Angehörige nach dem Tod über eure Organe entscheiden lassen

vom 02.01.2015, 21:38 Uhr

In den Organspendeausweisen, die man ausfüllen kann, wenn man Organe spenden will ist eine Option, die man ankreuzen kann, die ich ziemlich furchtbar finde. Nämlich die Option, dass man einen bestimmten Angehörigen bestimmt, der dann darüber entscheidet, ob die Organe entnommen werden sollen oder nicht. Schrecklich finde ich das, weil man als Angehöriger in so einer Situation bestimmt keine Entscheidung treffen kann.

Würdet ihr diese Option ankreuzen oder habt ihr diese angekreuzt? Wen würdet ihr über eure Organe bestimmen lassen oder würdet ihr das auch ausschließen und es eurem Angehörigen nicht antun wollen, dass er im Falle eures Todes entscheidet?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde das auch richtig grausam, diese Entscheidung so bewusst auf andere abzuwälzen. Es ist ja schon fies, gar keinen Organspendeausweis zu haben und sich nicht darauf vorzubereiten. Aber es wirklich festzulegen, die Entscheidung abzuwälzen, ist echt fies.

Aber manche haben das vielleicht auch so mit ihren Angehörigen besprochen. Es kann ja sein, dass jemand sich nicht festlegen will, ob er mit dem Gedanken leben kann, dass die Organe einer geliebten Person entnommen werden.

Also wenn beispielsweise mein Mann sich nicht entscheiden könnte. Aber es ist eben letztlich er, der damit leben muss, wenn ich sterbe. Er sitzt dann allein daheim und überlegt sich, wo mein Herz, meine Augen und so weiter jetzt wohl sind. Aber ich würde ihm natürlich sagen, dass ich einverstanden bin mit einer Entnahme.

Aber auch das wäre ziemlich beschissen. Es wäre besser, das vorher zu klären. Denn in der Situation eine Entscheidung zu treffen, kann nur schwierig sein und die Wahrscheinlichkeit, sie zu bereuen ist höher. Mein Mann war auch echt nur ein Beispiel. Wir sind uns da zum Glück einig, dass wir beide spenden wollen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das ist wohl das schlimmste überhaupt! Diese Entscheidung auf andere Personen zu übertragen ist einfach nur feige. Es ist ja schon schlimm genug, wenn jemand in diese Situation gebracht wird, wo die Entscheidung aufgrund eines Unfalls o. ä. getroffen werden muss, aber sich dafür bewusst zu entscheiden finde ich fast schon egoistisch.

» que_Linda » Beiträge: 688 » Talkpoints: 9,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde auch, dass das eine Entscheidung ist, die jeder selber zu treffen hat. Wenn man sich schon mit dem Thema beschäftigt, dann kann man ja wohl auch eine Entscheidung treffen. Das ist doch auch nicht so schwer, entweder man ist dafür, dann kreuzt man Ja an oder man ist dagegen oder sich nicht sicher, dann kreuzt man halt erstmal Nein an. Man kann es sich ja trotzdem noch überlegen und jederzeit einen neuen Ausweis ausfüllen und dann das Kreuz eben woanders machen.

Jemand anderen einzutragen, der die Entscheidung treffen soll, finde ich auch feige. Im Grunde soll dieser Jemand ja an sich im Fall der Fälle die Entscheidung eh so treffen, wie es der potentielle Spender zu Lebzeiten gewollt hätte. So ist ja zumindest der Sinn, wenn man dort Leute einträgt. Also soll im Grunde die Person ja nur das sagen, was dort sowieso angekreuzt worden wäre. Da kann man das dann doch gleich selber machen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe mich ganz bewusst gegen einen entsprechenden Ausweis entschieden. Denn ich möchte damit keinen Freibrief für Ärzte mit mir herum tragen. Mein Mann und meine Mutter, die die nächsten Verwandten sind,die eine Entscheidung treffen dürfen, wissen, dass meine Organe frei gegeben werden dürfen. Und zwar alle, die in dem Moment einem kranken Menschen helfen können. Aber eben bitte nicht, weil ich den Ausweis dabei habe, sondern erst dann, wenn meine Angehörigen darüber informiert sind, was passiert ist.

Zu oft wurden in der Vergangenheit Fälle aufgedeckt, wo Menschen nach Geldtransfers mit neuen Organen versorgt worden und nicht nach Dringlichkeit. Ich will mit dieser Entscheidung einfach verhindern, dass man ohne meine Familie über mich entscheidet. Und da vertraue ich nicht auf ein Kreuz, was besagt, dass meine Familie entscheiden soll.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Zu oft wurden in der Vergangenheit Fälle aufgedeckt, wo Menschen nach Geldtransfers mit neuen Organen versorgt worden und nicht nach Dringlichkeit. Ich will mit dieser Entscheidung einfach verhindern, dass man ohne meine Familie über mich entscheidet.

Aber was bringt dir das denn jetzt? Deine Familie kann doch eh nicht entscheiden, wer deine Organe bekommt. Mit der Einwilligung zur Organspende, egal ob du das nun selber machst oder deine Familie, wenn sie an deinem Krankenbett stehen, gibt man ja nur die Organe zur Entnahme frei.

Wer deine Organe bekommt, das wird dann über die DSO und Eurotransplant geregelt. Und wenn beteiligte Ärzte dort Schmiergeldzahlungen bekommen, dann passiert das auch, wenn deine Familie vorher gefragt wurde, ob die Organe entnommen werden dürfen.

Genau genommen untergräbst du sogar deine Entscheidung ein wenig. Zum einen hast du ja keinen Vorteil dadurch, dass deine Familie entscheidet. Du willst ja eh spenden, nur soll das deine Familie dann den Ärzten sagen. Im Grunde könntest du also dein Kreuz auch bei Ja machen, dass gespendet werden soll. Hier ändert sich also nichts.

Nun kann es aber auch passieren, dass du mal in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wirst. Du wirst mit lebensgefährlichen Verletzungen eingeliefert und stirbst vielleicht schon bei den ersten Untersuchungen. Da deine Familie nicht da ist und keiner weiß, dass du an sich ja spenden wolltest, wird einfach alles ausgestellt und dein Kreislauf versagt. Sowas kann sogar passieren, wenn du grundsätzlich noch einen Minimalkreislauf hast, aber die Verletzungen keine Aussicht auf Überleben zu lassen.

Und schon werden die Organe nicht mehr durchblutet und sind nicht mehr transplantationsfähig und dann kommen eine oder zwei Stunden später deine Eltern und sagen, dass du eigentlich spenden wolltest, was dann aber nicht mehr geht.

Das würde ich mir da nochmal überlegen, ob das wirklich so geschickt ist, auf einen Ausweis zu verzichten, wenn man doch eigentlich Organe spenden will.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Solange die Organe noch über Maschinen versorgt werden können, schaltet niemand einfach ab. Da muss dann auch die Familie zustimmen. Also kommen da einfach nur zwei Dinge zusammen, die gleichzeitig entschieden werden müssen.

Es geht auch nicht darum, dass meine Familie entscheiden soll, wer was bekommt, sondern darum, dass sie vor der Entnahme einfach erfahren was überhaupt passiert ist. Und dem Kreuzchen auf einem Kärtchen vertraue ich da eben nicht. Da kann einfach zu viel manipuliert werden.

Sicher kann es dann auch passieren, dass jemand mit mehr Geld auf dem Konto ein Organ von mir bekommt, obwohl es bei einem anderen Menschen wichtiger wäre. Das wird man nie ausschließen können. Aber man kann ausschließen, dass jemand vorschnell eine Entscheidung über mein Leben fällt, der einfach nur die Dollarzeichen in den Augen hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Solange die Organe noch über Maschinen versorgt werden können, schaltet niemand einfach ab. Da muss dann auch die Familie zustimmen.

Eben nicht. Wenn eine Erkrankung oder Verletzungen nach einem Unfall nicht mit dem Leben vereinbar sind, können auch im Konsens eines Ärzteteams die Maschinen abgeschaltet werden ohne Angehörige zu fragen. Das habe ich selber schon erlebt, wobei das wohl relativ selten vorkommen dürfte.

Ich glaube einfach bei diesen ganzen Diskussionen spielt viel unbegründete Angst mit. In Deutschland wird niemand umgebracht um Organe zu bekommen. Selbst bei den Organskandalen ging es ja nie darum, dass Organe unter zwielichtigen Methoden entwendet wurden und da irgendwelche Maschinen zu früh abgestellt wurden oder Therapien verweigert wurden. Es wurde ja nur bei den Empfängern gemogelt.

Aber auch hier denke ich eher läuft es doch am Ende darauf hinaus, dass jemand der dringend ein Organ benötigt, dann auch eins bekommt. Sicher gab es Fälle wo andere Menschen noch dringender Organe gebraucht hätten, aber es hat ja niemand bekommen, der der Meinung war er bräuchte mal einen Jungbrunnen, sondern immer Menschen, die auf die Spende angewiesen waren.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@Klehmchen, kannst du bestätigen, dass Hirntote bei der Organentnahme keine Schmerzen haben, dass sie vorab eine Betäubungsspritze bekommen, wenn die Maschinen abgeschaltet sind und man sich beeilt, die Organe zu entnehmen um sie sofort anderen Patienten einzupflanzen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cid hat geschrieben:@Klehmchen, kannst du bestätigen, dass Hirntote bei der Organentnahme keine Schmerzen haben

Nein kann ich nicht, da ich selber noch nie hirntot war und sich ja kein hirntoter danach dazu äußern kann. Man geht lediglich davon aus, da die Schmerzverarbeitung ja im Gehirn von statten geht, sollte per Definition ein hirntoter Patient keine Schmerzen mehr empfinden können. Das führt auch dazu, dass oftmals keine Schmerztherapie durchgeführt wird und auch bei der Narkoseführung auf eine Schmerztherapie verzichtet wird.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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