Anderen nie ohne Hintergedanken helfen wollen?

vom 05.06.2017, 07:30 Uhr

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass es kein "pro bono" gibt. Seine Schwester hat nämlich von einer Kanzlei gehört, die unter bestimmten Voraussetzungen Fälle "pro bono" übernimmt, aber mein Bekannter ist eben misstrauisch und rät ihr davon ab. Er meint, dass es da bestimmt irgendetwas Kleingedrucktes gibt und dass seine Schwester hinterher Nachteile hätte, sollte sie solche Dienste in Anspruch nehmen. Denn ohne Hintergedanken und Profit würde niemand gemeinnützig helfen wollen.

Ich bin hier eher zwiegespalten. Denn bei einer Kanzlei kann es ja auch sein, dass sie auf die Schlagzeilen setzt, wenn so ein Fall gewonnen wird und durch die Schlagzeilen wird die Kanzlei bekannter und bekommt so vielleicht auch mehr Mandanten. Ansonsten helfen doch eher Privatmenschen ohne Hintergedanken, weil sie eben nicht wirtschaftlich denken und handeln müssen wie eine Kanzlei. Nur weil ich einer alten Dame die Einkäufe ins Haus trage, werde ich ja nicht insolvent. Wie seht ihr das? Werdet ihr auch misstrauisch, wenn jemand anderen Menschen so ganz ohne Hintergedanken und scheinbar gemeinnützig helfen möchte?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Genau hinschauen würde ich in jedem Fall und mich vorher informieren, ob ich wirklich 0,00 Euro für eine Dienstleistung bezahlen muss, gerade wenn es sich um etwas Schwieriges und Teures handelt oder ob mir nur bestimmte Gebühren erlassen werden. Mit "Hintergedanken" hat das für mich gar nichts zu tun, sondern eher mit rechtlichen Bestimmungen.

Betrug und Vetternwirtschaft wären schließlich Tür und Tor geöffnet, wenn beispielsweise ein Anwalt oder ein Krankenhaus beschließen könnten, einfach mal so ein Dutzend Fälle für lau zu übernehmen, weil sie gerade lustig sind. Außerdem muss es schließlich auch irgendwo fair zugehen, sprich, jemand der sich eine Leistung auch leisten kann, sollte schon eher zur Kasse gebeten werden, als jemand, der unverschuldet in Not geraten ist.

Aber dass es auch im Geschäftsleben "echte" Gemeinnützigkeit gibt und nicht alles und jeder nur darauf aus ist, möglichst auch dem letzten Hansel noch das Blut auszusagen, damit auch ja der Gewinn maximiert wird, daran zweifle ich eigentlich nicht. Es ist eben auch eine Imagefrage und ich könnte mir auch vorstellen, dass es gut für das Geschäftsklima und die Motivation der Mitarbeiter ist, wenn sie nicht immer nur nach harten, kalten Fragen von Profit und Gewinn handeln müssen, sondern auch einen gemeinnützigen Aspekt in ihre Arbeit einbringen können.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^