen Tag im Büro. Dieser Tag war wichtig, weil man im Homeoffice doch nicht so viel vom sogenannten Flurfunk erfährt. Das hatte aber keinen Einfluss darauf, ob ich mich mehr oder weniger mit dem Unternehmen identifizierte.

Aber bei anderen Menschen ist das vielleicht anders. Man fühlt sich doch vielleicht sogar eher mit dem Unternehmen verbunden, wenn es einem die Möglichkeit dazu gibt. Das war früher nicht selbstverständlich.

Viele Unternehmen vernachlässigen meiner Meinung nach die Förderung der Unternehmenskultur. Sie könnten durch Sportangebote, die Organisation gemeinsamer Essen und so Kleinigkeiten wie kostenlose Getränke die Bindung ans Unternehmen durchaus stärken.

Natürlich hat nicht jede Firma soviel Geld wie Google, wo man zu jeder Tageszeit sehr gutes kostenloses Essen und Getränke bekommt, extra freie Tage als Ausgleich für was auch immer, persönliche Fitnesstrainer, Online-Teamkonferenzen mit Mitarbeitern aus der ganzen Welt, wo man nicht über die Arbeit sprechen darf, vor Weihnachten gleich mehrere Pakete mit durchaus guten Dingen wie hochwertige Getränke, Pflanzsets, Socken, Mützen etc.

Aber ich behaupte mal, dass selbst ein kleines Weihnachtsgeschenk die Motivation der Mitarbeiter erhöhen kann. Ich bin dafür jedenfalls sehr empfänglich oder sagen wir mal, leicht zu manipulieren, falls sonst auch alles stimmt.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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