Angst vor Arbeit - schnell wieder schwanger werden?

vom 30.08.2016, 15:37 Uhr

Wie in einem anderen Thread berichtet, habe ich in meinem Bekanntenkreis drei überforderte Neumamas, wo zwei schon nach kurzer Zeit wieder schwanger geworden sind - und zwar geplant!.Die Mamas selbst sehen ein, dass sie überfordert sind.

Bei der einen ist das Baby gerade 10 Monate alt und im letzten Monat hat ihr Mann die Elternzeit übernommen. Sie geht seit ungefähr 2 Wochen wieder arbeiten und kann sich einfach auch noch nicht von ihrem Kind lösen. Zwar schimpft sie ganz viel auf das Kind, aber arbeiten gehen will sie auch nicht.

Sie hat Bedenken, dass sie ihrer Arbeit nicht gerecht werden kann, oder aber dem Kind. Beides ist für sie nicht vereinbar. Allerdings ist sie auf diese Arbeit angewiesen. Zum einen verdient sie sehr gut und zum anderen haben sie gerade ein Haus gebaut, was irgendwie ja auch bezahlt werden muss.

Es ist zu vermuten, dass sie auch schnell wieder schwanger geworden ist, damit sie nicht arbeiten muss. Das Elterngeld wird dann wohl knapper, aber ihr Ausgangsgehalt war so hoch, dass es wohl trotzdem reicht und wenn sie jetzt bis zum Mutterschutz arbeiten würde, dann geht es ihr im Elternjahr immer noch sehr gut.

Wäre das für euch ein Grund, schnell wieder schwanger zu werden? Sicherlich ist das für das Kind schön, wenn man da ist, aber man hat ja auch dann den Stress mit zwei kleinen Kindern. Und irgendwann muss sie wieder arbeiten gehen - so schiebt sie das ja nur vor sich raus.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Um Gottes Willen, das darf kein Grund sein um ein Kind zu bekommen. Erst Recht sollte man keines bekommen, wenn man mit dem ersten Kind schon seine Probleme hat und nicht klarkommt.

Ich habe schon in der Schwangerschaft gesagt, dass ich noch ein Kind möchte und daran halte ich auch fest, wobei ich dafür auch meine Gründe habe. Zum einen wollte ich lieber ein Mädchen und zum anderen bin ich von meinem Schatz so begeistert, dass da einfach noch ein Kind her muss.Wenn es also finanziell stemmbar ist, ist das doch an sich eine schöne Idee noch ein Kind zu bekommen.

Wenn man dies aber nur macht, weil man nicht arbeiten gehen mag ist das eine sehr bescheuerte Rechnung, die nach hinten losgehen wird. Elterngeld bekommt man ja auch nicht so viel und 2 Kinder kosten auch Geld und das nicht wenig. Das muss man auch erst mal verdienen und kann nicht zu Hause bleiben, wenn der eigene Job finanziell gesehen so wichtig ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Diesen moralischen Konflikt kann ich nachvollziehen und kann man auch erst, wenn es selbst wieder auf die Arbeit zugeht und die Elternzeit sich dem Ende neigt. Denn das Kind mit 1 Jahr in die Krippe geben ist nicht sonderlich einfach, man hat sich daran gewöhnt und empfindet das Kind zu klein. Da Elterngeld aber auch nur ein Jahr gezahlt wird, nehmen die wenigsten direkt die 3 Jahre in Anspruch, da sie 2 Jahre finanziell alleine stemmen müssten.

Gerade wenn man ein Haus gebaut hat oder auf das Geld vom Job angewiesen ist, dann hat man dort schon den ersten Konflikt. Damit ist die einfachste Lösung, einfach ein weiteres Kind nachschieben, damit man wieder Elterngeld bekommt und ggf. auch ein Beschäftigungsverbot, damit man das volle Gehalt in der Zeit bezieht. Viele nehmen für das zweite Kind dann auch länger Elternzeit, weil sie beim ersten festgestellt haben ein Jahr reicht nicht aus, damit man sich lösen kann.

Was meinst du wie schwer mir es gefallen ist, mein Kind mit wenigen Wochen bereits Ganztags abzugeben und arbeiten zu rennen. In dieser Zeit war ich wirklich fertig, hatte einen Vollzeitjob an der Backe, dann schnell in die Krippe rennen Kind holen und Abends noch den Haushalt schmeißen. Wirklich einfach ist das nicht, gerade wenn man keinen Partner hat der Unterstützt. Dort kommen solche Gedanken schon mal auf, dass man nicht allem gerecht wird wie man es gerne hätte.

Denn mal ehrlich, jeder will viel Zeit mit seinem Kind verbringen, nebenbei muss das Geld stimmen und der Haushalt sollte auch einigermaßen gut aussehen und nicht wie nach einem Atomkrieg. Dort stößt man schon einmal an seine Grenzen und muss an manchen Stellen Zeit einsparen, damit sich alles noch vereinbaren lässt. Der Tag hat immerhin nur 24 Stunden und davon will man auch etwas schlafen.

Somit ist sie nicht die einzige, die das aus diesem Grund macht. Eine alte Kollegin hat es nicht anders gemacht. Als sie gemerkt hat, dass es wieder auf Arbeit zugeht nach 1 Jahr Elternzeit, hat sie direkt ein zweites Kind hinterher geschoben. Ging danach direkt ins Beschäftigungsverbot, hat volles Gehalt bekommen und konnte Zuhause beim ersten bleiben. Inzwischen sind beide Kinder da, sie hat nun 3 Jahre Elternzeit genommen für das zweite, aber will gerade ein Haus bauen. Natürlich bekommt sie so keinen Kredit, ihr Mann verdient nicht sonderlich gut, dass die folgenden 2 Jahre schon hart und knapp sind. Aber dann noch weitere Wünsche haben wollen und sich aufregen, dass die Banken keinen Kredit geben.

Eine andere hat ein zweites Kind direkt nachgeschoben, weil sie meinte der Altersabstand ist perfekt. Nun waren es beim zweiten mal Zwillinge und nun hat sie eine knapp 2 jährige Zuhause die allerlei Blödsinn anstellt und die Zwillinge mit wenigen Monaten. Damit ist sie auch überfordert, sei mal für drei Kinder zeitgleich da, gerade wenn die groß schon Käse macht wenn man die kleinsten gerade am füttern ist mit der Flasche. Da kann man nicht einfach aufstehen und hinterher rennen. Entsprechend sieht auch der Haushalt aus, sie kommt zu nix. Kaum ist ein Kind fertig gewickelt und gefüttert, kommt das nächste, und das dritte. Bis alle durch sind fängt es von vorne wieder an.

Das zweite Kind ist übrigens billiger, denn viele nehmen einfach die Sachen vom ersten Kind. Somit fällt die Grundausstattung schon einmal nicht mehr ins Budget, Stillen ist das billigste überhaupt und Windeln kann man sich auch auf andere Weise sehr billig oder gar kostenlos besorgen. Solange die Kinder klein sind und ein Baby, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Interessant wird es dann erst wenn es an Betreuung geht, denn es macht schon einen unterschied ob ich 700 Euro für einen Krippenplatz zahlen darf oder das doppelte abzgl. dem Geschwisterbonus von 1300 Euro. Damit hat sich das Thema mit arbeiten gehen dann ohnehin wieder für viele Erledigt, da der Job das gar nicht abwirft, dass es sich lohnt.

Für mich wäre das jedenfalls kein Grund gewesen, obwohl mir die Trennung schwer gefallen ist und ich den Gedanken auch kurz gesponnen habe. Aber nachdem ich auch komplett alleine gelassen wurde mit allem, wollte ich mir den Stress in wenigen Jahren mit zwei Kindern dann auch nicht mehr geben. Somit habe ich es einfach nüchtern betrachtet, denn ein zweites Kind jetzt noch mit meinem Zeitplan zu vereinbaren wäre definitiv nicht möglich. Für jemanden der nur Zuhause sitzen will und Hausfrau und Mutter spielt, ist das eine ganz andere Sachlage wenn das Gehalt des anderen Partners mehr als dicke ausreicht. Aber solch ein Leben wäre für mich auch keine Option, da man immer abhängig ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Den Gedankengang kann ich irgendwie schon nachvollziehen, aber trotzdem finde ich es traurig, dass so etwas dann nach solchen Kriterien entschieden wird, dass noch ein Kind deswegen bekommen wird, weil die Mutter Angst davor hat, zu arbeiten. Sicher ist es für das Geschwisterkind schön, wenn der Abstand nicht so groß ist, aber wenn die Mutter schon mit dem einen Kind überfordert ist, dann ist es wirklich die Frage, ob das mit zwei Kindern nicht noch schlimmer wird.

Und wie du schon geschrieben hast, wird der Zeitpunkt, wann sie wieder arbeiten muss, ja nur hinausgezögert. Und besser wird es doch auch nicht, wenn sie dann nach dem zweiten Kind wieder arbeiten geht und dabei dann eben auch noch zwei Kindern gerecht werden muss und nicht nur einem. Darum finde ich auch, dass es das nicht besser macht, wenn sie aus Angst vor der Arbeit wieder schwanger wird.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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