Angst haben, dass Essen nicht reicht typisch italienisch?

vom 26.01.2017, 16:54 Uhr

Bei dem Perfekten Dinner war nun eine Kandidatin mit italienischen Wurzeln. Sie meinte dann, dass sie viel zu viel eingekauft hätte. Das wäre aber typisch und hätte sie von ihrer Mutter. Sie meinte, dass es bei den Italienern typisch sei, dass diese immer befürchten würden, dass sie nicht genug zu Essen da hätten.

Sie meinte, dass auch ihre Mutter schon immer zu viel eingekauft habe, da sie nie wollte, dass irgendein Gast vielleicht zu kurz kommen würde. Ich muss sagen, dass es mich doch überrascht hat, dass die Kandidatin meinte, dass dies typisch italienisch wäre. Denn ich habe auch meistens Bedenken, dass meine Essensmengen nicht ausreichen könnten und mache daher auch oft zu viel.

Würdet ihr es als typisch italienisch bezeichnen, wenn jemand immer zu viel einkauft oder kocht, da er Bedenken hat zu wenig Essen für seine Gäste zu haben? Ist das bei Italienern wirklich so verbreitet? Oder ist das einfach Blödsinn und hat gar nichts mit der Herkunft zu tun?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es gibt immer solche und solche Menschen. Mein Bruder, der in Italien gelebt hat, hat das auch schon öfter erlebt, dass Frauen einfach mehr kochen, weil auch öfter Besuch kommt und man nicht immer damit so gut planen kann, weil dieser sich nicht immer ankündigt. Das machen aber dennoch nicht alle Frauen in Italien so. Ich finde es auch ganz gut, dass man einfach ein bisschen mehr da hat. Man kann es sich ja auch nochmal warm machen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich wüsste nicht, warum das unbedingt typisch italienisch sein sollte? Es sind garantiert nicht nur die Italiener, die so viel Wert auf Familie und Freunde legen und dass man seine Gäste ausreichend versorgt und es ihnen an nichts fehlt. So ist mir an einer Freundin aus der Ukraine dieselbe "Macke" aufgefallen.

Wir waren Silvester bei ihr und wir waren insgesamt 8 Personen anwesend (inklusive Gastgeberin). Dennoch hat sie so immens viel Essen zubereitet, dass man davon eine ganze Garnison einen vollen Monat ernähren könnte. Da ging einmal ein Salat fast zur Neige und sie sprang direkt auf und hat noch mehr von diesem Salat in der Küche zubereitet, weil sie Angst hatte, dass das sonst nicht reicht und die Gäste hungrig bleiben würden. Es gab aber noch genug von den anderen Sachen, sodass der zusätzlich geschnittene Salat irgendwo auch überflüssig war.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es kann schon sein, dass es in Italien so ist, dass zu viel zubereitet wird, wenn Gäste kommen, damit auch alle satt werden, aber ich würde das nicht unbedingt als typisch italienische Eigenart sehen. Wenn ich bei meiner Tante zum Essen eingeladen bin, dann beobachte ich es auch, dass sie immer deutlich zu viel zubereitet und dann doch auch noch einiges übrig bleibt. Ich denke eigentlich, dass das auf die Person ankommt, die da kocht und dass es nicht zwingend die Eigenart eines Landes ist, so zu denken.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich würde auch nicht sagen, dass es typisch italienisch ist, sondern eher typisch "mütterlich". Gerade Personen, die dazu neigen, andere richtig zu umsorgen, achten immer genau darauf, dass es genügend zu essen gibt. Oft drängen diese Personen einen dann auch noch dazu, sich Nachschlag zu nehmen. Zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht.

Meine Mutter ist auch so. Sie hat auch immer Angst, dass sie zu wenig gekocht hat, weshalb sie immer mehr kocht. Und das, obwohl sie eigentlich sehr selten Gäste da hat und die Menge nach all den Jahren eigentlich auch mehr als gut abschätzen könnte. Trotzdem kocht sie immer mehr, so dass dann letztendlich oft etwas weggeschmissen werden muss, weil es niemand mehr essen möchte. Und meine Mutter hat definitiv keine italienischen Wurzeln.

Es kommt wahrscheinlich einfach auf den Typ Mensch an, wobei ich es aber gerade bei Gästen dennoch immer gut finde, zu viel zu kochen. Es kann ja immer sein, dass etwas schiefgeht, weshalb man mehr braucht oder dass es allen so gut schmeckt, dass eben alle Nachschlag wollen. Damit muss man einfach rechnen und von daher ist es natürlich besser, zu viel da zu haben, als jemanden enttäuschen zu müssen, der Nachschlag haben möchte.

Reste kann man ja oft noch am nächsten Tag essen oder auch einfrieren, so dass ich es auch nicht immer als problematisch ansehe, mehr zu kochen. Ich finde es viel peinlicher, wenn eben nichts mehr da ist, weil man zu wenig gekocht hat und die Gäste eindeutig nicht satt geworden sind.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ist das nicht eher ein orientalisches "Problem"? Wenn ich bei den Türken manchmal mitgegessen habe, hatte ich eher Angst, die mästen mich und wollen mich danach auch essen. An jeder Ecke wurde mir von der Familie etwas in den Mund gesteckt, dass ich es probieren sollte, damit ich wisse, ob es mir schmeckt. Kaum hat man gesagt, "Hm, das ist lecker oder ohhh" dann haben die einem die Teller vollgeballert.

Die Familie der Libanesen früher, wo ich mit teilweise aufgewachsen bin, dasselbe Spiele. An Gastfreundlichkeit darf man sich bei den Menschen aus dem Orient oder aus muslimischen Ländern wirklich nicht beschweren. Die sind derartig gastfreundlich und die Tische sind so reichlich gedeckt, dass man das Gefühl bekommt, die Familie Wollny ist dreimal eingeladen. So habe ich es jedenfalls immer entdeckt und dachte daher jetzt beim Titel eher, dass ist doch eher ein muslimisches Phänomen.

Bei den Italienern ist aber, da gebe ich dir auch recht, auch meist alles prall gefüllt. Bei den Amis kann das aber auch sehr gut so sein und bei den Asiaten. Selbst die Russen trumpfen in puncto Essen oftmals auf, sodass man bei manchen Familien einfach niemals hungern muss. Ich finde das immer wirklich sehr krass.

Ich denke aber, dass dies eher von Familie, Person und Land auch variable sein kann. Das kommt wohl nicht nur aus dem italienischen, sondern kann wirklich überall so sein. Auch manch ein Inder haut beim Servieren richtig zu und schmeißt mit Essen geradezu um sich. Manche Nationen sind da aber wirklich extrems auffällig, dass da immer so viel Essen da ist, dass man tagelang davon essen könnte.

Doch die machen es sich dann immer einfach, nimm mit, wird morgen gegessen, nimmt mit, pack noch was für zu Hause ein usw. Das kommt nicht selten und hat doch auch etwas Gutes oder?

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das findet man in vielen Kulturen und so ist in Asien ein leer Tisch eine Beleidigung für den Gastgeber, da er zu geizig war mehr aufzutischen und somit sich die Gäste nicht satt essen konnten. Sprich dort wird ebenfalls mehr aufgetischt als jemand essen könnte und je mehr dort übrig bleibt, desto wohlhabender ist jemand.

Bei den Italienern ist es eher dadurch bedingt, dass diese große Familien haben und sich dort Besuch unangemeldet aufgetan hat und es dort Sitte ist, dass jemand auch direkt zum Essen bleibt. Daher wird dort auch mehr gekocht, falls Besuch käme damit dieser nicht Hungern muss oder gar Reste von anderen Tellern zusammen gekratzt, damit dieser dann auch etwas zu essen hat.

Gerade wenn man in die östlichen Bereiche schaut die auch Kätzchen angesprochen hat, ist das ebenfalls der Fall. Dort sagt ein reich gedeckter Tisch mit vielen unterschiedlichen Speisen auch etwas über den Wohlstand aus. Da man sich vor seinen Gästen nicht als der arme Schlucker präsentiert, kratzen dort auch Familien alles zusammen für ein einziges Essen damit es den Anschein eines Wohlstandes hat.

Daher auch die Menge die angeboten wird und man davon locker noch 100 weitere Personen durchfüttern könnte. Insgesamt ist das immer mehr Schein wie sein und hat mehr mit dem zeigen von Wohlstand etwas zu tun, als das man wirklich damit rechnet, dass diese Mengen an Lebensmitteln und Essen jemals aufgegessen werden.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^
cron