Anliegen schriftlich klären, wenn jemand nicht zuhören kann?

Ein Freund von mir kann einfach nicht zuhören. Man kann sich mit ihm unterhalten, muss aber immer darauf achten, möglichst kurze Sätze zu bilden und auch niemals zu viel auf einmal zu sagen. Er schaltet einfach unglaublich schnell ab und kann sich selbst bei einfachen Gesprächsthemen nicht konzentrieren. Er meint, dass das auch im Studium schon immer ein riesiges Problem für ihn war, da er auch nie behalten konnte, was Professoren gesagt haben.

Mittlerweile überlege ich fast, ihm längere Texte lieber schriftlich zukommen zu lassen, beziehungsweise Anliegen dann doch besser per E-Mail zu klären. Mich nervt es sonst unglaublich, wenn man quasi gegen eine Wand redet, sich zehnmal wiederholen kann und dann trotzdem nur die Hälfte hängengeblieben ist. Vielleicht klappt es schriftlich besser.

Macht ihr es auch manchmal so, dass ihr bestimmte Anliegen lieber schriftlich klärt, wenn ihr mit einer Person zu tun habt, die einfach nicht zuhören kann und sofort abschaltet, so dass ihr euch ständig wiederholen müsst?

Ich glaube, dass es mir zu doof wäre, gewisse Anliegen schriftlich zu klären. Ich hätte da keine Lust zu und würde mit ein wenig so vorkommen, als würde ich mich rechtfertigen müssen und Beweise brauchen, ähnlich wie vor Gericht, damit man am Ende sagen kann, das man das gesagt hat und die Nachricht gelesen wurde.

Ich hätte also keine Lust so was immer schriftlich zu klären. Ich würde da mal ein ernstes Gespräch führen, dass die Person an sich arbeitet und lernt, auf Dauer aufmerksam zu bleiben. Eventuell hat es ja auch gesundheitliche Probleme als Ursache, die dazu führen, dass die Aufmerksamkeitsspanne so kurz ist.

Ich finde es erstaunlich, dass dein Freund es durch das Studium geschafft hat mit diesem Problem. Spätestens zu der Zeit hätte er doch an sich arbeiten müssen, damit er sich Dinge auch merken kann, die wichtig für ihn sind. Sicher kann man nun dazu übergehen, die Dinge schriftlich zu klären, aber ehrlich gesagt wäre mir das dann auch zu anstrengend.

Ich hatte allerdings mit einer solchen Person noch nichts zu tun und vielleicht würde ich es anders sehen, wenn ich mit so jemandem befreundet wäre. Aber wenn man es schreibt, dann kann man ja auch nicht sicher sein, dass die gesamte Nachricht gelesen und behalten wird.

Hat dein Freund sich denn ärztlich untersuchen lassen? Denn soweit ich weiß kann auch ein Nährstoffmangel die Gedächtnisleistung beeinflussen oder eben andere Faktoren. Ich würde das mal abklären lassen, wenn er das nicht schon getan hat.

Sollte keine medizinische Ursache vorliegen, scheint er ja eher desinteressiert an seinen Mitmenschen zu sein und da würde ich mich ernsthaft fragen, was ich mit so einem "Freund" noch will. Ich glaube auch nicht, dass sich etwas an der Gedächtnisleistung ändern würde, wenn du jetzt anfangen würdest, ihm Romane zu schreiben und darin Probleme und Sachverhalte zu schildern.

Doch, bei ihm hat es auf jeden Fall eine gesundheitliche Ursache - eine Schilddrüsenunterfunktion. Von daher kann er im Grunde genommen nicht allzu viel dafür, wenn er einfach nicht zuhören kann. Das ist ja nicht nur bei mir so, sondern auch bei allen anderen. Das liegt ja auch nicht an Desinteresse, aber ich finde es trotzdem unglaublich anstrengend, wenn man sich so oft wiederholen muss und trotzdem nichts hängenbleibt.

Seit wann kann man denn wegen der Schilddrüse nicht zuhören, gerade bei einer Unterfunktion, wenn sowieso alles etwas langsamer geht? Bei mir ist dann immer der Kreislauf im Keller, alles ist kalt und trübe und der Stoffwechsel schaltet auch auf Winterschlaf. Die Krankheit Hashimoto lässt grüßen, aber erstens sind Schilddrüsenprobleme glücklicherweise sehr gut behandelbar, und zweitens nur bedingt als Ausrede für Konzentrationsprobleme geeignet. Wenn es wirklich daran liegen sollte, wieso quält sich der Typ dann auf diese Art durchs Studium und lässt sich nicht vom Arzt hormonell etwas höher regeln?

Man merkt, ich habe wenig Geduld mit Leuten, die geistig nicht regsam sind, solange es sich nicht gerade um Demenzpatienten handelt. In diesem Fall würde es mir wohl schwerfallen, auf Dauer eine Freundschaft am Laufen zu halten, wenn mein Gegenüber aus welchen Gründen auch immer nichts von dem behält, was ich versuche zu vermitteln. Bei mir läuft nämlich viel über gemeinsame Gespräche zu interessanten Themen, und wenn ich mich regelmäßig bremsen und erkundigen muss, ob mein Gegenüber geistig noch folgen kann, macht mir das irgendwann keinen Spaß mehr.

Kommunikation über E-Mail oder vergleichbare Dienste löst hier zwar das Problem der mangelnden Informationsverarbeitung, aber ich pflege eigentlich keine Freundschaft, in der man Anliegen schriftlich klären muss, damit überhaupt etwas durchdringt.