Andere überreden, das Unternehmen später zu verlassen?
Bei uns im Betrieb werden nur befristete Verträge ausgestellt. Ein Kollege von mir wäre also ab Mai "frei" gewesen und war schon richtig glücklich, dass er dann endlich von uns weg kommt. Er kommt - wie die meisten bei uns - mit der Chefin einfach nicht klar und regt sich ständig über sie auf. Er war also richtig glücklich, dass er dann die Chefin ab Mai endlich los ist.
Ich sprach am Freitag mit ihm und dabei kam dann heraus, dass er mit der Chefin gesprochen hat und dass sie ihn dazu überredet hat, den Vertrag bis September zu verlängern. Da sie einige gute Argumente gebracht hat, hat er sich dann darauf eingelassen - aber nur, weil andere Menschen sonst darunter leiden müssten und nicht die Chefin selbst. Hat man auch schon versucht euch dazu zu überreden, das Unternehmen später zu verlassen als ihr eigentlich wolltet? Wie reagiert ihr in solchen Fällen? Lasst ihr euch breitschlagen oder lässt euch das kalt?
Ich hatte das noch nicht, da ich auch noch keine befristeten Verträge bekommen habe. Ob ich mich dann noch breitschlagen ließe, das Unternehmen erst später zu verlassen, das hängt sicher von ganz vielen Faktoren ab. Wenn ich schon irgendwo einen Vertrag unterschrieben hätte, wo ich gerne arbeiten würde, dann würden mich die Argumente wohl eher kalt lassen.
Aber wenn dem nicht so ist und vielleicht mehr Geld geboten wird oder so etwas, dann würde ich mir die Argumente schon zumindest mal anhören und sie überdenken. Gerade dann, wenn sonst die Kollegen im Stich gelassen werden, mit denen man gerne zusammenarbeitet, dann kann das schon ein sehr wichtiges Argument sein, so würde ich das zumindest auch sehen.
Ich kenne mich mit den Gepflogenheiten der freien Wirtschaft auch nicht so gut aus, aber Bürodramen sind mir bestens bekannt. Von daher kann ich natürlich auch nur spekulieren, aber ich sehe hier zwei Möglichkeiten. Entweder die Chefin hat den guten Mann nach Strich und Faden manipuliert und so lange unter Druck gesetzt, erpresst oder vollgeweint, dass er einen Rückzieher gemacht hat und seine Entscheidung, den Krempel erst später hinzuwerfen, vor sich und anderen dadurch schönredet, dass er Rücksichtnahme auf irgendwelche Mitgefangenen vorschützt.
Oder, und das halte ich je nach Charakter des Kollegen auch für sehr wahrscheinlich, das liebe Geld hat den Ausschlag gegeben und man hat ihm einen "goldenen Handschlag" versprochen, wenn er den Sommer noch überbrückt. Wenn die Kohle stimmt, kann man sich auch noch ein paar Monate weiter von der Chefin ärgern lassen und dann umso entspannter in die nächste Runde starten.
Ein rückgratloses Weichei wäre meiner Erfahrung nach ein Kandidat für Option 1, während ein erfahrener Söldner an der Arbeitsfront gelernt hat, hart zu verhandeln und keinerlei Rücksicht auf die Befindlichkeiten von irgendwem zu nehmen. Meiner Erfahrung nach überlebt in der Schlangengrube der modernen Berufswelt niemand lange, der sich wirklich Gedanken darüber macht, ob die Kollegenschaft darunter leiden könnte, wenn er/sie für sich Vorteile abgreift oder aushandelt.
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