Angehörige im Krankenhaus selbst versorgen?

vom 07.11.2017, 09:13 Uhr

Leider kommt es ja doch ab und zu vor, dass die Angehörigen im Krankenhaus liegen. Natürlich möchte man sich dann sehr gut um seine Angehörigen kümmern und ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Jedoch ist die Frage, wie weit ihr da gehen würdet?

Während des Aufenthalts im Krankenhaus werden die Patienten je nach Gesundheitszustand auch von den Pflegekräften bei der Körperpflege unterstützt. Dies kann mitunter sehr unangenehm sein, da es ein großer Eingriff in die Intimsphäre ist, wenn man sich vor einer fremden Person entkleiden lassen muss oder dies vor ihn tun muss. Grade wenn die Sympathie nicht stimmt, kann es ein sehr erniedrigendes Gefühl sein.

Wenn meine Mutter im Krankenhaus war, dann bin ich sie täglich besuchen gekommen und habe ihr bei der Körperpflege geholfen. Es war für sie angenehmer, sich von einer vertrauten Person versorgen zu lassen und die Pflegekräfte haben sich gefreut, weil ich Ihnen Arbeit abgenommen habe.

Wie ist es bei euch? Würde es für euch infrage kommen, eure Angehörigen im Krankenhaus zu pflegen oder seid ihr der Meinung das ist nicht eure Aufgabe?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Bei gewissen Menschen gehe ich über eine vermeidliche Toleranzgrenze durchaus auch hinaus. Ich kenne wirklich niemanden aus meiner Familie, dem Bekannten- oder Freundeskreis, der das Krankenhausessen mag, geliebt hat oder im Ansatz sich runterzwängen konnte. Wir haben alle daher immer Essen und Trinken mit.

Ich bin auch selber zum Beispiel keine Freundin von dem Essen im Krankenhaus, weil es teilweise wirklich schon grenzwertig ist. Sowas würde ich nicht einmal, obwohl sich manche echt freuen würden, einem Obdachlosen anbieten. Ja ich weiß, pro Patient sind eine gewisse Summe vorgesehen und dann die Menge.

Trotzdem wären einige Krankenhäuser besser beraten, frischer zu kochen und trotzdem beim selben Preis-Leistungs-Verhältnis zu bleiben und dafür eben schmackhafteres Essen zu servieren. Denn es geht, haben schon mehrere Profiköche in Knästen, Schulen usw bewiesen.

Ich würde somit meine Angehörigen, Freunde oder Bekannte soweit es auch die Nahrungspläne wie ohne Salz usw durch Vorschriften des Arztes einhalten und dann selber versorgen. Wieso? Weil es eben besser schmeckt und auch mal Wünsche berücksichtigt werden können und ich finde, dass dies zum Wohlbefinden auch dazu gehört.

Wenn man sich auf Essen freuen kann, ist das schon wichtig, als wenn man sich morgen Mittag vor dem ekeligen Fraß, anders kann man den ja wirklich nicht nennen, schon ekelt. Da freut man sich nicht und ich könnte mir vorstellen, das Runterzwängen auch nicht gerade die beste und heilende Medizin ist.

Trinken habe ich auch schon mitgebracht. Auch mal etwas Süßes und sogar auf der Kinderstation nach einer Blinddarmoperation für die Kids, neben meinem Patenkind auch für die anderen jeweils ein Happy-Meal. Ich gehe da ja nicht zum Patenkind, gib dem Burger & Co und 2-3 weitere Kids, die dort mit liegen, kriegen nichts. Das bin ich nicht und schon hatte jeder ein Happy Meal.

Natürlich habe ich da vorher den Arzt gefragt, weil eigentlich nach Blinddarm Schonkost, aber es waren schon einige Tage vergangen, sodass es möglich war. Er fand das aber auch gut, weil er sagte selber, er isst hier nichts und ich kann es verstehen.

Also Selbstversorgen im Krankenhaus ist für uns in der Familie sowie im Freundeskreis eher nebensächlich, weil das zu unserer „Tradition“ schon förmlich dazugehört, weil niemand von uns sich das Essen unterwürgt.

Weitere Versorgungsmethoden sind eben Pflege. Rasieren in Intimbereich machen wir alle selber! Oder eben der Partner oder wer anders. Da sind wir alle äußerst empfindlich, es seiden wir könnten jetzt auf die Schnelle auf den OP-Tisch landen usw und kriegen eh nichts mit.

Solange die Pflege aber jemand anderes, als das Pflegepersonal übernehmen kann, machen wir das. Zum einen, um dem Pfleger mal Pause zu gönnen und zum anderen sehe ich mich als Verwandte auch in der Pflicht, das zu tun. Dafür brauche ich keine Bediensteten, die das tun, sondern bin ich da!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich bin nicht in der Pflege ausgebildet und würde das auf jeden Fall den Profis überlassen. Davon abgesehen wäre es mir bei mir selber auch wesentlich lieber wenn das eine fremde Person übernimmt als jemanden aus der Familie damit zu belasten. Nur weil jemand mit mir verwandt ist heißt das noch lange nicht, dass der Lust hat mich zu waschen.

Versorgung mit Essen ist natürlich eine andere Sache. Das ist ja fast schon Pflicht, denn ich kenne kein Krankenhaus, in dem das Essen keine Zumutung ist. Wenn man die Station nicht verlassen kann um sich wenigstens mit Süßigkeiten aus der Cafeteria über Wasser zu halten hat man echt verloren wenn man niemanden hat, der in der Mittagspause schnell einen Döner vorbei bringt oder Abends mit einer Familienpizza zum Teilen vor der Tür steht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Selbstverständlich besuche ich Angehörige im Krankenhaus und bringe Zeug mit, wasche Wäsche, leiste Gesellschaft, fülle das Wasserglas nach und was man sonst noch so an Handreichungen macht, wenn jemand nicht fit ist. Schon beim Essen wird es knapp, da das nächste Krankenhaus 25 km entfernt ist und ich Vollzeit außer Haus berufstätig bin. Da hätte niemand was davon, wenn ich abends um sieben mit einem lauwarmen Döner aufkreuzen würde. Ich selber würde im Patientenfall auch nicht erwarten, dass mich der Besuch abfüttert, sondern mich notgedrungen mit dem Krankenhausessen über Wasser halten.

Bei "Pflegetätigkeiten" im engeren Sinne hört es bei mir jedoch auf. "Eingriff in die Intimsphäre" hin oder her, ich finde nicht, dass Angehörige, meistens Frauen, automatisch "pflegen" können und wollen (sollten). Das löst den Personalmangel im Pflegesektor auch nicht, und zumindest mir und meinen Angehörigen wäre es sowieso um Längen lieber, nicht von engen Verwandten mit dem Lappen gewaschen zu werden, sondern von Leuten, die jobmäßig sowieso schon "alles gesehen" haben, wie es so schön heißt.

Es nützt schließlich niemandem etwas, wenn ich die Person selber nicht zurecht kommt, und ich zerre ungeschickt an ihr herum, während eine qualifizierte Pflegekraft mit wenigen Handgriffen schonend und stressfrei auch private Situationen aus ihrer Berufserfahrung heraus meistert. Für irgendwas muss die Ausbildung schließlich auch gut sein, sonst könnte man gleich wie in diversen ärmeren Ländern die Angehörigen komplett zur Pflege heranziehen.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Da ich keine Pflegeausbildung habe, würde ich solche Aufgaben doch eher dem Pflegepersonal überlassen, zumal auch die Besuchszeiten nicht immer dann stattfinden, wenn üblicherweise Körperpflege gemacht werden soll. Dazu kommt, dass kranke Patienten oft weniger beweglich oder vorübergehend richtiggehend hilflos sind, und ich traue mir in solchen Fällen nicht ohne weiteres zu, den Patienten aus dem Bett oder ins Bad zu hieven. Sollte jemand dabei stürzen, dann hätte ich wahrscheinlich ein Problem.

Des weiteren muss ich sagen, dass es gerade bei nahen Angehörigen (z.B. der eigenen Mutter) vielleicht weder dem Patienten noch dem Besucher angenehm ist, sich im Intimbereich zu waschen oder waschen zu lassen. Auch in solchen Fällen ist wahrscheinlich eine neutrale Pflegekraft die bessere Wahl.

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» lascar » Beiträge: 4460 » Talkpoints: 788,86 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich hätte meine Eltern nicht pflegen können, gebe ich ehrlich zu. Bei uns in der Familie herrschte leider wenig, eigentlich überhaupt kein Körperkontakt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass meine Eltern das gewollt hätten. Außerdem sind doch die Pflegekräfte dafür ausgebildet und wissen, wie man das am besten macht. Wenn ich meinem Vater die Zähne hätte putzen oder gar die Windeln hätte wechseln müssen, wäre das eine extreme Überwindung gewesen. Ich hätte schwer gegen Übelkeit ankämpfen müssen. Ich hätte das nur gemacht, wenn es gar keine anderen Möglichkeiten gegeben hätte.

Ich selber würde mich nie und nimmer von meinen Kindern pflegen lassen, nur von einer fremden Person. Natürlich habe ich meine Mutter im Krankenhaus besucht und wenn mein Vater das nicht getan hätte, hätte ich selbstverständlich auch ihre Wäsche gewaschen, ihr Sachen, wie etwa Bücher und Zeitschriften mitgebracht, und auch Essen, das ist doch klar. Das Essen in dem Krankenhaus, wo meine Mutter lag, war nach ihren Aussagen aber sehr gut. Wenn mehrere Leute im Zimmer liegen, finde ich es für die Bettnachbarn eine ziemliche Zumutung, wenn man dort Döner isst oder andere stark riechende Speisen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Was habt ihr alle für Krankenhäuser? Nach den Schlaganfällen meiner Mutter, ihrem Oberschenkelhalsbruch und dem Herzinfarkt und den Hüftoperationen der Schwiegeroma hat niemand gefragt, ob man das kann, das möchte oder ob man das lieber Fachkräften überlassen möchte. Da hieß es einfach, machen sie das jetzt und üben sie hier geschützten Raum, wo das Personal anleiten und helfen kann. Nach der Entlassung sei das sowieso erforderlich und ein Pflegedienst nicht immer da. Körperpflege, Toilettengang, Transfers und Lagern wurde schlichtweg erwartet. Das wurde gezeigt und dann an dafür und viel Spaß.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ja, ich war Krankenpflegerin und ja, ich würde die Körperpflege dem Pflegepersonal überlassen. Es ist sehr schön, wenn Angehörige die Möglichkeit haben, tagsüber der Mutter oder Ähnlichem bei der Körperpflege zu helfen, aber die wenigsten unter uns haben die Optionen, da sie meistens zur Arbeit müssen und sich nicht unbedingt freinehmen können. Dass man es nach dem Krankenhausaufenthalt gegebenenfalls übernehmen muss, das steht auf einem anderen Blatt.

Das Essen war in den meisten Häusern, in denen ich gearbeitet habe, eine mittelschwere bis schwere Katastrophe. Es roch teilweise unangenehm, es war verkocht, es war ungenießbar. Also ich könnte nur zwei oder drei Häuser aufzählen, in denen ich zeitweise gearbeitet habe, in denen es wirklich gutes und brauchbares Essen gab. Wenn ich selbst im Krankenhaus gelegen habe, hat mein Partner mir immer mal etwas vorbeigebracht, sonst hätte ich tatsächlich gehungert.

Dann ist es halt eine Zumutung, wenn ein Bettnachbar Döner oder Ähnliches isst, da muss man dann halt mal durch. Wenn der Bettnachbar ins Bett gemacht hat, muss man auch mal warten bis das Bett gesäubert wird, dann lüftet man halt ordentlich oder verlässt kurzzeitig den Raum, ich hatte noch nie Probleme damit. Das Krankenhausessen riecht auch teilweise nicht wirklich gut, sondern ich hatte während der Arbeit auch manchmal das Problem, dass es Speisen gab, die bei mir Übelkeit verursachten.

Es kommt meiner Meinung nach aber auch immer auf die Erkrankung an. Dass Angehörige lernen, wie man einem Schlaganfallpatienten mit Lähmungen pflegt, das geht ja in Ordnung, das ist auch wichtig für den Alltag nach dem Krankenhausaufenthalt. Oft werden den Angehörigen ja abseits vom pflegerischen Alltag Schulungen angeboten, was auch super ist. Da mischen die Angehörigen aber nicht unbedingt im professionellen Pflegealltag mit, also stehen nicht um sieben Uhr auf der Matte, wenn bei uns zum Beispiel gewaschen wurde. Ich denke, dass man da auch unterscheiden muss.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12582 » Talkpoints: 9,16 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die Frage ist ja auch ob man es denn überhaupt organisatorisch schafft. Ich meine ich muss den ganzen Tag arbeiten und selbst, wenn nicht habe ich auch noch Kinder um die ich mich kümmern muss. Von daher werde ich da nicht einfach so vorbeikommen können, sondern wahrscheinlich eher nachmittags oder abends wo schon viel des Pflegeaufwandes erledigt ist. Die Hilfe wäre also überschaubar außer vielleicht ein wenig was zu Essen mit zu bringen.

Aber die Frage ist ja auch ob das überhaupt so gewünscht ist. Am Ende stehen ja die Pflegekräfte für das gerade, was dort getan wird und wenn dann die Angehörigen nur halbherzig die Körperpflege übernehmen oder die Pflegekräfte im Glauben sind, dass da schon ordentlich gepflegt und gelagert wird und nachher liegt da jemand stundenlang auf einem Dekubitus ist das ja auch nicht Sinn der Sache.

Also ich denke, da sollte man wenn man die Möglichkeit hat, das auch gut mit dem Pflegepersonal absprechen, wo man wirklich helfen kann und was man dann doch besser der Pflege überlässt. Und man sollte halt auch immer wirklich realistisch schauen, was man denn wirklich leisten kann und was am Ende nur gut gemeinte Versprechen waren, die in der Realität nicht zu halten sind.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Nach den Schlaganfällen meiner Mutter, ihrem Oberschenkelhalsbruch und dem Herzinfarkt und den Hüftoperationen der Schwiegeroma hat niemand gefragt, ob man das kann, das möchte oder ob man das lieber Fachkräften überlassen möchte. Da hieß es einfach, machen sie das jetzt

Bei mir würde das aus verschiedenen Gründen nicht funktionieren. Ich wohne nicht in derselben Stadt wie meine Mutter, lebe in einer sehr kleinen Wohnung und bin außerdem Vollzeit berufstätig. Ich könnte meine Mutter unmöglich zuhause betreuen, weil ich keinen Platz hätte, und wenn ich deswegen kündigen müsste, wäre es bald finanziell ziemlich eng. Außerdem könnte man mich wahrscheinlich ziemlich bald mit pflegen.

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» lascar » Beiträge: 4460 » Talkpoints: 788,86 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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