Andere nach Ursache für psychische Erkrankung fragen?
Soweit ich weiß, haben sehr viele psychische Erkrankungen eine bestimmte Ursache, die oft in der Vergangenheit zurückliegt. Oft sind auch Probleme in der Kindheit für verschiedene psychische Erkrankungen verantwortlich. Nicht selten wissen die Betroffenen dann auch selbst, woran es liegt, dass sie eben eine psychische Erkrankung haben und kennen den Auslöser auch.
Ich hatte mal eine Klassenkameradin, die magersüchtig war und die deshalb sogar die Schule abbrechen musste. Damals hatte sie ein Klassenkamerad ganz direkt und offen nach dem Auslöser gefragt - und das am ersten Schultag der neuen Schule. Natürlich beantwortete das Mädchen die Frage nicht und wandte sich dann von dem Klassenkamerad ab, was ich auch verstehen kann.
Ich finde nicht, dass man als Außenstehender so eine Frage stellen sollte, zumal psychische Erkrankungen ja ohnehin etwas sind, womit man normalerweise nicht hausiert. So etwas kann man sehr gute Freunde oder Familienmitglieder fragen, aber nicht einfach quasi Fremde. Wie seht ihr das? Findet ihr die Frage unangebracht oder gar nicht so schlimm?
Kommt ganz auf die Situation an. Manche reden gerne über ihre Erkrankung und wenn ihnen das hilft, dann kann man ja mal zuhören oder nachfragen. Ansonsten würde ich mich mal so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass viele Betroffene selbst die Ursache nicht immer kennen. Gerade bei den Essstörungen muss es nicht immer einen Auslöser in dem Sinne gegeben haben. Klassisch ist vielleicht: war als Kind zu dick und wollte abnehmen und das ist dann ausgeufert. Aber darüber spricht man dann wirklich nicht.
Davon mal abgesehen meinen einige Betroffene ja auch, dass sie gar nicht krank sind. Vielleicht erkennen sie, dass sie anders sind oder sich anders verhalten, aber krank? Und nicht immer trifft das auch wirklich zu. Wenn man dann also einfach mal nach dem Grund fragt und es gibt keinen, dann fühlt man sich als Person sicherlich veräppelt.
Ich habe eine Bekannte, welche an Depression leidet. In meinen Augen fast schon eine Modeerkrankung, leider. Die nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt auch von sich aus davon. Vieles will man dann aber selber gar nicht wissen. Auch hier denke ich mir dann immer: wenn es ihr hilft, bitte sehr. Aber von mir aus würde ich da nicht nachfragen. Einfach auch, weil es mich nicht interessiert.
Ich würde es auch von der Situation abhängig machen und wie gut ich die Person eben kenne. Ich kann gut verstehen, wenn jemand nicht über die Ursache für eine psychische Erkrankung sprechen möchte. Immerhin geht man damit ja auch nicht gerade hausieren, wenn man eine psychische Krankheit hat. Ich denke, dass man sich schon vorstellen kann, dass es der Betroffene als extrem unangenehm empfindet, wenn er so etwas Privates gefragt wird.
Wenn der betroffene jedoch von sich aus das Thema seiner Erkrankung zur Sprache bringt, kann man ja eigentlich recht schnell feststellen wie offen die Person ist. Da kann man dann vielleicht doch auch mal nachfragen, wie es denn zu der Erkrankung gekommen ist.
Ich würde es nur bei einer sehr guten Freundin oder generell bei einem engen und guten Verhältnis zu dieser Person überhaupt wagen, so eine Frage zu stellen. Da weiß man ja, wie die Person reagieren würde und wie man das ganze angehen muss, damit das nicht in den falschen Hals gerät oder man sogar eine Verschlimmerung des Zustands damit bewirken würde.
Ansonsten finde ich, dass so eine Frage eher zu dem Beruf des Psychologen gehört, wenn dieser eben dafür Sorge tragen möchte, dass der Patient selbst mal nachdenkt und sich selbst reflektiert. Als Psychologe alles vorzusagen, ist ja auch nicht die Lösung, der Patient muss viele Sachen eben selbst erkennen und ich denke auch, dass nur die wenigsten Erkrankten sich tatsächlich darüber bewusst sind, was genau der Auslöser ihrer psychischen Erkrankung war. Manchmal spielen ja auch mehrere Faktoren eine Rolle oder es ist ein schleichender Prozess, der durch diverse Faktoren immer weiter verstärkt und begünstigt wurde.
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