Anders über Landwirte denken durch die Flutkatastrophe?
Momentan haben viele Gebiete Deutschlands mit einer Flutkatastrophe zu kämpfen. Es ist eine große Katastrophe, der man nur wenig entgegensetzen kann. Es wurden viele Häuser geflutet, Autos wurden weggeschwemmt und Existenzen, die unter Corona gelitten haben, stehen nun vielleicht vor dem Aus.
Was man aber immer wieder sieht sind Landwirte, die helfen, die alles machen, damit man wieder zur Normalität zurückgelangt. In den sozialen Netzwerken habe ich Aufrufe gesehen, dass man es ihnen danken soll und regional kaufen soll, diese nun auch unterstützen soll. Ich sehe das auch so und kaufe gerne regional, aber meint ihr da findet jetzt ein richtiges Umdenken statt oder ist das nur so eine kurze Sache?
Da helfen doch aktuell viele Leute mit beim Aufräumen, die aus beruflichen Gründen einfach die passenden Gerätschaften auf dem Hof stehen haben. Warum sollte ich jetzt speziell Landwirten "danken" und wie genau sollte ich mich dann zum Beispiel bei Bauunternehmen bedanken, die ihre Bagger zur Verfügung stellen? Oder Speditionen, die mit ihren LKW beim Abtransport helfen?
Ja, regional kaufen ist gut. Spart auch CO2 wenn die Lebensmittel nur ein paar Meter bis zum Hofladen transportiert werden müssen anstatt durch das halbe Land. Aber zumindest bei uns ist es nicht so, dass Direktvermarkter irgendwie um Kunden betteln müssten und auf deren "Dankbarkeit" angewiesen sind.
Die sitzen nicht auf Tonnen unverkaufter Lebensmittel. Es ist sogar so, dass man gewisse Dinge, wie zum Beispiel Erdbeeren oder Feldsalat, am besten vorbestellt wenn man weiß, dass man erst am Abend zum Einkaufen kommt. Wenn mir niemand meine Schälchen zur Seite gestellt hätte wäre ich schon öfter leer ausgegangen. Bei den Eiern kann das trotz Reservierung passieren weil die Hühner keine hoch gezüchteten Legemaschinen sind.
Ich kann auch nicht ganz folgen. Für mich waren Landwirte auch vor der Flutkatastrophe nicht der Feind, und ich finde es natürlich löblich, aber auch ein Zeichen von Anstand und Solidarität, wenn die Besitzerinnen und Besitzer von "schwerem Gerät" jetzt beim Aufräumen helfen.
Wieso soll man da die Landwirte gesondert hervorheben? Auch Bauunternehmen, Recyclingfirmen und eigentlich alles, was auch nur im Ansatz geeignete Maschinen und Fahrzeuge hat, hat sich auf den Weg zum Helfen gemacht. Deswegen kaufe ich jetzt auch nicht mehr bei der lokalen Baumarkt-Kette ein, weil ich einfach nicht zur Zielgruppe gehöre.
Dass ich versuche, Lebensmittel regional und saisonal einzukaufen, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass viele Landwirte in den Flutregionen beim Aufräumen helfen, sondern viel mehr damit, dass dadurch weniger CO2 ausgehustet wird, was im Endeffekt, stark vereinfacht, dafür gesorgt hat, dass die wackeren Bauersleut überhaupt mit ihren Traktoren ausrücken mussten. Kausalketten sind wirklich nicht jedermanns Sache.
Ich weiß nun nicht, warum sich meine Einstellung gegenüber Landwirten nun wegen der Flutkatastrophe ändern soll? Ich hatte nie ein Problem mit ihnen, arbeite teilweise auch mit ihnen zusammen, kaufe ab und zu regional, daher verstehe ich nicht, warum man ihnen nun gesondert danken sollte? Dann hoffe ich, dass du auch all den anderen Helfern dankst, nicht nur den Landwirten, sondern auch den Menschen vom Katastrophenschutz, die teilweise tagelang Dienst schieben und sich darauf einstellen mussten, dass sie in den Trümmern mittlerweile nur noch Leichen bergen würden.
Eins unserer Teams ist seit Beginn der Katastrophe im Hochwassergebiet unterwegs, Ende dieser Woche findet endlich der Wechsel statt und das Team kann mal nach Hause. Auch sollte man den Einsatzteam aus Luxemburg danken, das trotz eigener Hochwasserprobleme in der Lage gewesen ist und ein größeres Einsatzteam zur Unterstützung freiwillig losgeschickt hat. Den Schweizern, die es genauso taten, aber allgemein auch dem THW, den Feuerwehren, den Rettungsdiensten, den freiwilligen Helfern, aber auch den Menschen vor Ort, die sich gegenseitig unterstützen.
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