Angst haben, das Leben nicht mehr in Griff zu bekommen?

vom 28.01.2016, 18:31 Uhr

Ich war glücklicherweise noch nie in einer Situation, in der ich von mir selbst behauptet hätte, das Leben nicht mehr im Griff zu haben. Zum Glück hatte ich nie so einen Tiefpunkt, wobei auch nie so viel auf einmal schief gegangen ist, als dass ich das hätte behaupten können.

Allerdings habe ich schon von einigen Leuten gehört, dass sie Angst hatten, ihr Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen. Das war beispielsweise dann der Fall, wenn sich ihr Partner von ihnen getrennt hatte, sie ihre Arbeit verloren hatten und umziehen mussten. Je mehr auf einmal kam, desto schlimmer war das Gefühl natürlich.

Hattet ihr schon einmal Angst gehabt, dass ihr euer Leben nicht mehr in den Griff bekommen würdet? Wie kam es zu dieser Angst und weshalb musstet ihr das befürchten? Wie habt ihr euer Leben letztendlich wieder in den Griff bekommen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Meine Eltern haben lange Zeit versucht mein Leben zu bestimmen und so habe ich Dinge gemacht, die mir so nicht gefallen haben und da habe ich schon ein bisschen Angst gehabt, dass das mein ganzes Leben so laufen wird und ich das nicht in den Griff bekomme. Das ist aber schon lange her und mittlerweile lebe ich so, wie ich es schön und gut finde und bin in meinem Leben angekommen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ernsthaft Angst bekommen, dass mir die Kontrolle über mein Leben entgleitet, habe ich noch nie. Ich habe durchaus meine Erfahrungen mit beruflich unsicheren Aussichten, Arbeitslosigkeit und ähnlichem, aber da war ich noch jung genug, dass meine Eltern mich über Wasser halten konnten. Was sie dankenswerterweise auch getan haben, zumal da ich auch aktiv daran gearbeitet habe, nicht dauerhaft zu versumpfen.

Seitdem hat sich mein Dasein im Großen und Ganzen in geordnete Bahnen leiten lassen, und ich führe ein Leben als Spießbürger in relativer materieller Sicherheit. Auch die Gesundheit spielt noch mit, die Beziehung läuft auch und glücklicherweise muss ich mir keine Sorgen um Abhängigkeiten aller Art oder um eine kriminelle Vergangenheit machen, die mich wieder einholen könnte.

Natürlich weiß ich auch, dass mir mein ganzes wohlgeordnetes, gesichertes Leben quasi jeden Augenblick um die Ohren fliegen könnte. Eine einzige Diagnose oder ein Unfall würden schon genügen, oder ein paar Entscheidungen in der Chefetage. Aber ich würde ja verrückt, wenn ich mich ständig damit befassen würde, wie unsicher mein Leben trotz all meiner Bemühungen ist und wie sehr ich von den Launen und Entscheidungen Fremder abhänge.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich hab schon so einige Situationen in meinem Leben durchgemacht, wo man sagen können, dass es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat, aber ich hatte dennoch nie das Gefühl, das ich mein Leben nicht mehr im Griff habe oder Angst haben müsste das mir mein Leben vollständig entgleitet. Bis das passiert muss wahrscheinlich im Endeffekt sämtlicher Mist den es so gibt auf einmal kommen.

So war ich auch schon arbeitslos und habe wirklich viele Anstrengungen unternehmen müssen, um wieder in den Job zurück zukommen, aber ich bin da dran geblieben und ich wusste, das ich was finden werde. Ich bin einfach nicht der Mensch der dann resigniert und sich in Mitleid suhlt, manchmal ist das Leben eben ein Schwein.

Auch nach meiner betriebsbedingten Kündigung, die mich eiskalt erwischt hat, weil man mir noch einen Monat vorher gesagt hat, das meine Stelle zu 100% sicher ist und ich mir keine Sorgen machen sollte habe ich direkt am gleichen Tag noch die übliche Maschinerie angeworfen (Arbeitsamt, Kündigung zum Anwalt so was halt) und hatte zwei Tage später die ersten Bewerbungen draußen.

Ich habe dann auch mal ausgerechnet, wie viel Arbeitslosengeld ich bekommen würde, sollte ich keine Anstellung während meiner Kündigungsfrist kriegen und da ich davon auch noch gut alles tragen konnte, habe ich mir einfach keine Sorgen gemacht. Finanziell war damit alles sicher und mir war klar das ich auch eine neue Stelle finde und das recht zeitnah. Ich habe mir sogar den Luxus in der Zeit erlaubt zwei Stellen abzulehnen, weil das Bauchgefühl nicht passte.

Natürlich bei einer Trennung nach einer langen Beziehung ist es nicht so einfach wirklich etwas zu unternehmen, Gefühle oder Liebeskummer kann man nicht einfach abstellen, aber auch da gibt es schon das ein oder andere was man unternehmen kann, damit es einem zumindest für kleine Momente etwas besser geht und aus den kleinen Momenten werden dann auch irgendwann größere und irgendwann ist auch der Trennungsschmerz vorbei.

Ich finde immer dass es ein Stück weit auch auf die eigene Einstellung ankommt und auch wie man damit umgeht. Steckt man den Kopf in den Sand und versucht nicht selber daraus zu kommen, ja dann hat man irgendwann sein Leben nicht mehr im Griff, weil man es damit eigentlich nur schlimmer macht in der Situation. Packt man es aber an, was extrem viel Kraft kostet, das ist mir bewusst, dann kann es nur wieder besser werden. Man darf nur nie anfangen sich dauerhaft zu verkriechen oder in Mitleid zu suhlen, egal in welcher Situation man steckt, denn dann wird es im Laufe der Zeit immer schwerer da wieder raus zukommen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hatte so eine Phase als Jugendliche. Damals ging es mir sehr schlecht und ich wusste auch alleine nicht mehr weiter und hatte wirklich Angst, dass ich aus diesem Tief nicht mehr heraus kommen würde. Ich hatte dann aber Hilfe durch meine Eltern und habe das mit viel Zeit und auch Rückschlägen wieder hinbekommen.

Allerdings habe ich das nie vergessen und denke auch heute noch manchmal an die Zeit. Ich glaube, dass man so etwas schlimmes auch nie wirklich vergessen wird. Ich kann gut nachvollziehen, wie verzweifelt jemand ist, wenn er eben meint, dass er sein Leben nicht mehr in Griff bekommt und einfach überfordert ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Jeder, der nicht gerade mit dem Goldenen Löffel im Mund geboren wurde, wird diese Angst beim Eintritt in die Erwachsenenwelt bekommen. Durch unglückliche Umstände und Depressionen wird dies noch verstärkt. Je mehr Faktoren zusammen kommen, desto schneller rutscht man ab.

Dann braucht man auch noch den entsprechenden Freundeskreis, der einem hilft. Auch hier kann es extrem böse Überraschungen geben, von denen man sich nicht entmutigen lassen darf. Mir ist auch klar, dass dies leichter gesagt als getan ist.

Auch wenn man es manchmal nicht sieht, ist immer Licht am Ende des Tunnels. Ich empfehle jedem, sich dann an ein positives Ereignis aus seiner Jugend zu erinnern. Bei mir war es zum Beispiel ein Kinobesuch mit meinen beiden hübschen Cousinen. Es war der erste Teil von Star Wars und das war mein erster Kinobesuch. Ich habe mich gefühlt wie ein kleiner König.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich wurde auch nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, mir hat keiner gesagt und gezeigt was ich zu machen habe sondern wurde einfach mir selbst überlassen. Entsprechend gab es schon einige Tiefpunkte, aber damit wirklich eine Angst entwickeln, dass es immer so weiter geht und ich das Leben nicht in den Griff bekomme, gab es dabei nicht.

Von den Rückschlägen konnte ich im Endeffekt mehr lernen, dass es eben so nicht geht und entsprechend die Richtung dann auch wechseln. Zwar gab es in jeder Hinsicht knappe Zeiten, als der erste Partner weg war, dann musste man damit auch erst einmal umgehen, als das Geld knapp wurde mit der ersten Arbeitslosigkeit ebenfalls, aber alles hat sich dann wieder geregelt wenn man nicht im Selbstmitleid versinkt sondern seinen Hintern bewegt.

Da brauche ich auch keine Freunde die mit dem Finger darauf zeigen, und mir sagen was ich "falsch" mache, denn es gibt kein richtig und kein Falsch. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und diesen finden, da muss es nicht immer der perfekte Partner sein, kein Traumhaus am Strand, nicht der feste Job der gut Kohle abwirft mehr als man braucht und solche Dinge. Aber das wird dann gerne vermischt, man macht sich selbst Druck und erreicht damit genau das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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