Angehörigen erst nach einer Operation davon erzählen?
Meine Oma wurde an der Hand operiert. Sie hatte da wohl eine Art Tumor, den der Arzt entfernen wollte. Dies wird nun im Labor untersucht, ob es sich um gutartiges oder bösartiges Gewebe handelt. Allerdings ist der Arzt wohl zuversichtlich und meint, dass es wahrscheinlich nichts bösartiges ist.
Meine Oma hat mir erst heute davon am Telefon erzählt. Der Eingriff wurde aber schon letzte Woche vorgenommen. Allerdings telefonieren wir nie an einem festen Tag und daher habe ich es erst heute erzählt bekommen. Ich finde das nicht so schlimm. Wenn es belastend für meine Oma wäre,hätte sie mich auch schon eher angerufen. Sie ist eine starke Frau und hat schon viel schlimmeres durchgestanden.
Nun meinte aber eine Freundin, dass sie das gar nicht verstehen kann, wie man einem Angehörigen denn erst nach einer Operation davon erzählen könnte. Immerhin könnte es ja sein, dass der Angehörige es schon vorher gerne wissen würde. Ich muss sagen, dass ich eben finde, dass dies jeder selbst entscheiden muss. Bei manchen Operationen würde ich auch nur meinem Partner davon erzählen und sonst niemandem. Das habe ich bisher aber so noch nicht gemacht.
Ich habe nur mal eine Untersuchung verschwiegen, die auf Grund von einem Verdacht gemacht werden musste. Ich wollte niemanden damit verrückt machen und habe daher auch erst nach der Untersuchung davon erzählt. Findet ihr, dass man Angehörigen immer direkt erzählen sollte, wenn man operiert werden muss? Würdet ihr als Angehöriger sauer oder beleidigt reagieren, wenn ihr erst nach einer OP davon erfahrt?
Ich kann verstehen, dass man unter bestimmten Umständen erst mal Dinge für sich behält. Besonders, wenn man vermutet, dass das Umfeld hysterisch reagiert oder sich Sorgen macht. Man ist vielleicht selbst relativ ruhig und macht sich nicht viele Sorgen, aber wenn dann jemand anfängt stressig zu werden, dann steckt das an.
Mich erinnert dies an eine Geschichte, die ich mit meiner Mutter erlebt habe. Meine Mutter hatte immer Angst zum Arzt zu gehen und war deswegen ca. 20 Jahre nicht beim Zahnarzt. Sie hatte nie Probleme mit ihren Zähnen, aber plötzlich bekam sie Zahnschmerzen. Da ich eigentlich überhaupt keine Angst vorm Zahnarzt habe, bot ich ihr an mit ihr zusammen dort hin zu gehen, da ich auch einen Termin für mich machen wollte.
Schon Tage davor und auch auf dem Weg dorthin, machte meine Mutter mich mit ihrer leicht hysterischen Art so nervös, dass ich selbst anfing total aufgeregt zu sein. Da ich sowieso sehr empathisch bin, ist ihre Aufregung auf mich rüber gesprungen und seitdem habe ich immer wieder Probleme beim Zahnarzt.
Das klingt ja eher noch einer kleinen Sache, wahrscheinliche eine Hautveränderung, die auffällig war. So etwas habe ich auch schon weg geschnitten bekommen, das war ambulant in etwa zehn Minuten erledigt, ich saß wesentlich länger im Wartezimmer als ich letztendlich auf dem Operationstisch lag.
In dem Fall sah ich nun auch keinen Grund das vorher groß anzukündigen und wesentlich mehr aus der Sachen zu machen als es eigentlich war. Aber als ich eine Operation mit anschließendem stationärem Aufenthalt geplant hatte habe ich meiner Familie und den engen Freunden vorher schon Bescheid gesagt. Sonst wären wohl einige auch ziemlich irritiert gewesen, weil sie mich hätten besuchen wollen oder zumindest im Krankenhaus anrufen.
Ich denke das jeder seine eigene Meinung dazu hat. Wenn es meinem Mann oder Kind betrifft möchte ich dies natürlich schon gerne wissen. Bei anderen finde ich sollten sie es selbst entscheiden und ich respektiere das dann eigentlich auch. Es gab ein mal den Fall auf dem 4 Geburtstag von meinem Sohn, das meine Mutter mir erzählte das mein Vater wahrscheinlich Krebs hat. Das zu erfahren wäre einen Tag später besser gewesen. Eineinhalb Jahre später ist er dann für immer eingeschlafen.
Aber es kommt immer auf den Eingriff drauf an. Meine Schwiegermutter ist ständig beim Arzt im Krankenhaus und wird bestimmt ein mal im Jahr operiert. Es ist zwar nicht schön aber wenn ich ehrlich bin kann ich gar nicht genau sagen was sie alles hatte oder hat und solange es nicht wirklich lebensbedrohlich ist, hält sich mein Interesse ziemlich in Grenzen. Kommt wahrscheinlich daher, das nur von ihrer Krankengeschichte erzählt und eigentlich kein anderes Thema hat und kennt.
Ich denke jeder hat das Recht darauf zu sagen was er möchte. Ob es sich dabei nun um die Oma, den Partner oder das erwachsene Kind handelt. Muss man wirklich alles vorher ankündigen und jedem aufs Brot schmieren? Ich denke mal nicht und wenn man das nicht möchte, wieso sollte man hinterher dann beleidigt sein? Das ist ein kindisches Verhalten wenn man wegen so etwas hinterher ein Fass aufmacht
Ich bin darüber nicht beleidigt. Denn die andere Person wird sich dabei etwas gedacht haben, wenn sie das nicht im Vorfeld mir erzählt oder auch jedem auf die Nase bindet. Die Gründe können dafür unterschiedlich sein, aber in erster Linie geht es doch um das Ergebnis, wenn mit dem Eingriff wieder alles in Ordnung gebracht werden konnte ist das doch toll.
Ich habe auch nicht von jedem meiner Eingriffe der kompletten Verwandtschaft etwas davon erzählt. Manche habe ich auch komplett für mich behalten, bin alleine hingegangen, habe das durchgezogen und wieder nach Hause. Teilweise sogar mit ein paar Tagen Klinikaufenthalt. Auch meinen damaligen Partnern musste ich nicht alles auf das Brot schmieren, was bringt das auch? Am Ende haben sie selbst Panik, sitzen dauerhaft mir auf der Pelle mit Händchen halten wofür ich definitiv nicht der Typ bin der Mitleid braucht und erhaschen will.
Ich stehe schlichtweg einfach nicht gerne im Mittelpunkt des Interesses, aber manche machen aus ihren Eingriffen und Erkrankungen förmlich den Staatsakt und erwarten das Händchen halten der kompletten Verwandtschaft. Gerade wenn sie vorher jedem und allem darüber alles erzählen müssen wird das nicht selten erwartet. Diese Patienten sind dann sogar sauer, wenn man als Angehöriger nicht parat in der Klinik steht wenn dieser aus dem OP Saal nach draußen geschoben wird, dafür habe ich noch weniger Verständnis.
Es kommt immer auf die Umstände an. Wenn es sich wirklich um eine Kleinigkeit handelt und auch das Organisatorische geklärt ist, würde ich auch nicht der ganzen Familie mitteilen, dass mein eingewachsener Zehennagel jetzt endgültig unters Messer muss. Doof wäre es eben nur, falls ich dann doch beispielsweise jemanden zum Abholen bräuchte und es dann erst einmal heißen würde: "Wie, du bist im Krankenhaus?!?" Da meine Familie aus persönlicher Erfahrung erst einmal immer das Schlimmste annimmt, wenn das Wort "Krankenhaus" fällt, würde ich in diesen Fällen daher schon vorher eine Pressemitteilung herausgeben, damit sich niemand wundert.
Aber nur zur Info, oder um Aufmerksamkeit, Mitleid oder Besuch zu erzwingen, würde ich meine medizinischen Probleme nicht an die große Glocke hängen. Selbst im Nachhinein würde ich wohl nicht verkünden, dass und warum ich im Krankenhaus war, weil dann ja sowieso schon wieder alles gut ist. Im Idealfall. Wieso sollte ich dann noch die Leute verrückt machen, die sich je nach Temperament Sorgen machen würden oder in ihrer Sensationsgeilheit nach den blutigen Details fragen oder die Geschichte ihrer Total-Operation von 1975 (Danke, Oma!) herauskramen?
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