Angst haben, dass andere sich ausgenutzt fühlen könnten?
Eine Kollegin von mir ist blind von Geburt an, wobei sie im Alltag natürlich auf Hilfe angewiesen ist. Je nach Situation braucht sie mal mehr und mal weniger Hilfe. Einkaufen zum Beispiel schafft sie gar nicht alleine und kochen auch nicht wirklich. Jedenfalls merkt man ihr an, dass sie große Probleme damit hat, Hilfe anzunehmen oder um Hilfe zu bitten.
Sie meinte, dass man ihr mal vorgeworfen hätte, dass sie andere Menschen nur ausnutzen würde und seitdem ist sie in dieser Hinsicht etwas unsicher und hat Angst, dass sich andere Menschen tatsächlich ausgenutzt fühlen könnten. Wann habt ihr persönlich Angst, dass andere Menschen sich durch euch ausgenutzt fühlen könnten? Wie kann man dieses Gefühl umgehen? Wann fühlt ihr euch als Helfer ausgenutzt und warum?
Als Mensch mit Behinderung ist es natürlich schwierig, wenn man mehr Hilfe braucht als der durchschnittliche Arbeitnehmer oder Mitbürger. Ich finde, dass in diesen Fällen das Unternehmen oder der Betrieb gefordert ist, seinen Mitarbeitern, behindert oder nicht, möglichst optimale Arbeitsbedingungen zu liefern. Es kann nicht die Aufgabe der ganz "normalen" Belegschaft sein, jemanden zusätzlich zu ihren beruflichen Aufgaben mit durchzuschleppen, wenn der oder die Betroffene wirklich mehr Hilfe braucht als gelegentliches Tür Aufhalten oder etwas aufzuheben, das heruntergefallen ist.
Ich würde mich da auch langfristig ausgenutzt fühlen, wenn man mich mehr oder weniger als persönliche Assistentin abstellt, obwohl ich eigentlich eine ganz andere Aufgabe hätte. Es kommt eben auf den Umfang an. Wenn ich das Post holen übernehme, weil meine Kollegin gehbehindert ist, ist das kein Problem. Wenn ich sie regelmäßig im Rollstuhl zum Klo schieben muss, weil die Türschwellen zu hoch sind, würde ich mich langfristig weigern.
Ich selber mache mir im Alltag keine Gedanken, ob ich versehentlich die Gutmütigkeit meiner Mitmenschen ausnutze. Im Großen und Ganzen komme ich ohne Hilfe zurecht, und im Zweifelsfall bezahle ich lieber einen Profi als dass ich meine Freunde und Verwandten antanzen lasse. Und wenn jemand nie Nein sagen kann, ist das auch nicht mein Problem.
Ich kann es mir schon vorstellen, dass deine Kollegin nach diesem Vorwurf ein Problem damit hat, Hilfe anzunehmen. Und sicher ist es nicht schön, wenn man einem anderen Menschen hilft und dabei das Gefühl hat, dass man nun aber ausgenutzt wird. Aber wenn man auf Hilfe angewiesen ist, dann ist die Lage sicher auch eine andere, weil die Leute doch vermutlich eher Verständnis dafür haben, dass sie immer wieder um Hilfe gebeten werden.
Zumindest mir würde es in einem solchen Fall so gehen, dass ich dann eher bereit wäre, immer wieder zu helfen, weil ich es eben auch sehen würde, dass die Person die Hilfe wirklich braucht und mich nicht nur fragt, weil sie eben keine Lust darauf hat, die Arbeit selber zu machen. Ich denke, dass sie mit ihrer Angst einfach möglichst offen umgehen sollte, damit die Leute in ihrem Umfeld das wissen und sich eben im Bedarfsfall auch melden können, wenn sie sich ausgenutzt fühlen oder ihnen die Hilfe einfach zu viel wird. Dann wird vielleicht verhindert, dass das eskaliert, wenn sich jemand wirklich ausgenutzt fühlt.
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