Angst, dass das eigene Kind mit Behinderung geboren wird

vom 12.11.2017, 23:27 Uhr

Sowohl durch meine Arbeit im Krankenhaus als auch durch meinen Nebenjob in der 1:1 Betreuung für Menschen mit Behinderung habe ich täglich Kontakt mit eben solchen Menschen. Manche leiden von Geburt an darunter und kennen kein anderes Leben und andere, was in den meisten Fällen noch schlimmer für die Betroffenen ist, waren früher einmal gesund und haben im Laufe ihres Lebens durch einen Unfall oder ähnliches so starke körperliche und auch geistige Schäden erlitten, dass sie jetzt entsprechend mit der Behinderung zu kämpfen haben. Wenn man dies täglich sieht, dann merkt man erst, dass man seine Gesundheit schätzen sollte.

Wie schnell es gehen kann, habe ich nämlich bei Verwandten von uns gesehen. Das Kind der Eltern war bis zur Geburt kerngesund und ein wahres Prachtexemplar. Bei der Geburt musste es jedoch einen Sauerstoffmangel erleiden, da der Arzt nicht schnell genug einen Kaiserschnitt eingeleitet hat und erst noch abwarten wollte. Das Mädchen wird nun für den Rest ihres Lebens sowohl unter den geistigen als auch den körperlichen Behinderungen leiden, die Eltern waren am Boden zerstört. Sicher lieben sie ihr kleines Mädchen über alles, aber sie wird für den Rest ihres Lebens intensive Pflege und Betreuung benötigen.

Seitdem wir einen Fall in der so nahen Verwandtschaft haben, muss ich sagen, dass ich auch Angst davor habe, dass mein Kind bei der Geburt eine Behinderung erleidet oder vielleicht schon vorher. Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte, wenn es mein eigens Kind ist und hoffe daher inständig, dass es gesund sein wird. Egal ob Junge oder Mädchen, dick oder dünn und welche Augenfarbe oder Haarfarbe es später haben wird. Die Gesundheit ist etwas, das einem keiner ersetzen kann.

Wie ist es bei euch? Haben manche von euch auch davor Angst, dass ihr Kind behindert sein wird oder während der Geburt starke gesundheitliche Einschränkungen davon trägt? Wie geht ihr damit um, grade vielleicht dann, wenn ihr schwanger seid?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wenn es unter der Geburt passiert, dann hast du auch kaum eine andere Wahl als dich damit abzufinden und das beste daraus zu machen. Klar kann man das Kind dann immer noch abgeben weil es denn nun behindert ist, aber das macht dann in der Regel auch niemand mehr.

Unter der Schwangerschaft ist es ein wenig anders und es kommt auch immer auf die Art und den Umfang der Behinderung mit drauf an. Ob es auch in das eigene Lebenskonzept passt und ob man damit umgehen kann. Ich für meinen Teil hätte mich jederzeit gegen ein Behindertes Kind unter der Schwangerschaft entschieden und für einen Abbruch. Manche Behinderungen die in der Schwangerschaft schon festgestellt werden können, haben auch zur Folge, dass man auch eine spätere Abtreibung noch vornehmen lassen kann oder auch das Kind gar nicht erst Lebensfähig zur Welt kommt bzw. hinterher zeitnah auch verstirbt.

Denkt man an Behinderung unter der Schwangerschaft, dann kommt wohl vielen zuerst die Trisomie 21 in den Kopf. Auch diese kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein alleine von den äußerlichen Merkmalen mit Glubschaugen und runderem Gesicht aber ansonsten keinerlei Beeinträchtigung, bis hin zu schweren Herzfehlern und Organfehlern kann da alles mit dabei sein. Das kann man bei einer Nackenfaltenmessung noch gar nicht mal sagen, welchen Grad das hinterher gibt und geistige Behinderungen siehst du weder auf dem Ultraschall, noch kannst du diese Messen. Das zeigt sich erst nach der Geburt und der weiteren Entwicklung, da auch dort mit Förderungen noch einiges behoben bzw. gebessert werden kann. Bei Trisomie 17 z.B. kommen die meisten Kinder nicht mal lebend auf die Welt oder wenn das der Fall ist, dann leben sie nur wenige Stunden oder Tage.

Angst hatte ich keine wenn ich ehrlich bin, auch wenn eine familiäre Vorbelastung besteht. Es wurde getestet und nahezu ausgeschlossen, dass Trisomie 21 bei meinem Kind besteht um die es dabei ging. Der Chromosomentest bei mir ergab auch, dass meine Chromosomen intakt und korrekt sind und es daher nicht von mir vererbt werden kann. Damit war das ganze vom Tisch und ansonsten kann immer etwas passieren, da steckt man nicht drinnen aber auch hinterher gibt es Möglichkeiten wenn man das nicht haben möchte, dem nicht gewachsen ist oder welche Gründe man auch immer hat. Ich für meinen Teil kann es mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich bis an mein Lebensende an ein Kind gebunden bin mit Pflege rund um die Uhr und damit mein eigenes Leben mehr oder weniger komplett Aufgeben darf um die 24 Stunden Pflegekraft zu spielen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Eine Behinderung kann immer vorkommen. Teilweise kann man das in der Schwangerschaft schon sehen, aber es kann auch unter der Geburt dazu kommen und letztendlich muss man dann entscheiden, wenn es so weit ist, was getan wird. Angst hatte und habe ich davor keine. Was sollte das ändern? Es ist mein Kind und ich würde auch ein Kind 24 Stunden am Tag pflegen, da es mein Kind ist und es nichts dafür kann.

Natürlich ist es eine absolute Umstellung, aber ich denke, dass man vor vielen Dingen nicht so viel Angst haben muss. Man findet sich in seine Rolle. Finanziell ist es natürlich sehr hart, aber auch das kann man schaffen. Deswegen würde ich mir doch nicht die Schwangerschaft kaputt machen lassen und mich von Ängsten leiten lassen. Für mich würde es nicht infrage kommen ein Kind wegzugeben, aber das ist immer auch eine Option, man kann dann teilweise schon in der Schwangerschaft darüber nachdenken was für einen machbar ist und was nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ist ein echt schweres Thema, oder? Ich kann mir vorstellen, dass Frauen, die schwanger sind wirklich immer Ängste haben, dass es dem Nachwuchs nicht gut geht. Die Angst vor Behinderungen ist immer präsent, weil man dem Kind natürlich nur das Beste bieten möchten und auch gleichzeitig weiß, in dieser Gesellschaft haben es gehandicapte Menschen einfach sau schwer. Sei es mit diesem Down-Syndrom, mit geistigen Handicaps oder körperlichen Handicaps. Die Schwierigkeit in der Gesellschaft ist unbestritten da und da möchte man natürlich auch im Hinblick dessen, dass der Nachwuchs gesund ist.

Wenn es durch Sauerstoffmangel während der einleitenden Geburt passiert, kann man als Mutter wohl wirklich nichts machen und muss sich diesem leider so hingeben und damit leben. Was bleibt einem jetzt auch übrig? Jetzt könnten einige spekulieren, dass sie das Kind nicht wollen, aber das ist halt nur die einzige Möglichkeit, weil das Kind jetzt nun einmal da ist und durch Komplikationen ein Handicap hat.

Wenn ich innerhalb der möglichen Abbruchzeit von einem Handicap erfahren würde, dann würde ich abtreiben. Die Rede ist nicht davon, wenn das Kind nur eine Hand hat oder mit den Fingern etwas nicht stimmt. Die Rede ist, wenn man nachweisen könnte, dass es das Down-Syndrom hat oder schwerstbehindert werden würde. Das wäre für mich die einzige Option, dass ich dann die Abtreibung vornehme.

Ein Kind mit Handicap benötigt viel Aufmerksamkeit. Wir haben ein gehandicapten mittlerweile meines Alters entsprechenden Mann, der geistig vollkommen unterentwickelt ist und auch seine Hände sind gehandicapt. Er ist irgendwo auf dem Papier noch mit verwandt, aber um Ecken, daher kann ich Euch leider nicht die genaue Diagnose sagen usw, weil ich dazu keinen Kontakt mehr seit der Kindheit hatte.

In jedem Fall ist er damals schon tagtäglich auf Hilfe angewiesen gewesen. Anziehen ging nur schwer allein, weil die Hände eine Fehlstellung hatten und er schrie auch den ganzen Tag, weil er nicht verstand, dass er das lassen solle usw. Die Mama war auch echt überfordert und das könnte ich bei aller Liebe alles mit Arbeit usw nicht.

Ich würde auch wirklich Angst haben, dass das Kind behindert ist oder es Komplikationen gibt, wenn man gerne Mama werden möchte ist es doch das Ziel, dass dieses bitte gesund bleibt. Da verstehe ich die Angst durchaus, die viele Eltern haben.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich möchte keine eigenen Kinder haben, aber wenn ich einen Kinderwunsch hätte, dann hätte ich vermutlich schon große Angst davor ein krankes Kind zur Welt zu bringen. Es gibt heutzutage zum Glück eine Vielzahl an Untersuchungen die man in Anspruch nehmen kann und das würde ich auch machen. Letztendlich würde ich mich bei einem behinderten Kind auf jeden Fall für eine Abtreibung entscheiden.

Vermutlich werden mich viele für egoistisch und arrogant halten, aber in erster Linie geht es mir dabei um mein Leben. Ein behindertes Kind bekommt je nach Art und Schwere der Behinderung vermutlich gar nicht so viel von der Umwelt mit und empfindet es alles nicht als so schlimm. Ich hingegen würde es schon als schlimm empfinden, wenn ich mich mein Leben lang um ein behindertes Kind kümmern müsste.

Man hat dann im Grunde kein Leben mehr. Oft übernimmt die Kasse nicht alle Kosten und so arbeitet und zahlt man sein ganzes Leben lang für das Kind. Bei gesunden Kindern ist irgendwann Schluss und man hat sein Leben in gewissem Maße wieder. Das passiert bei behinderten Kindern nie. Man kann nicht mal eben in den Urlaub fahren und sich oft auch kein Geld mehr zurücklegen. Im Falle einer Trennung vom Partner bekommt man als alleinerziehende Mutter eines behinderten Kindes auch garantiert keinen neuen Mann mehr ab.

Das sind Aspekte die mich sehr stören würden, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann mein Leben lang für ein behindertes Kind da zu sein. Das würde mich nicht erfüllen, sondern sehr belasten. Daher würde ich mich immer für eine Abtreibung entscheiden, wenn ich die Wahl hätte.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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