Angebot von Kindern annehmen, auch wenn keine Lust?
Ich war gestern bei meinem Bruder zu Besuch, wobei auch meine vierjährige Nichte anwesend war. Die Kleine hat eine ältere Schwester, die aber 10 Jahre älter ist und deswegen lieber mit Freunden und Gleichaltrigen abhängt, weil sie keine Lust hat ständig den Babysitter zu spielen. Kann man ja auch nachvollziehen in dem Alter.
Jedenfalls muss die vierjährige Nichte dann als ziemlicher Nachzügler groß werden und da hatte ich persönlich Anfangs Bedenken, dass die Kleine zu verwöhnt wird und nicht lernt zu teilen. Sie bekommt nämlich immer die ungeteilte Aufmerksamkeit und wird auch von den Großeltern mit Geschenken überschüttet. Aber offenbar hat meine Schwägerin die Sache ziemlich gut im Griff und meine Sorgen waren umsonst.
Gestern kramte meine Schwägerin eine Tüte Gummibärchen hervor, weil die Kleine unbedingt welche wollte. Sie wurde aber von ihrer Mutter dazu motiviert, den Gästen - also meinem Freund und mir - auch welche abzugeben (dabei wollten wir gar keine). Das hat die Kleine dann auch brav gemacht und hatte mit Teilen überhaupt keine Probleme. Ich mag Gummibärchen nicht besonders, habe mich aber wegen der Erziehungsmaßnahme dazu breitschlagen lassen, doch welche anzunehmen. Wie ist das bei euch? Nehmt ihr das Angebot von Kindern an, auch wenn ihr eigentlich keine Lust habt?
Nein mache ich nicht. Das Kind soll lernen zu fragen und das auch anzubieten, aber das Annehmen muss dabei nicht zwangsläufig auch mit eingebracht werden. Ein Kind muss auch die Sache mit dem Nein lernen, und wenn man sich immer breit schlagen lässt und alles annimmt, dann lernt es das auch nicht. Somit kann auch der Gedankengang kommen, wenn dann später mal jemand kommt der nein sagt, dass derjenige Unhöflich ist und einen nicht mehr mag.
Selbst bei meinem eigenen Kind sage ich nein, wenn er mir etwas anbieten möchte und ich darauf keine Lust habe. Manchmal nehme ich auch etwas, wenn er ansonsten traurig werden würde. Aber generell und immer jedenfalls nicht, gerade Gummibärchen reizen mich auch in keiner Weise und esse ich nicht, warum sollte ich sie dann annehmen? Damit sie im Müll landen?
Man muss doch nicht etwas annehmen nur weil das Kind erzogen werden soll. Natürlich kann man auch nett sagen, dass man nicht so gerne Gummibärchen isst und kann sich ja dennoch bedanken. Es sollte ja sicherlich nur darum gehen, dass man es überhaupt anbietet und den Willen zum Teilen zeigt. Es kann ja kein Gast dazu gezwungen werden auch etwas anzunehmen, aber dass man einem Kind zeigt, dass es das auch anbieten kann und soll ist doch toll.
Mein Neffe hatte das als er klein war auch immer gemacht und ich wusste nicht wirklich wie ich reagieren soll. Irgendwann habe ich dann aber einfach abgelehnt, weil ihm das auch Spaß gemacht hat und er dann immer wieder vor mir stand und mit mir teilen wollte. Da muss man denke ich ehrlich bleiben.
Ich finde ja nicht, dass ein Altersabstand von 6 Jahren ein riesengroßer Abstand ist. Die Geschwister können durchaus zusammen aufwachsen. Liegen, wie bei einer Freundin von mir, 27 Jahre dazwischen, sieht das schon wieder ganz anders aus. Aber das ist ein anderes Thema.
Und nein, man muss das Angebot eines Kindes nicht annehmen. Die Mutter wollte das Kind zum Teilen animieren. Sie war ganz offensichtlich bereit dazu, mit euch zu teilen, sonst hätte sie euch nicht gefragt. Wobei auch das weniger etwas mit Freiwilligkeit zu tun hatte. Sie hätte ja gar keine Gummibärchen bekommen, wenn sie nicht hätte teilen wollen.
Wenn man jemandem etwas anbietet, dann muss er das nicht annehmen. Esse ich keine Gummibärchen, nehme ich mir keine. Wie schon gesagt wurde ist auch das ja ein Lernprozess. Nicht jeder möchte das essen und wenn ich weiß, dass ich das nicht esse, dann nehme ich es mir nicht. Man kann dem Kind aber erklären, dass man Gummibären nicht mag. Dann hat es gleich eine Begründung (und vermutlich sieht die Mutter das dann auch nicht so eng).
Im Prinzip wolltet ihr ja wirklich nur der Mutter einen Gefallen tun. Aber die ist groß und wird es verkraften, wenn ihr ehrlich seid und dem Kind eben mitteilt, dass ihr keines möchtet. Zumal man das mit 4 Jahren schon versteht.
Ein bisschen was anderes wäre es, wenn ein einjähriger dir seinen Keks in den Mund steckt und dich füttern will. Die lernen da wirklich zu teilen und schauen sich das ja bei den Eltern ab (vermutlich werden sie selbst gefüttert und wollen auch mal fürsorglich sein). Wenn man das ablehnt, dann versteht das Kind das eher noch nicht. "Füttern" lässt man sich aber in der Regel auch nur von verwandten Kindern und nicht von fremden.
Ich finde es ja schon gut und wichtig, dass auch Einzelkinder oder in dem Fall Kinder, bei denen der Altersunterschied recht groß ist, lernen sollten, dass es wichtig ist zu teilen. Aber das bedeutet doch nicht, dass man die angebotenen Sachen auch annehmen muss. Ich denke auch, dass man dann doch nett sagen kann, dass man die Süßigkeit nicht so mag, es aber toll findet, dass man gefragt wurde. Damit hat man doch den Willen zum Teilen unterstützt, aber muss nichts essen, was man nicht so mag.
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