Anderen sagen, was man alles für sie schon getan hat?

vom 23.03.2017, 09:31 Uhr

Ich muss gestehen, dass ich es ganz schlimm finde, wenn jemand einer anderen Person erzählt, was er doch schon alles für die Person gemacht hat. Oder auch, was diese Person ihm doch zu verdanken hätte. Ich kenne ein paar Menschen, die so etwas machen und andere öfter mal darauf hinweisen, was sie denn schon alles für sie getan haben.

Da ich dies gar nicht mag, mache ich das auch nicht bei anderen. Ich finde es irgendwie blöd, anderen zu sagen, dass wenn sie mich ja nicht gehabt hätten, sie dieses oder jenes ja gar nicht geschafft hätten oder ähnliches. Ich nehme es eher als selbstverständlich, dass ich für andere auch mal etwas mache. Das würde ich den Personen dann aber nicht unter die Nase reiben oder bei irgendeiner Gelegenheit dann betonen.

Ich bekomme so ein Verhalten oft mit, wenn jemand eben von einer anderen Person enttäuscht ist. So, dass dann eben gesagt wird, dass man für XY schon so viel getan hat und man selbst gar nichts zurück bekommen würde. Für mich klingt es immer so, als würden sich die Personen dann so aufopferungsvoll darstellen. Natürlich verstehe ich, dass man enttäuscht ist, wenn man schon viel für einen Menschen gemacht hat und man selbst dann von diesem hängen gelassen wird. Trotzdem würde ich dann nicht sagen, dass er mir irgendwie zu Dank verpflichtet ist oder ähnliches.

Was haltet ihr davon, wenn jemand einem anderen sagt, was er schon alles für ihn gemacht hat? Macht ihr das vielleicht selbst auch mal? Findet ihr das völlig in Ordnung, wenn man eben so etwas sagt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Kommt doch ganz darauf an. Stelle dir mal vor, es kommt zu dir dauerhaft jemand an und möchte etwas von dir. Du bist bereit zu helfen und springst direkt los. Brauchst du aber von dieser Person mal etwas und es kommt nie etwas zurück, dann ist es durchaus legitim mal daran zu erinnern, was man selbst schon alles gemacht hat und das nie etwas zurück kommt. Solche Menschen gab es in meinem Umfeld einige, die immer erwartet haben, dass man ankommt und springt wenn sie etwas haben und im Gegenzug nie einen Finger krumm gemacht haben.

Andere legen alles direkt auf die hohe Kante und bei einem ganz kleinen Gefallen den sie einmalig gemacht haben, müssen sie damit immer hausieren gehen und den Gegenüber daran erinnern etwas gemacht zu haben. Vielleicht fühlen sie sich damit besser, dass sie mit ihren "guten Taten" dann hausieren gehen können oder finden es toll, wenn man es jedem auf die Nase binden kann.

Wie im ersten Absatz bereits geschildert, finde ich es durchaus in Ordnung wenn man in solch einem Fall auch mal daran erinnert wenn immer nur die Hand aufgehalten wird. Mein Ex Partner war ebenfalls so, mir wurden die Sachen hingeworfen oder mit einem "ich kann das nicht mach du" überreicht, ich habe gemacht und wenn er mal für mich etwas machen sollte, dann kamen Sprüche wie "immer ich" oder "kann nicht", "mach das selbst". Aber für ihn war es normal, dass ich mich 14 Tage lang hinsetzen konnte und seine Versicherungen aufkündigen die er doppelt und dreifach abgeschlossen hat, die Abzockerversicherungen darunter anschreiben mit Forderungen und gerichtliche Titel beantragen.

Viel Arbeit die viel Geld eingebracht hat mit den Rückzahlungen und dafür war es dann nicht machbar, zwei Dinge aus dem Supermarkt zu holen weil ich es zeitlich nicht geschafft habe. Ja, da durfte er sich auch die komplette Auflistung mit Zeitangaben anhören was ich für ihn schon alles gemacht habe und nicht ein Theater veranstalte als wenn man etwas unmögliches verlangt. Danach war Ruhe, er zog sich an und ging zum Supermarkt. Den restlichen Abend gab es keinen Mucks mehr aber nach einigen Tagen war das bereits wieder vergessen und verdrängt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Mir geht es da genauso wie Sorae. Ich hatte erst kürzlich eine Situation, bei der ich einer Person leider auf den Tisch knallen musste, wie viel ich schon für sie getan habe ohne auch nur ansatzweise eine Gegenleistung oder ein Dankeschön dafür zu bekommen.

Besagte Person hatte diverse psychische Probleme, igelte sich zu Hause nur ein, hatte keine Aufgabe und keinen Lebenssinn. Sie war immer nur am jammern. Ich zeigte ihr also Alternativen auf, gab ihr eine Aufgabe, sorgte dafür, dass sie sich wieder besser fühlte, dass sie ein alltägliches Ziel hatte, worauf sie jeden Tag aufs Neue und mit Freude hinarbeiten konnte. Ich interessierte mich für sie, verbrachte freiwillig meine Zeit mir ihr, baute ihr Selbstvertrauen wieder auf. Ich nahm mir sogar während Bus- und Bahnfahrten Zeit, teilweise während der Arbeit. Ich hatte nämlich immer Angst, dass die psychische Verfassung sonst schlimmer wird und es zum Suizid oder zu anderen selbstzerstörerischen Handlungen kommt. Mein Ziel war es, dass diese Person aus ihren Depressionen wieder heraus kommt, weil ich einfach nur helfen wollte und selbst weiß, wie schlecht und allein man sich fühlt in so einer Situation.

Hinterher hat sie mir dann aber an den Kopf geworfen, dass ich sie ja nur ausnutzen würde. Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig. Das war aber ihr Ernst. Daraufhin ist mir dann aber auch der Geduldsfaden gerissen. Es ist eine Sache, wenn man mit einer psychisch labilen Person zu tun hat und ständig zurückstecken muss, damit es dieser Person besser geht. Man sagt nicht immer alles was man denkt, man hat nur im Hinterkopf, dass diese Person sich nicht mehr einsam fühlt und etwas aus ihrem Leben macht und nicht mehr nur trostlos und depressiv an die Wand starrt und heult, wie blöd doch das Leben ist. Wenn man dann aber durch so viel Geben dieses Ziel erreicht hat, es dieser Person scheinbar wieder besser geht, sie eine Aufgabe hat und nicht mehr im Depressions-Sumpf versinkt, dann finde ich es schon anmaßend, wenn die Person dann ankommt und behauptet, man hätte sie nur ausgenutzt. Wo denn bitte, wenn man immer nur gibt und selten nimmt, weil man nur das Wohl der anderen Person im Sinn hat?

Als die Person dann behauptet hat, dass ich sie nur schamlos ausnutzen würde, ist mir endgültig der Kragen geplatzt. Da habe ich es dann so gemacht wie Sorae und im Prinzip alles aufgelistet, was ich jemals für sie getan habe und was meine Ziele gewesen sind. Ist doch so, wenn ich sie hätte ausnutzen wollen, warum habe ich dann deutlich mehr gegeben als genommen? Das ergibt doch keinen Sinn, aber die Person ist (möglicherweise durch meine Hilfe) so arrogant und eingebildet geworden, dass sie der Meinung war, dass sie alles auch ganz alleine geschafft hätte. Eben nicht, ich hatte selbst Depressionen und war psychisch fertig. Ich weiß, dass man aus diesem Loch nicht ohne Hilfe rauskommt.

Wenn man einer Person, die dringend Hilfe braucht, hilft und dafür kein Danke bekommt die ganze Zeit, ist das eine Sache. Das ist zwar blöd und undankbar, aber das akzeptiere ich noch und kann damit leben. Wenn dann aber noch der Vorwurf der Ausnutzung kommt, der überhaupt nicht stimmt, dann flippe ich aus und wenn dann so eine Auflistung kommt, hat die Person eben Pech gehabt. Da ist nämlich das Fass bei mir voll. Ich lasse mir grundsätzlich nicht gerne Sachen unterstellen, die überhaupt nicht stimmen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es einfach anmaßend, wenn man meint, dass man eine Person ganz alleine aus einer Krise geholt hat und diese sich vielleicht sogar ansonsten umgebracht hätte. Immerhin kann man Menschen nur vor den Kopf schauen und weiß gar nicht, wie sie wirklich im Inneren denken und wie es ihnen geht.

Ich kann gut und gerne auf solche Menschen verzichten, die meinen, dass sie sich für mich aufgeopfert hätten. Vor allem wenn ich gar nichts dergleichen verlangt habe oder drum gebeten habe. Ich habe so einen Fall auch erlebt, da hat sich jemand oft genug bei mir ausgeweint, weil ihr Partner so ein Macho war und sie sich einfach zu viel gefallen ließ.

Ich habe sie dann auch bestärkt und ihr zugehört und angeboten, dass sie mich eben jeder Zeit anrufen oder sonst wie kontaktieren konnte. Am Ende konnte ich mir dann Gemeinheiten anhören und auch noch sagen lassen, was sie doch alles für mich getan hätte. Da hat man schon dein Eindruck, dem anderen anscheinend dauernd zur Last gefallen zu sein.

Ich fand das schon reichlich daneben, da es für mich eine Freundschaft mit geben und nehmen war und ich es so empfand, dass die Person mir einfach nur eins rein würgen wollte. Aber auf solche falschen Menschen kann man dann auch getrost verzichten. Wie immer so schön gesagt wird, macht eben auch der Ton die Musik und wie man mit einem redet.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke auch, dass es einfach auf die Situation selber ankommt. Ich kann es durchaus verstehen, dass einem irgendwann der Kragen platzt und dass man dann eben so eine Auflistung der Dinge nennt, die man schon für eine andere Person getan hat. Wenn man einer Person immer hilft, ohne je eine Gegenleistung zu bekommen und dann bei einer eigenen Bitte gesagt wird, dass die Person keine Lust hat, dann wäre für mich so ein Moment.

Es ist nicht so, dass ich das dann gerne mache, das alles aufzuzählen, was ich für diese Person schon alles getan habe. Aber wenn sich so etwas anstaut, dann verstehe ich es durchaus, dass einem auch mal so eine Auflistung herausrutscht, wenn man sich dann mal erst in Rage geredet hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Es kommt auf die Situation an. Es gibt einige Menschen, die führen sich auf wie Prinzesschen auf der Erbse und machen wirklich gar nichts selbst. Solchen Personen muss man dann auch deutlich machen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man ständig einen Wunsch nach dem anderen für sie abarbeiten darf. Geben und nehmen gibt es nicht als gesundes Maß.

Eine gemeinsame Freundin von mir und meiner Freundin war zwar Mitte dreißig, allerdings durfte ich ihr ständig helfen, ohne Gegenleistung natürlich. Meine Freundin rief sie unter der Woche nachts um zwei Uhr an, weil ihr Haustier gestorben ist, aber sie es nicht anfassen wollte. Außerdem wollte sie verliehene Sachen ständig geschenkt haben, so dass es irgendwann für uns gereicht hat.

Natürlich folgten noch weitere Dinge. Als ich sie besucht habe, wollte sie sofort zu einem Date mit einem neuen Typen und fragte mich, ob sie die Klamotten tragen kann, die ich zu diesem Zeitpunk anhatte. Das war für mich irgendwann auch zu viel. Ich musste ihr einfach erklären, was ich alles für sie getan habe, damit sie mal die Augen öffnet.

Eigentlich finde ich dieses Verhalten auch schlimm. Ich kann es auch nicht leiden, wenn man ständig betonen muss, was man für andere Leute getan hat. Meine Großmutter ist genauso, das fing vom Kochen an bis zum Dekorieren oder putzen. Meistens eben Sachen, die man gar nicht verlangt. Das kann verdammt anstrengend und nervig sein. Andere Menschen sind aber einfach nur Energievampire.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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