Arbeit als Lebensinhalt - an Feiertagen nichts zu tun haben?

Mein Onkel ist ein ziemliches Arbeitstier und seit ich denken kann tut er eigentlich nichts anderes. Er arbeitet auch jeden Samstag und nimmt sich kaum Urlaub. Deswegen tut er sich an Feiertagen auch ziemlich schwer. Dieses Jahr mussten die Mitarbeiter zwischen den Jahren Urlaub nehmen, da die Firma teilweise renoviert werden muss. Mein Onkel war über Weihnachten auch bei uns zu Besuch und ich konnte sehen, dass es ihm schwer fällt.

Da er außer der Arbeit quasi nichts im Leben hat, ist ihm sehr langweilig an den Feiertagen. Er setzt früh auf, wie er es gewohnt ist und hängt dann nur vor dem Fernsehen. Er hat einfach sonst keine Hobbys. Für die Küche oder den Haushalt ist er nicht zu gebrauchen, da man ihm alles zeigen muss wie einem kleinen Kind. Bücher lesen oder sonstiges Freizeitaktivitäten sind ihm fremd und so langweilt er sich und wird dann nach wenigen Tagen unleidlich.

Kennt ihr Menschen die im Leben quasi auch nichts haben, als die Arbeit und dann teilweise unleidlich werden, wenn sie an den Feiertagen zu viel zu Hause sitzen?

Das finde ich ehrlich gesagt schon traurig und deprimierend. Das ist für mich ein Leben, das eindeutig nicht erstrebenswert ist. Der Mensch ist doch nicht nur zum arbeiten da. Ich pflege immer zu sagen: "Ich lebe nicht um zu arbeiten, sondern ich arbeite um zu Leben". Wenn man aber so viel arbeitet, dass man mit seiner Freizeit schon nichts anzufangen weiß und sie möglicherweise sogar als Zeitverschwendung empfindet, ist man in meinen Augen ein armes Häuflein Elend.

Solche Menschen sind doch langweilig, mal ehrlich. In deinem Beitrag liest es sich für mich auch nicht wirklich, als ob er eine eigene Familie oder eine Partnerin oder Haustiere hätte. Er leben eben nur für die Arbeit. Wenn ein Mensch so gar keine Interessen und Hobbys hat abgesehen von der Arbeit, dann sind doch sämtliche Gespräche mit ihm langweilig und führen zu nichts.

Ich kenne das selbst nicht so von mir, wobei ich mich aber offen gestanden auch irgendwie als Arbeitstier bezeichnen würde. Ich kann es auch nur ganz schwer, einen Tag lang mal nichts für die Uni oder meine Jobs zu machen. Auch an Feiertagen oder am Wochenende mache ich dann etwas dafür, auch wenn ich es eigentlich nicht müsste. Letztes Jahr habe ich sogar jede Menge Uni-Unterlagen mit in den Urlaub genommen und da auch immer wieder etwas dafür gemacht.

Bei mir ist es dann aber nicht so, dass ich an Feiertagen nichts zu tun habe - ich finde einfach immer etwas an Arbeit und diese geht mir quasi nichts aus, so dass ich es mir nicht vorstellen kann, wie es wäre, dann tatsächlich mal nichts für Uni oder Arbeit zu tun zu haben. Ich weiß aber, dass ich mich in der Zeit zwischen meinem alten und meinem neuen Studium schrecklich unterfordert gefühlt habe, da ich "nur" arbeiten musste und diese Doppelbelastung nicht hatte. Mir ging es da auch psychisch nicht gut.

Irgendwie kann ich das also schon nachvollziehen. Nicht jeder sieht Arbeit als etwas Schlimmes an, es gibt genügend Leute, die ihre Erfüllung darin finden. Das ist ja auch bei Elon Musk so, der selbst 16 Stunden am Tag arbeitet. Er hat natürlich mehr als genug Geld, um seine Freizeit zu genießen, aber er arbeitet trotzdem mehr als doppelt so viel wie andere Menschen, weil er ein Arbeitstier ist und die Arbeit sein Lebensinhalt ist.

Arbeit hin oder her - ich finde trotzdem, dass man auf jeden Fall noch richtige Hobbys haben sollte. Man muss ja nicht jeden Tag stundenlang Zeit damit verbringen, aber man sollte schon wissen, womit man sich gerne beschäftigt, wenn man gerade nicht arbeitet. Ich denke, dass solche Leute, die so viel arbeiten dass sie keine Hobbys haben, vielleicht einfach noch nicht so viele Hobbys ausprobiert haben, so dass sie gar nicht so recht wissen, was ihnen Spaß macht.