Angst vor Blick aufs Konto
Ich habe aktuell und bis zum Ende der Ausbildung einen finanziellen Engpass und muss deshalb sehr aufs Geld gucken. Ich versuche zu sparen wo es geht aber auch dann, wenn ich jeden Cent dreimal umdrehe, ist es am Ende des Monats sehr knapp und ich gerate gerne mal ins Minus. Auch das reduzieren der Ausgaben auf ein Nötigstes brachte keine Besserung. Deshalb bringt es nichts Anderes als zu warten, bis ich die Ausbildung beendet habe.
Jedoch macht mir der Blick aufs Konto jedes Mal Angst. Auch, wenn ich weiß, dass eigentlich noch was drauf sein müsste, habe ich oft Angst, dass schon wieder irgendwas abgebucht wurde, was ich vielleicht vergessen habe und es deshalb weniger ist, als es eigentlich sein sollte. Grade dann, wenn dies wirklich mal so ist, mache ich mir oft große Sorgen und rechne dann wieder zehn Mal durch, ob es auch bis zum Ende des Monats reicht. Das Gehalt wird dann immer sehnsüchtig erwartet.
Wie ist das bei euch? Gab es bei euch auch schon eine Zeit im Leben, wo ihr wirklich Angst hattet auf das Konto zu schauen? War diese Zeit irgendwann mal vorbei oder ist es immer noch so?
Ich bin Mitte 50 und klar hatte ich das auch schon. Da habe ich alles, was Luxus ist einfach reduziert. Du musst eben schauen, dass du teure Hobbys einschränkst und überlegen, ob Pferde unbedingt sein müssen. Wenn es nicht anders geht, dann musst du eben schauen, ob du am Auto sparen kannst. Es gibt immer irgendwas, was man sparen kann und wenn ich lese, dass du, um "Rücklagen" zu bilden einen Kredit aufnehmen willst, wie du in einem anderen Thread schreibst, dann solltest du mal zu einer Schuldenberatung gehen.
Wenn man in deinem Alter schon ohne Kinder zu haben, so knausern muss, dann würde ich wirklich versuchen mit Hilfe zu holen um zu sehen, wo man einsparen kann. Denn wo willst du in ein paar Jahren sein, wenn du beispielsweise zwischendurch auch mal arbeitslos bist oder nach der Ausbildung nicht übernommen wirst oder keine Anstellung bekommst?
Bei mir gab es solche Zeiten ehrlich gesagt noch nicht. Wenn ich wusste, dass ich wenig Geld zur Verfügung habe, dann habe ich mir auch dementsprechend wenig gekauft und geschaut wie ich noch mehr Geld einsparen kann. An deiner Stelle würde ich alle Ausgaben aufschreiben, sehen was du wirklich brauchst und dann auch nur das kaufen. Vielleicht kannst du bei Versicherungen und so weiter noch etwas einsparen oder auch Lebensmittel über Foodsharingseiten bekommen. Es gibt doch viele Möglichkeiten Geld einzusparen.
Ich hatte auch schon eine Zeit, wo ich sehr viel zahlen musste und auch ungeplante Dinge dazu gekommen sind. Da hatte man dann schon ein mulmiges Gefühl, wenn man den Kontostand aufgerufen hat. Allerdings denke ich auch, dass man dem doch vorbeugen kann. Man weiß doch welche fixen Ausgaben man pro Monat hat und kann sich diese schon mal notieren. Dann kann man auch aufschreiben was man so für Lebensmittel oder Hobbys ausgibt und sieht dann ja schon, wo sich etwas einsparen oder reduzieren lässt. Zumindest habe ich das dann in der Zeit so gemacht und bin dadurch dann besser zurecht gekommen.
Ich kenne diese Existenzängste sowohl aus meiner Studentenzeit als auch aus der Zeit nach meiner Scheidung. Ist aber Gott sei Dank vorbei. Statt immer im Dispo zu sein, hatte ich damals ein günstiges Darlehen aufgenommen. Wenn du in der Ausbildung bist, ist es ein Trost, dass abzusehen ist, dass dieser Zustand irgendwann vorbei ist.
Vielleicht gibt es einen Verwandten, der dir ein günstiges Darlehen geben kann? Als Auszubildender bekommt man das ja von der Bank eher nicht. Aber auch von Privat würde ich das auf jeden Fall schriftlich machen, um klare Bedingungen zu schaffen und späteren Ärger vermeiden. Es muss wahrscheinlich keine größere Summe sein, wenn es nur knapp um Soll und Haben geht. Manchmal machen sogar 100 Euro den entscheidenden Unterschied.
Wie so Viele habe auch ich so eine Phase im Leben gehabt. Alleine daran merkst du schon, dass dir das mitnichten peinlich sein muss. In der Zeit habe ich öfters jedes Mal Magenschmerzen bekommen, wenn ich mich online in mein Konto einloggen musste. Im Gegensatz zu dir hatte ich damals noch nicht einmal den „Luxus“ eines Dispositionskredits.
Ich würde dir raten - zumindest für ein paar Monate - ein Haushaltsbuch zu führen, in das du konsequent sämtliche Eingaben und Ausgaben protokollierst. So kannst du am Einfachsten einschätzen, wo du den Rotstift ansetzt und auf was du am Ehesten verzichten kannst. Du wirst überrascht sein mit wie viel unnötigen Ausgaben dir das Geld aus der Tasche gezogen wird. Bei mir war es der ganz simple, fast schon automatisierte Gang, zur Lottoannahmestelle, der mir im Gedächtnis geblieben ist. Wöchentlich ein paar Euro ergeben im Monat durchaus einen nennenswerten Betrag, gerade wenn es am Monatsende etwas knapper ist.
Nein, ich hatte noch nie Angst davor, auf meine Kontoauszüge zu schauen. Ich mache keine Anschaffungen, die ich mir nicht leisten kann. Es ist oftmals nur Wut, wenn man sieht, wie hoch die Betriebskosten wieder waren oder wie viel man wieder für die Bereitstellung der Wasserversorgung zahlen musste. Ansonsten habe ich keine Angstzustände.
Wirklich Angst davor auf mein Konto zu schauen hatte ich bisher Gott sei Dank noch nie. Natürlich gab es auch bei mir schon Zeiten in denen ich nicht ganz so viel Geld zur Verfügung hatte und in denen es auch schon mal etwas knapper geworden ist am Ende des Monats. Da wurde das nächste Gehalt selbstverständlich auch sehnsüchtig erwartet. Wenn dann noch etwas abgebucht wurde mit dem ich in diesem Moment nicht gerechnet hatte, wie zum Beispiel die Betriebskostenabrechnung oder eine Versicherung die nur einmal im Jahr fällig ist, ist es auch mal passiert das ich kurzzeitig ins Minus geraten bin. Allerdings war dies immer nur kurz und ich konnte kurzfristig immer noch etwas einsparen was das Minus im nächsten Monat wieder ausgeglichen hat.
Bei mir war es tatsächlich auch nur in der Ausbildung so weil ich damals einfach wahnsinnig verdient habe. Heute frage ich mich sogar manchmal wie ich mit so wenig Geld überhaupt auskommen konnte, schließlich sind heutzutage alleine meine Fixkosten schon dreimal so hoch wie damals. Aber es geht alles irgendwie. Und gerade wenn man weiß das es ein absehbarer Zeitraum ist in dem man so Leben muss, wie bei dir die Ausbildung, geht es noch irgendwie. Anders ist es bei Leuten die immer am Existenzminimum leben. In dieser Situation noch motiviert zu sein zu sparen und sich eben nicht komplett aufzugeben erfordert viel Kraft und verdient meine Hochachtung.
So richtig Angst habe ich zum Glück nie haben müssen, weil ich die meiste Zeit meines Lebens immer die Finanzen genau im Blick habe. Aber die meiste Zeit ist ja nicht die ganze Zeitspanne, von daher hatte ich auch schon mal einen Sommer, wo das Konto immer leerer und leerer wurde und die Polster am Monatsende zunehmend kleiner geworden sind.
Verantwortlich war ein ganzes Jahr, indem ich viel unterwegs war, ständig mit dem ICE auf den Schienen, Ausflüge und Reisen, dazu noch bis zu dreimal die Woche abends ausgehen und dreistellige Rechnungen vom Tierarzt. Wenn man das lange genug in der Form so betreibt, kann man schon gut zusätzliches Geld loswerden. Am Ende war ich dann doch etwas erschrocken, als ich nur noch einen zweistelligen Betrag übrig hatte. Zum Glück haben sich die Dinge dann geändert und mein Konto konnte sich wieder erholen, aber so nahe an die Schwarze Null möchte ich nicht noch einmal rutschen.
Im Minus zu sein und keine Rücklagen mehr zu haben und kaum noch die Rechnungen bezahlen zu können, war für mich immer schon eine totale Alptraum-Vorstellung, zumal ich nie Eltern oder andere reiche Gönner gehabt hatte, die mich aus einer Misere locker hätten auslösen können.
Also wirklich Angst hatte ich vor so einem Blick auf mein Konto noch nie. Ich wusste bisher ja immer so in etwa, was auf mich zukommt und wie ich den Monat zu leben habe. Klar gab es zu Studienzeiten auch mal Phasen, wo nicht viel auf dem Konto war, aber ich wusste trotzdem recht sicher, dass zwar gegen Ende des Monats wenig bis nichts über bleibt, aber zumindest kein Minus auf dem Konto herrscht. Und das wusste ich eben vorher immer. Dann kommt auch keine Angst auf.
Heute gibt es zwar auch mal Monate wo auf dem Haushaltskonto nicht viel über bleibt, aber wir haben trotzdem immer noch Rücklagen, sodass auch ungeplante Ausgaben immer recht problemlos gestemmt werden können und wir dennoch auf nichts verzichten müssen. Da bin ich auch sehr froh darüber.
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