Angst haben, dass Notruf nicht ernst genommen wird?
Ich las von einem Fall aus Frankreich, bei dem eine Frau im Dezember wegen starker Schmerzen den Notruf wählte und sogar Todesangst äußerte, aber von der Dame am anderen Ende der Leitung nicht wirklich ernst genommen worden ist und sogar verhöhnt wurde. Im Endeffekt ist die Anruferin wenige Stunden nach dem Notruf an Multiorganversagen gestorben.
Ich persönlich frage mich, wie oft es eigentlich vorkommt, dass man als Hilfesuchender den Notruf wählt und da nicht ernst genommen wird. Hängt das ausschließlich vom Telefonpartner ab oder ist man selbst Schuld, wenn man nicht ernst genommen wird, weil man vielleicht eine falsche Wortwahl verwendet hat und dabei unseriös wirkte? Habt ihr Angst davor, nicht ernst genommen zu werden, wenn ihr mal den Notruf wählen müsst?
Ich kannte mal eine Frau, die wegen einem Herzleiden immer wieder starke Herzschmerzen bekam, teilweise dann keine Bewegung mehr ausführen konnte und richtige Panikattacken deswegen hatte. Solche Anfälle gab es selten bei ihr, so dass sie dann versucht hat Hilfe zu bekommen, ihr Mann hat dann immer angerufen und irgendwann wurde dann gesagt, dass man nicht immer wieder wegen dem selben Kram anrufen sollte. Sie wurde auch jedes Mal untersucht, sie war dann auch jedes Mal ein paar Tage im Krankenhaus, sie traute sich aber auch nicht anzurufen. Letztendlich starb sie irgendwann an dem Herzleiden.
In dieser Stadt würde ich tatsächlich auch eher ungern einen Notruf absetzen, denn das habe ich auch schon getan und dann habe ich gemeinsam mit einem Mann mit einer stark blutenden Kopfwunde eine dreiviertel Stunde gewartet und dann wurde ich noch angemeckert, weil ich mich darüber beschwert habe. Natürlich haben die Leute viel zu tun und können da auch nichts machen, aber in dem Moment wusste ich auch nicht, was ich noch groß hätte machen sollen.
Das ist auf jeden Fall kein Zustand, wie er sein sollte. Problem sehe ich hier aber darin, dass hier eindeutig zu wenig Personal da ist, dass zu wenig Krankenwägen vorhanden sind und so weiter. Das ist alles ganz schlimm und die Leute lassen das dann eben an denen aus, die dann anrufen. Außerdem gibt es ja auch viele Anrufe, die einfach umsonst sind und von Leuten abgesetzt werden, die keine Hilfe brauchen.
Da mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Natürlich ist es eine Katastrophe, wenn jemand dringend nötige Hilfe nicht bekommt, weil irgend ein genervter oder überforderter Mitarbeiter die Situation falsch einschätzt, aber in meinen Augen werden hier nur extreme Einzelfälle über Gebühr aufgebauscht.
Die Grenze zwischen Aufdecken von Missständen und Panikmache in den Medien ist zudem sowieso fließend, und auf derlei saftige und tragische Ereignisse stürzt sich natürlich jede Social Media Plattform und jedes Käseblättchen. So kann für schlichte Gemüter schon der Eindruck entstehen, dass es reine Glückssache sei, ob ein Notruf wirklich weitergeleitet werde oder ob sich jemand nägelfeilend denkt: Ach, die drückt sich so blöd aus, die lasse ich sterben!
Ebenso bin ich der Meinung, dass der Missbrauch von Notrufnummern sicher oft genug vorkommt, und nicht ohne Grund strafbar ist, aber dass in vielen Fällen die Anrufer schlicht selber nicht beurteilen können, ob es sich "lohnt", dafür die Sanitäter zu bemühen. Wenn man die nötigen Fachkenntnisse hat, ist es einfach, sich über besorgte Angehörige oder Patienten lustig zu machen, die panisch irgendwo anrufen, obwohl es sich "nur" um eine Kreislaufschwäche oder etwas ähnlich Banales gehandelt hat. Woher soll ein medizinischer Laie denn wissen, ob das Handgelenk "nur" geprellt ist oder dass Kopfwunden immer bluten wie die Sau?
Ich muss auch sagen, dass ich bisher von keinem Fall gehört habe, in dem jemand beim Notruf nicht ernst genommen wurde. Daher mache ich mir deswegen auch eher weniger Sorgen. Ich glaube auch, dass es sich schon herum sprechen würde, wenn bei einer Notrufzentrale jemand arbeiten würde, der die Anrufer nicht ernst genug nimmt. So jemand ist das dort sicherlich Fehl am Platz. Ausschließen kann man sicher nie, mal an so jemanden zu geraten, aber ich denke, dass es doch eher seltene Ausnahmen sind und sich nicht um die Regel handelt.
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