Angst vor bestimmten Patienten haben
Ich arbeite in der Pflege und hatte kürzlich auch erst zwei Einsätze im Pflegeheim. Dementsprechend bin ich in all den Jahren schon an die verschiedensten Menschen und auch Arten von Patienten geraten, sodass ich eine große Gruppe von Menschen kenne. Ich komme mit vielen Menschen gut klar und finde mich meist schnell mit neuen Menschen zurecht und viele mögen mich.
Jedoch gibt es auch Patienten, vor denen ich Angst hatte. Das war zum Beispiel bei Patienten der Fall, die delirant und aggressiv waren. Sicherlich waren Patienten, die zusätzlich noch dement sind, nicht verantwortlich für ihr Verhalten beziehungsweise waren nicht der Herr über ihre Taten. Dennoch kam es vor, dass mich ein Patient mehrfach geschlagen hat, als er grade Entzugserscheinungen hatte und man vorher auch nicht damit gerechnet hat, da keiner von der Abhängigkeit wusste.
Aus dem Nichts ist er ausgerastet, hat mich mit der Klingel geschlagen und anschließend nach mir getreten, wobei er mir das Knie gegen die Schläfe gehauen hat. Ich hatte einige blaue Flecken und bin im Nachtdienst auch nicht mehr alleine in dieses Zimmer gegangen beziehungsweise nur noch mit einem großen und männlichen Kollegen, der den Hauptteil übernommen hat. Aber alleine hatte ich vor dem Patienten zu viel Angst.
Wie ist es bei euch? Hattet ihr, speziell als Pflegekraft, schon mal Angst vor einem Patienten? Vor allem, wenn es so einen gewissen Vorfall gab? Oder hatte es bei euch andere Gründe, wieso bestimmte Menschen euch auf der Arbeit Angst gemacht haben?
Ich finde das vollkommen normal, dass man in solchen Situationen dann eine gesunde Angst entwickelt und sich auch schützen will. Erlebt habe ich das aber auch, wenn ich auch nicht selber geschlagen wurde.
Bei mir war es so, dass ich in der Stationsküche im Pflegeheim gearbeitet habe und da war es dann aber auch so, dass ich gewisse Dinge einfach auch für die Pfleger gemacht habe um denen zu helfen, da ich einfach schnell in meiner Arbeit war und dort dann ein wirklicher Mangel vorhanden war. Eines Morgens war dann Ablösung und ein wirklich gut trainierter großer Mann, der Pfleger aus der Nachtschicht, war richtig verprügelt wurden und das von einer Frau. Die hatte ihn ein blaues Auge geschlagen und ihn dann auch noch Gegenstände entgegengeworfen und ihn gekratzt und geschlagen. Das war für ihn, der normalerweise wirklich viel Sport gemacht hat dann auch nicht leicht das alleine in den Griff zu bekommen. Die Frau war dement, aber wirklich aggressiv, ab und zu zumindest.
Ich hatte das natürlich im Hinterkopf, habe ich dann aber das Essen eingegeben und bei mir war sie dann auch wieder normal. An einem anderen Morgen hatte ich das Problem, dass eine Frau dachte, es würde brennen, sie hatte auch Demenz und war am Weinen, dann wieder aggressiv im Wechsel, weil sie Angst hatte es würde brennen und sie kann nicht weg. Sie hat auch mit Sachen nach mir geworfen, weil ich da hinein bin um zu sehen was ist. Pfleger waren gerade im anderen Teil der Station und haben das wohl nicht gleich mitbekommen. Einigermaßen konnte ich sie auch beruhigen, aber sie bekam dann Mittel zur Beruhigung und dann ging es wieder.
Ich wurde generell eher zu solchen Leuten geschickt, die so richtig ausgerastet sind. Ich weiß auch nicht warum, aber ich scheine da eine beruhigende Wirkung auf die Leute zu haben, denn diese kamen auch wirklich jedes Mal runter. Natürlich kann man sich darauf nichts einbilden und ich bin ja auch kein Fachpersonal, aber bisher haben sich die Leute immer ganz gut beruhigt. Wenn die aber wirklich so aggressiv sind, dass man am Ende körperliche Schäden davon trägt, dann hilft auch nur noch ein Beruhigungsmittel. Angst ist da aber dennoch normal, die habe ich auch gehabt, aber letztendlich sind das alles Menschen, die das ja nicht mit Absicht machen, die auch nicht bei klarem Verstand sind.
Ich weiß nicht, ob ich es Angst nennen kann. Ich würde sagen, dass ich bei einigen Patienten eher unsicher bin, weil ich sie nicht einschätzen kann. Ich arbeite mittlerweile in einem Bereich, in dem Aggressionen und sogar Angriffe durchaus vorkommen können und dass Patienten sich einfach nicht mehr im Griff haben können, weil ihre psychische Erkrankungen mit einfließt.
Ich traue mir aber mittlerweile auch zu, mit sehr schwierigen Patienten zu arbeiten und komme auch meistens mit ihnen klar. Klar, es kommt vor, dass ich erstmal keinen Zugang zu den Patienten erhalte, aber ich bleibe dann einfach dran oder passe meinen Tonfall oder meine Sprache entsprechend an. Denn bei schwierigen Patienten ist es teilweise so, dass man switchen muss, denn bestimmtes Auftreten bringt nicht immer was.
Bei dementen Menschen kommt in der Regel irgendwann schon Aggressivität vor. Die tritt aber oft nur phasenweise auf. Ich hatte mit Patienten zu tun, die dauerhaft aggressiv waren, die ständig die Kontrolle verloren haben und die dadurch halt auch entsprechend behandelt wurden und sediert oder fixiert wurden. Ist halt nicht so toll, wenn man stundenlang als "dumme Schlampe" oder "ver**** Arschkrampe" beschimpft wird.
Am meisten Angst hatte ich bei einer Patientin, die aus somatischen Gründen unkontrollierbar wurde und bei der man sich nie sicher sein konnte, wie sie reagiert. Von einer Sekunde auf die Nächste wurde man bespuckt, beschimpft und getreten und angegriffen oder gebissen; eine Sekunde später hat sie wieder gemeint, dass sie "einen lieb hätte" und "dass man der tollste Mensch der Welt wäre".
Diese Menschen finde ich schwer einzuschätzen und auch sehr schwierig im Umgang. Da würde selbst der angeblich ruhigste Mensch scheitern. Auch wenn sie etwas nicht absichtlich machen, müssen diese Leute auch mit Konsequenzen rechnen und diese müssen den Menschen auch klargemacht werden. Denn Angriffe jeglicher Art gehen gar nicht und ich finde, dass viele solche Aggressionen mit Erkrankungen klein geredet werden.
Das klingt wirklich schwierig und ich kann gut verstehen, dass du Angst hattest, mit dem Patienten alleine zu sein, nachdem er dich angegriffen hatte. Ich denke, dass es in vielen Berufen, in denen man viel mit Menschen zu tun hat, Situationen geben kann, in denen man Angst hat oder sich unsicher fühlt. Besonders in der Pflege, wo man auch mit Menschen arbeitet, die aufgrund von Krankheiten oder anderen Umständen unvorhersehbar reagieren können, ist das sicherlich nicht ungewöhnlich.
Ich denke, dass es wichtig ist, sich in solchen Situationen selbst zu schützen und sich Unterstützung zu holen, sei es von Kollegen oder anderen Fachleuten. Auch ist es sinnvoll, sich immer wieder bewusst zu machen, dass das Verhalten von Patienten oft nicht persönlich gemeint ist und dass manche Menschen in bestimmten Situationen einfach überfordert sind und nicht anders reagieren können.
Ich selbst arbeite nicht in der Pflege, kann aber nachvollziehen, dass es belastend sein kann, wenn man sich vor bestimmten Patienten fürchtet. Ich denke, dass es wichtig ist, sich selbst und seine Grenzen zu kennen und sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Letztlich ist es auch eine Frage der Selbstfürsorge, um langfristig gesund und arbeitsfähig zu bleiben.
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