Appetitlosigkeit durch Trauer: Sich zum Essen zwingen?
Mein Vater ist gestorben, weswegen wir noch gar nicht in den Alltag zurückgefunden haben. Die ersten drei Tage konnte ich gar nichts essen, weswegen ich zum Essen gezwungen werden musste, denn ohne meinen Partner hätte ich keinen einzigen Bissen heruntergewürgt.
Mittlerweile habe ich zwar auch nicht besonders viel Appetit, aber langsam normalisiert sich mein Bedürfnis nach Essen wieder, weswegen ich ein Frühstück und ein Mittagessen zu mir nehme, außerdem empfinde ich wieder Durst und trinke viel.
Ich mache mir große Sorgen um meine Mutter, sie war schon immer sehr zierlich und dünn und ich befürchte, dass sie nun ins Untergewicht rutscht, sie sieht sehr zerbrechlich und kränklich aus, aber sie bekommt keinen Bissen runter.
Zwingt ihr euch bei Appetitlosigkeit zum Essen, vor allem während der Trauerphase? Oder bestimmt die Trauer nicht euren Appetit, weswegen ihr immer noch einen gesunden Hunger habt?
Der Mensch verhungert nicht, wenn er mal ein, zwei oder gar drei Tage keinen Bissen Nahrung zu sich nimmt. Dazu braucht es dann schon ein wenig mehr, wenn man ohnehin nicht schon bis knapp vor den Tod abgemagert ist. Insofern brauchst du dir darüber keine allzu großen Sorgen machen, auch wenn es natürlich immer besser ist, auch etwas zu essen.
Ich kann gut verstehen, dass du momentan keinen Appetit hast und gar nicht ans Essen denken müsstest. Deshalb ist es sehr gut, dass dein Partner dich mehr oder weniger dazu zwingt, doch ein wenig Nahrung zu dir zu nehmen. Das solltet ihr im Übrigen auch mit deiner Mutter machen, da sie deiner Aussage nach ja ohnehin schon Gewichtsprobleme haben könnte.
Der Appetit wird von ganz alleine wieder zurückkehren und das geht schneller, als du momentan wahrscheinlich denkst. Wie ich zu deinem anderen Beitrag schon schrieb: Die Psyche hat unglaubliche Auswirkungen auf den Körper und dessen Funktionen. Insofern ist Appetitlosigkeit absolut normal, irgendwann wird der Körper sich aber stark genug zurückmelden und deiner Psyche dann auch zu verstehen geben, dass er jetzt Essen braucht.
Wie gesagt: Das bedeutet jetzt nicht, dass es nicht gut wäre, dass du jetzt schon dazu gedrängt wirst, ein wenig zu essen. Das solltest du unbedingt weiterhin so machen, beziehungsweise beibehalten. Letztendlich wird sich ein voller Magen auch auf das allgemeine Wohlbefinden aus, auch wenn du es in der derzeitigen Situation natürlich nicht so besonders wahrnimmst. Es funktioniert aber trotzdem.
Ich kenne das auch von mir, dass ich bei Stress oder auch in Trauer weniger essen mag. Ich zwinge mich dann aber trotzdem dazu, weil man merkt es ja auch, dass die Situation nicht besser wird, wenn man nichts mehr zu sich nimmt. Natürlich hat man noch für ein paar Tage Reserven, aber es geht einem ja nicht gut, wenn man immer nur weint und nichts isst oder trinkt. Da bekommt man ja auch körperliche Beschwerden, weswegen ich mich dann dazu zwinge etwas zu mir zu nehmen.
Ich zwinge mich in Stresssituationen auch immer, etwas zu essen und zu trinken, auch wenn mir absolut nicht danach ist. Wenn ich zu wenig trinke und esse, bekomme ich auch physische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit und irgendwann bin ich wegen dem Nahrungsmangel extrem unausgeglichen und gereizt und zicke dann auch meine Umgebung an, was auch nicht so schön ist und so eine Situation eher noch schlimmer machen würde.
Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich zwinge mich dann nicht unbedingt ein 10 Gänge Menü zu essen oder generell beachtliche Mengen zu verschlingen. Ich esse vielleicht nicht so viel, wie ich normalerweise essen würde, sondern vielleicht nur die Hälfte oder zwei Drittel dieser Menge. Aber das ist besser als gar nichts finde ich.
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Sicherlich muss man ab und an was essen, aber zwingen ist auch schlecht. Ich würde dann eher dazu neigen, kalorienhaltige Getränke oder Suppen zu mir zu nehmen, wo man also im Prinzip nur trinken muss. Denn trinken muss man ja so oder so, um nicht zu dehydrieren.
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