Anders über Sachen denken, wenn man sich beruhigt hat?

Wenn ich sehr wütend oder aufgebracht bin, treffe ich manchmal Entscheidungen, die ich dann gar nicht mehr nachvollziehen kann, nachdem ich mich beruhigt habe. Manchmal sage ich dann auch Sachen, die ich später bereue oder ich habe Gedankengänge, die mir später fremd sind. Von daher versuche ich nun immer, nicht im Affekt zu handeln und mir immer die Zeit nehmen, durchzuatmen, bevor ich etwas sage oder tue.

Das klappt überraschend gut. Wenn ich sauer bin, mir aber die Zeit nehme, kurz für mich allein zu sein, sieht die Welt oft schon nach einer halben Stunde ganz anders aus und ich kann wieder klar denken. Ist es bei euch auch so, dass ihr völlig anders über bestimmte Dinge denkt, nachdem ihr euch beruhigt habt?

Bei mir ist es genau so, ich steigere mich so in die Dinge rein. Wenn ich wütend bin rede ich auch Sachen, die ich eigentlich nicht sagen sollte. Aber wenn ich mich beruhige dann steigere ich mich zwar nicht mehr so in die Sache rein aber denke nochmal drüber nach und überlege ob ich etwas gemacht habe, was ich nicht machen sollte.

Es kann schon mal vorkommen, dass ich mich so in etwas hineinsteigere, dass es eigentlich im Nachhinein, wenn ich mich wieder beruhigt habe total unlogisch war und ich dann anders über das denke, was ich gesagt habe. Ich denke aber auch dass das normal ist und schon mal vorkommen kann, immer ist das ja auch nicht der Fall.

Also wenn ich mich sehr aufrege, treffe ich keine Entscheidungen. Mag sein, dass ich mir so meine Gedanken und grobe Pläne mache, aber in der Regel schlafe ich noch 1-2 Nächte darüber. Es wird schließlich nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, so sagt man. Daher habe ich in solchen Situationen noch nie irgendwelche Entscheidungen getroffen, die ich hinterher hätte bereuen können. Zumal es auch schon vorgekommen ist, dass ich die Dinge einfach klarer und anders gesehen habe, wenn die Rage erst einmal verflogen ist.

Aus der Wut heraus und aus Emotionen treffe ich auch keine Entscheidungen heraus, die man hinterher dann auch wieder bereuen könnte. Solche Dinge werden erst dann angegangen, wenn mindestens eine Nacht darüber geschlafen wurde und dann kann man das immer noch angehen. Somit fahre ich ganz gut und das man mal etwas sagt im Affekt was man nicht so meint kommt vor, ist auch manchmal etwas verletzend, aber immer noch besser als direkt eine Entscheidung zu fällen aus der reinen Emotion her die man hinterher nicht mehr so einfach zurück nehmen kann, wie ein paar gesagte Worte.

Es gibt nicht umsonst bei der Bundeswehr das mit dem Beschweren. Man kann sich über alles und jeden beschweren, zur Eingabe oder auch selbst schreiben aber es muss immer mindestens eine Nacht dazwischen gelegen haben zwischen dem Vorfall und der Beschwerde die eingereicht wird. Damit man es einfach klarer sieht und nicht nur aus der Emotion heraus handelt, die viele doch sehr unlogisch und willkürlich werden lässt. Damit kann man sich schon einiges ersparen wenn man das auch auf sein eigenes Leben anwendet.

Ich kenne das von mir durchaus auch, dass ich schon mal mein Handeln nicht recht nachvollziehen kann, wenn ich sauer war und mich dann beruhigt habe. Völlig anders denke ich dann zwar selten über eine Sache, aber es ist durchaus schon so, dass ich eben auch die andere Seite verstehen kann oder nicht mehr so starr in meinem Denken bin, wenn ich mich beruhigt habe. Darum würde ich in einer solchen Situation auch keine wichtigen Entscheidungen treffen, wenn ich so wütend bin.

Entscheidungen mit Konsequenzen treffe ich eher selten im Affekt. Ich bin generell eher ein besonnener Mensch und gehöre nicht zu den Leuten, die wirklich von einem Tag auf den anderen einen Job oder eine Beziehung hinschmeißen oder sich ins Auto setzen und ein paar Tage verschwinden.

Aber das heißt nicht, dass ich so abgeklärt und vernünftig bin, dass ich meine Gedanken und Urteile immer brav relativiere, sobald ich mich wieder abgeregt habe. Beispielsweise kann ich in meiner Wut jemanden als Idioten abtun (wenn auch nicht laut als solchen bezeichnen, soviel Selbstbeherrschung habe ich dann doch) und selbst wenn ich mich wieder schön ordentlich beruhigt habe, immer noch der Meinung sein, dass die entsprechende Person ein Depp sei.

Und auch in meinen Aussagen kann es passieren, dass ich mich zwar im Ton vergreife oder Dinge ausspreche, die ich lieber verschweigen sollte, aber dass ich mich inhaltlich völlig davon abwende, kommt auch eher selten vor. Ich verwandele mich ja nicht in einen anderen Menschen, wenn mein Adrenalinspiegel hoch genug ist, sondern es kommt eher mein wahres Ich durch.

Ich kenne das auch sehr gut, dass ich in einem aufgebrachten Zustand Dinge tue oder sage, die ich später bereue. Es ist oft schwer, in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren und nicht impulsiv zu handeln. Doch wenn ich mir die Zeit nehme, durchzuatmen und meine Gedanken zu sortieren, kann ich oft viel besser überlegen, was ich tun oder sagen möchte.

Ich denke, dass es sehr wichtig ist, in solchen Situationen einen klaren Kopf zu behalten und nicht vorschnell zu handeln. Denn wenn man im Affekt handelt, kann man schnell Dinge tun oder sagen, die man später bereut und die man nicht mehr rückgängig machen kann. Es ist auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass man in einem aufgebrachten Zustand oft nicht objektiv denken kann und dass die Welt nach einer Weile schon ganz anders aussehen kann.

Ich versuche deshalb auch immer, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche, um wieder runterzukommen und meine Gedanken zu sortieren. Ich denke, dass es wichtig ist, sich selbst gut zu kennen und zu wissen, wie man am besten mit solchen Situationen umgehen kann. Und wenn ich dann wieder klar denken kann, merke ich oft, dass ich völlig anders über bestimmte Dinge denke als zuvor.