Anderen nur Fragen stellen, die man selbst beantworten würde
Ich habe mal gelesen, dass man anderen Personen im Gespräch nur die persönlichen Fragen stellen sollte, die man auch selbst beantworten würde. Manchmal fragt man sich ja, ob irgendwelche Fragen zu persönlich sind, wobei diese Regel eine gute Richtlinie sei. Natürlich lässt sich das nun nicht auf irgendwelche Wissensfragen anwenden, sondern nur um persönliche Fragen.
Ich denke, dass die Richtlinie zwar gut ist, wobei man dennoch vorsichtig sein muss. Manche Personen sind sehr offen, andere hingegen sprechen grundsätzlich nicht gerne über sich und beantworten erst recht nicht gerne irgendwelche für sie zu persönlichen Fragen. Wie handhabt ihr das?
Ganz im Gegenteil. Ich stelle keine Fragen, die ich mir selber beantworten kann, sondern nur Fragen, die ich mir nicht beantworten oder teilweise nicht beantworten kann. Ich sehe hinter eine Frage eine gewisse Neugierde, etwas zu erfahren, was ich noch nicht weiß. Was bringt es mir da denn, wenn ich ständig fragen stelle, die ich selber auch beantworten kann?
Was möchte man damit bezwecken, wenn man Fragen stellt, die man sich auch selber beantworten kann? Wirkt ein wenig so, als wenn man schauen wollte, ob andere womöglich genau so schlau seien wie ich und es können. Das finde ich bemerkenswert schade, wenn es jemand so sieht, wie ich vermute.
Ich stelle wirklich Fragen, wo ich eine Antwort erwarte und selbst nicht weiß. Natürlich kann es mal passieren, dass ich was vergesse und es dann erneut frage, aber das ist doch was anderes. Ansonsten frage ich wirklich bewusst nur Dinge, die ich nicht weiß und wo ich gerne etwas zu erfahren möchte. Das ist doch auch vollkommen normal oder?
Kätzchen14 hat geschrieben:Ganz im Gegenteil. Ich stelle keine Fragen, die ich mir selber beantworten kann, sondern nur Fragen, die ich mir nicht beantworten oder teilweise nicht beantworten kann.
Kätzchen, ich glaube du hast Prinzessins Fragestellung falsch verstanden. Es geht nicht darum, Fragen zu stellen, deren Antworten man weiß. Es geht darum, nur diese Fragen zu stellen, bei denen man selbst kein Problem damit hätte, wenn man diese Frage beantworten müsste sollte der Gesprächspartner einem dieselbe Frage stellen.
Beispiel: Ich möchte keine Fragen beantworten, die sehr intim und privat sind, daher stelle ich meinen Gesprächspartnern auch keine Fragen, die intim oder privat sind, weil mir selbst solche Fragen unangenehm wären. Aber Fragen zum Berufsleben oder so finde ich in Ordnung, die würde ich beantworten, also stelle ich solche Fragen auch an das Gegenüber.
Prinzipiell finde ich die Aussage schon richtig. Wobei ich da einen Kumpel habe, der wenn er getrunken hat gerne mal über Details seines Liebesleben redet und auch wenn ich dies selber nicht so breit treten würde, frage ich da schon mal nach, wenn sich eine Frage für mich ergibt. Also ich würde dieser Aussage nicht grundsätzlich zustimmen, aber generell sollte man schon darüber nachdenken was man fragt und dann vielleicht auch Fragen weglassen, die einem selber unangenehm wären, wenn man sie gestellt bekommen würde.
Ich lerne erst allmählich, eine Balance zu finden zwischen größtmöglicher Diskretion und dem Risiko, in ein Fettnäpfchen zu latschen. Selbst bin ich nämlich ein sehr privater und etwas verschrobener Mensch, dem persönliche und private Fragen sehr schnell unangenehm werden. Ich neige nicht dazu, Fremden oder flüchtigen Bekannten Details aus meinem Privatleben zu erzählen, seien sie auch noch so harmlos. Mir ist Small Talk über allgemeine Themen lieber oder ich lasse mein Gegenüber über alles Mögliche erzählen. Irgendwie komme ich mir komisch vor, wenn ich zu meiner Person Rede und Antwort stehen soll.
Deshalb habe ich lange Zeit auch nur sehr selten Fragen zu privaten Details von anderen gestellt, bis mir gedämmert ist, dass man meine Zurückhaltung auch als Desinteresse oder Arroganz auslegen kann. Viele Leute sprechen gerne von sich selbst, von ihren Kindern oder Hobbys oder geben auch mal ein bisschen an. Und das geht schlecht, wenn ich als Gesprächspartnerin immer nur über neutrale Themen sprechen möchte, weil es mir selber am Liebsten ist. Seitdem versuche ich abzuschätzen, wie offen oder diskret mein Gesprächspartner ist und worüber die Person gerne spricht, und stelle die entsprechenden Fragen, auch wenn sie mich selber eher nerven würden.
Ich denke auch, dass an dieser Vorgabe schon etwas dran ist, auch wenn ich nicht finde, dass man das immer so anwenden kann. Wenn ein Mensch, der sehr offen ist, mit einem weniger offenen Menschen spricht, kann es trotzdem sein, dass man schnell in einem Fettnäpfchen landet, auch wenn der offenere Mensch seinerseits gar kein Problem damit hätte, die Frage zu beantworten, wenn sie ihm gestellt würde.
Ich habe mir in einem Gespräch die Frage noch nicht gestellt, ob ich eine Frage beantworten würde, die ich jemand anderem stelle, aber ich bin schon eher vorsichtig bei zu persönlichen Fragen, weil ich eben niemandem auf den Schlips treten möchte. Da ich selber aber auch zu intime Fragen nicht beantworten würde, ist die Gefahr, dass ich solche Fragen jemand anderem stelle, nicht so groß.
Barbara Ann hat geschrieben:Wenn ein Mensch, der sehr offen ist, mit einem weniger offenen Menschen spricht, kann es trotzdem sein, dass man schnell in einem Fettnäpfchen landet, auch wenn der offenere Mensch seinerseits gar kein Problem damit hätte, die Frage zu beantworten, wenn sie ihm gestellt würde.
Das hat nicht zwangsläufig was mit "sehr offen" oder "weniger offen" zu tun. Jeder Mensch hat einfach andere persönliche Grenzen, was Auskunft und Informationen angeht. Ich habe vor einigen Monaten eine Bekannte gefragt, ob sie in einer Beziehung sei und habe mir bei der Frage gar nichts gedacht. Es passte eben gerade zum Thema, wir waren in einer Gruppe und haben über Beziehungen allgemein gesprochen.
Es stellte sich aber heraus, dass meiner Bekannten diese Frage viel zu privat war und sie nicht darüber reden wollte. Schlimm finde ich das nicht, nur eben ungewöhnlich. Zumal ich ja nur nach ihrem Beziehungsstatus gefragt habe und nicht wissen wollte, ob ihr (potentieller) Partner ein Tattoo auf dem Hintern hat oder welche Stellung er im Schlafzimmer bevorzugt. Ich persönlich habe kein Problem damit, die Frage nach dem Beziehungsstatus zu beantworten.
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