Angst vor Antwort haben und deswegen nicht fragen
Meine Cousine vermutet, dass ihr Freund ihr fremd geht und ich habe gesagt, dass sie ihn einfach darauf ansprechen soll und ihn direkt fragen soll. Aber sie meint, dass sie Angst vor der Antwort hat und deswegen nicht fragen würde. Denn die Antwort ist entweder sehr ehrlich und tut weh oder er lügt sie an oder es ist die Wahrheit und er ist nicht fremd gegangen. Jede Antwort würde ihr nichts bringen und sie hätte Angst vor den Konsequenzen und vor den Antworten.
Kennt ihr es, dass man aus Angst vor der Antwort einfach nicht fragt und weiter im Ungewissen lebt und lieber nichts sagt? Wie reagiert ihr dann? Überwindet ihr euch dann doch und fragt nach?
Die Frage ist: Wenn deine Cousine mit der aktuellen Situation unzufrieden ist und sich deshalb grämt - ist es auf Dauer nicht schlimmer?
Folgender Vorschlage wäre hier wohl angebracht: Schildere ihr einfach einmal die Aussicht, dass sie sich in den kommenden Wochen nicht nur mit der unangenehmen Frage herumschlagen muss, dass vielleicht WIRKLICH etwas an ihrem Verdacht wahr sein könnte. Sondern dass vielmehr durch die unablässige Verdächtigung ihrerseits auch ein zusätzlicher Druck auf ihn ausgewirkt wird. Wahrscheinlich unabsichtlich, doch sicherlich so beständig, dass, gesetz dem Falle es gibt tatsächlich jemand anderes in seinem Leben, er noch eher in die Arme der Person getrieben wird.
Ehrlichkeit, so die alte Regel, währt hier am Längsten: Die Frage zu formulieren nimmt den Druck von ihr und gibt eine andere Form von Druck auf ihn, als die unausgesprochene Verdächtigung. Ob er dann noch lügt ist eine andere Sache, Fakt ist aber, dass selbst wenn er sich in eine Lüge retten sollte, die Wahrscheinlichkeit, dass er dann wirklich etwas an der Situation ändern wird, höher ist als im Moment.
Ich finde es schlimmer nicht nachzufragen und dann mit der Ungewissheit leben zu müssen. Gerade im Fall deiner Cousine finde ich es schlimm, dass sie sich lieber weiter betrügen lässt oder dies von ihrem Partner denkt, dann sollte sie doch einfach nachfragen. Mit so einer Ungewissheit würde ich nicht leben wollen, ich frage dann eher nach, auch wenn ich Angst vor der Antwort habe.
Es gab bei mir auch öfter die Situation, dass ich nicht nachgefragt habe, weil ich Angst vor der Antwort hatte.
Trotzdem hat mich die Ungewissheit fertig gemacht, sodass ich dann doch irgendwann allen Mut zusammen genommen habe, und die Person gefragt habe, was mir auf dem Herzen lag. Es kann anfangs ein kleiner Schock sein, die Antwort zu hören. Und sie entspricht nicht oft dem, was man eigentlich hören will. Denn anstatt in der Traumwelt weiterzuleben wird man mit der Realität konfrontiert, was oft sehr schwer ist.
Aber zumindest hat man so die Möglichkeit, sich mit der Antwort und der neuen Situation auseinander zu setzen und einen Weg zu finden, damit umzugehen. Wenn man nicht nachfragt, hat man diese Chance nicht.
Man sollte sich bei so etwas doch eher fragen, wo das kleinere Übel ist. Würde man eher damit klarkommen, wenn man die Frage stellt, aber mit der Antwort vielleicht nicht so ganz zufrieden ist? Oder wäre es besser, wenn man gar nicht fragt, sich aber ewig mit Ungewissheit quält? Ich würde da einfach das kleinere Übel wählen und dann entscheiden.
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