Ansichten der Eltern übernehmen, ohne sie zu hinterfragen?

vom 13.04.2017, 10:52 Uhr

Das Verhältnis zu den Eltern kann ja sehr unterschiedlich sein. Viele Leute haben andere Ansichten und eine andere Einstellung zu verschiedenen Dingen, als ihre Eltern. Andere wiederum haben sehr ähnliche Ansichten und die gleiche Einstellung, was vieles angeht. Oft sind sie sich einfach so ähnlich, dass sie die gleichen Ansichten haben.

Bei einigen Menschen habe ich allerdings das Gefühl, dass sie einfach die Ansichten der Eltern übernommen haben - egal ob es nun um Politik oder Religion geht - ohne sie zu hinterfragen. Sie sind der Meinung, die Eltern müssten Recht haben, weil es eben die Eltern sind, so dass sie sich gar nicht trauen, anders zu denken, zumal sie sicherlich auch Diskussionen innerhalb der Familie vermeiden wollen.

Habt ihr die Ansichten und die Einstellung eurer Eltern einfach übernommen, ohne sie zu hinterfragen? Kennt ihr Menschen, bei denen ihr euch sicher seid, dass es so ist? Wann habt ihr angefangen, die Ansichten eurer Eltern zu hinterfragen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe nichts übernommen, was mir nicht gefallen hat. Tatsächlich gibt es viele Dinge, die wir verschieden sehen und tatsächlich habe ich nur wenige Dinge von meinen Eltern übernommen, aber nicht ohne vorher darüber nachzudenken. Einfach blind nachmachen ohne zu überlegen macht keinen Sinn, immerhin muss man mit seinem Leben ja auch selber klarkommen und sich wohlfühlen. Eltern müssen ja nicht immer recht haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst weiß das ich nichts übernommen habe, wie denn auch, meine Eltern waren nie da. Somit war auch ein reger Austausch von Meinungen und Erfahrungen gar nicht erst möglich und wie soll man ohne Kontakt dann großartig auch etwas übernehmen? Das was mir gezeigt und vorgelebt worden ist, finde ich zum Großteil sehr fragwürdig und habe das schon als kleines Kind immer hinterfragt und für mich selbst entschieden, dass das nicht mein Weg ist.

Bei anderen kann ich das durchaus feststellen, dass dort das Kind die identische Kopie der Eltern darstellt von der Meinung und auch der Ansicht her. Diese plappern einfach nur das nach, was sie vorgekaut bekommen habe und hinterfragen rein gar nichts, denn es wird schon seine Richtigkeit haben. Gerade wenn es in den Bereich der Religion geht, wird auch alles nur nachgeplappert anstatt sich selbst einmal damit näher zu befassen und zu einem anderen Schluss zu kommen. Andere nehmen auch nur das "Hörensagen" als Quelle und nicht selten sind es dann die eigenen Eltern die die Quelle darstellen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke, dass man viele Ansichten auch unbewusst übernimmt. Schließlich nehmen die Eltern eigentlich fast das ganze Leben über Einfluss auf einen, auf jeden Fall die ersten Jahre des Lebens. Sie leben einem vor, was richtig ist, was falsch ist und wie man sich in der Gesellschaft zu verhalten hat. Selbstverständlich nimmt dies einen Einfluss auf einen selbst und wie man sich später verhält. Sicher kann dieser Einfluss auch noch von anderen Leuten von außerhalb beeinflusst werden, aber ich denke dennoch, dass der Grundstein von den Eltern gelegt wird. Wenn die Eltern also zum Beispiel rechtsradikal sind, dann ist es doch sehr wahrscheinlich, dass die Kinder später ebenfalls in eine sehr ähnliche Richtung gehen oder seltener Weise, dann im Extremfall, in die ganz andere Richtung tendieren. Ich denke also schon, dass die Eltern hier in der politischen Richtung einen maßgeblichen Einfluss auf das Kind nehmen.

Ich denke, dass ich sehr viel vom Weltbild meiner Mutter mit übernommen habe. Mit meinem Vater hatte ich noch nie so eine richtig gute Beziehung, dafür aber eine umso bessere zu meiner Mutter. Mir
würde jetzt spontan nicht mal ein Beispiel einfallen, für etwas was ich übernommen habe, aber mir wird oft gesagt, dass wir uns im Verhalten sehr ähnlich sind. Ich denke, dass dies von unserem engen Kontakt her rührt. Da ich meine Mutter sehr mag, ihre Ansichten sehr gut finde und noch vieles weitere bin ich nicht gerade enttäuscht darüber, dass ich einiges von ihr mitgenommen habe.

Jedoch sind wir in anderen Sachen um einiges unterschiedlicher und ich denke gerade das ist es was einen ausmacht. In der Pubertät entwickelt man sich in eine andere Richtung als die Eltern und gerade das ist ja auch gewollt: es heißt ja nicht umsonst immer "die Jugend von heute". Jede Generation ist darin bestrebt, sich von der vorherigen Generation zu unterscheiden. So entwickelt man sich immer weiter - man übernimmt vielleicht einige Verhaltensweisen von seinen Eltern, aber entwickelt auch entsprechend viele neue, die man dann später seine eigenen Kinder weitergibt. So steht die Gesellschaft in einem ständigen Wandel: das, was vor einem Jahr noch gang und gebe war, kann heute schon wieder nicht mehr gängig sein.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube, dass man viele Ansichten, Werte und Lebenseinstellungen der Eltern quasi unbewusst übernimmt, und zwar relativ unabhängig davon, ob man gut behütet in einem liebevollen Elternhaus groß geworden ist oder ob es vor allem Stress gab. Beispielsweise lernt man ja ganz automatisch von den Eltern, wie Beziehungen und Familie funktioniert, weswegen es viele Leute bedauerlicherweise als gegeben hinnehmen, dass es daheim ständig Streit gibt und dass sie von ihrem Partner/ihrer Partnerin behandelt werden wie der letzte Dreck. Oder man macht die Erfahrung, dass mindestens ein Elternteil sowieso nichts taugt und versucht sich daher gar nicht erst am Idealbild der Kleinfamilie mit Vater, Mutter und Kind. Auch auf diese Art kann man das Vorbild der Eltern übernehmen.

Auch in gesellschaftlichen Fragen wie Religion und Politik lässt man sich natürlich von den Eltern beeinflussen, egal, ob man die Ansichten aus dem Elternhaus eins zu eins übernimmt oder exakt das Gegenteil anstrebt - der Einfluss ist immer da. Auch von mir selber bin ich sicher, dass ich viele Ideale und Werte aus meinem Elternhaus unhinterfragt übernommen habe. Beispielsweise halte ich Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß und Diskretion für erstrebenswerte Ideale, die ich ziemlich direkt auf meine Erziehung in einem kleinbürgerlichen Haushalt auf dem Lande zurückführe.

Ich sehe auch nicht wirklich ein Problem darin - natürlich ist es erstrebenswert, seine eigenen Meinungen und Wertvorstellungen zu bilden und zu lernen, wie man kritisch denkt und hinterfragt. Daran fehlt es mir meiner eigenen Meinung nach auch nicht, aber trotzdem finde ich nur zu oft, dass mein alter Vater mit seinen Ansichten durchaus recht hat und dass es bescheuert wäre, 20 Jahre jenseits der Pubertät mit Fleiß das Rebellieren anzufangen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Da ich sowieso kein gutes Familienverhältnis hatte, meine Familie an vielen Stellen der Asozialität frönt, unehrliche Menschen sind und mehr - habe ich nichts wirklich übernommen. Schon gar keine Lebensansichten meiner Eltern, weil dann wäre ich im wahrsten Sinne des Wortes am Arsch. Gleichwohl meine Mama sehr gute Momente hat, hat sie eine verkorkste Gedankenweise.

Was ich vielleicht irgendwo von meiner Mama übernommen habe, was sie mir durch ihren Beruf so mitgeteilt hat war, dass Männer ( viele Männer ) lügen, betrügen, vorgeben jemand zu sein, der sie nicht sind. Doch auch im Allgemeinen hat sie mir zumindest irgendwie beigebracht, sich nicht verarschen zu lassen, sich nicht von Männern runterbuttern zu lassen usw. Das ist aber auch wirklich das Einzige.

Ansonsten war ich sehr früh und viel auf mich alleine gestellt. Das heißt ich habe mich indirekt selber erzogen, weil ich sowieso tun und machen konnte, was ich wollte. Ich bin somit schon der Mensch geworden, der ich sein wollte. Dazu haben Erfahrungen geführt, mehr schlechte Erlebnisse als Gute, aber meine Eltern haben zu keinen Ansichten, die ich fröne, in jeglicher Form beigetragen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Bevor ich in einer Beziehung war, habe ich auch viele Ansichten einfach von meinen Eltern übernommen, ohne sie so wirklich zu hinterfragen. Erst seitdem ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe, habe ich durch Konfliktsituationen angefangen zu hinterfragen, warum ich diese oder jene Ansichten habe.

Teilweise musste ich dann selbst meine Hände über den Kopf zusammenschlagen, weil ich kaum glauben konnte, was ich alles einfach so übernommen hatte und letztendlich eigentlich eine ganz andere Meinung hatte, es allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste.

Ich glaube es geht vielen so, dass sie erst in einer Beziehung sich selbst auch wirklich kennen lernen und eigenes Verhalten hinterfragen. Vieles passiert einfach automatisch, so wie z.B. das Übernehmen fremder Ansichten. Aber wenn man damit aufwächst, ist es schließlich kein Wunder, dass mann diese auch mit ins Alter trägt.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke auch, dass man bis zu einem gewissen Alter gerne die Ansichten der Eltern übernimmt, ohne sie groß zu hinterfragen. Ich muss sagen, dass ich bis heute viele Ansichten meiner Eltern teile, aber wenn man selbstständig wird, dann hinterfragt man eben die Ansichten auch und übernimmt sie nicht einfach so. Ich kann gar nicht sagen, in welchem Alter das passiert, aber das ist sicher auch unterschiedlich.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kann das so direkt gar nicht beantworten. Generell bin ich auch der Meinung, dass ich keine Ansichten meiner Eltern übernommen habe, ohne mich genauer damit auseinander zusetzen. Aber ich stimme den anderen zu und denke, dass man oftmals auch unbewusst bestimmte Einstellungen und Ansichten der Eltern übernimmt. Das passiert sicherlich automatisch, wenn man eben lange so eng zusammenlebt. Mir ist in diese Richtung noch nichts aufgefallen, aber ich habe mich damit auch noch nicht besonders beschäftigt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich lebe Toleranz und praktiziere diese auch. Da ich hier in diesem Staat lebe, muss ich seinen Entscheidungen auch vertrauen können. Heißt für mich, dass ich die erlaubten Parteien und Organisationen in diesem Staat nicht diskriminiere. Hinterfragen darf ich, aber öffentliches Anprangern käme für mich nicht in Frage. Mit der Meinung meiner Mutter halte ich das so, dass diese mich nicht interessiert, da sie von Starrsinn geprägt ist. Wie sollte es auch anders sein, mit fast achtzig Jahren.

Auch das kann ich wiederum tolerieren. Aber ich denke schon, dass ich es ja irgendwem zu verdanken habe, dass ich ein aufgeschlossener und toleranter Mensch bin. So ganz von allein kommt das ja auch nicht zustande. Was ich an meiner Mutter mag ist ihre materielle Großzügigkeit im Kleinen. Sie hinterfragt nicht, wer ihr denn etwas gibt, sondern unterstützt in kleinen Dingen eben auch Menschen, die eigentlich nur ihre Arbeit machen. Das habe ich auch so übernommen.

Bei meiner Tochter erlebe ich ja auch fast täglich, dass sie "meine" philantropische Gesinnung besitzt und diese auch auslebt. Wäre dem nicht so, würde ich sie nicht weniger lieben. Es ist ihr Leben und das kann sie nur allein für sich leben. Ich bin eben nur stolz darauf, dass ich sie achtzehn Jahre liebevoll begleiten durfte und ihr niemals meine Ansichten aufs Auge drückte. Letzten Endes ist sie so geworden, wie sie das wollte und nicht wie ich sie formte.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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