Andere auf offensichtlich falsche Tierhaltung hinweisen?

vom 15.08.2017, 07:28 Uhr

Manchmal erlebt man es ja, dass man irgendwo zu Besuch ist und dann sieht, wie ein einzelnes Kaninchen in einem viel zu kleinen Gitterkäfig sitzt oder so ein Meerschweinchen sein Dasein fristet. Da frage ich mich jedes mal, ob ich dann nicht darauf hinweisen sollte, dass solche Tiere mindestens zu Zweit gehalten werden sollten und auch der Käfig zu klein ist.

Meist verkneife ich mir das, wenn ich die Leute nicht gut kenne. Bei Freunden oder Verwandten würde ich da doch schon eher mal dieses Thema ansprechen. Leider stößt man ja doch trotzdem oft auf taube Ohren. Ich denke auch, dass je nach Ton schnell gemeint wird, dass man besserwisserisch ist und sich in Dinge einmischt, die einen gar nichts angehen.

Habt ihr andere schon auf eine offensichtlich falsche Tierhaltung hingewiesen? Wovon macht ihr das abhängig? Oder sagt ihr da generell lieber nichts, damit es keinen Streit gibt oder das Verhältnis zu den Personen dann darunter leidet?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wie bei jeder kritischen Bemerkung sollte man sich vorher überlegen, was die Folgen der Kritik sein sollten oder könnten. Man möchte ja eine Änderung herbeiführen, bzw. eine Anregung geben, gewisse Umstände zu ändern. Allerdings stößt so etwas oft nicht auf Gegenliebe und das Gegenüber vertritt einen eigenen Standpunkt, der mit dem des Kritisierenden nicht kompatibel ist.

Komme ich nun in eine Wohnung, wo ich einen zu klein geratenen Hamsterkäfig stehen sehe, der sich noch dazu ausgerechnet im Lebensmittelpunkt der Familie befindet, so bringe ich doch schon mal, ohne Vorsatz meine Meinung an. Ich sage also "Oh, das ist aber ein kleiner Käfig für solch einen großen lebhaften Hamster. Muss der nicht tagsüber an einem ruhigen Ort schlafen können?" Daraus kann man Kritik hören, oder halt nicht. Kritik vermuten eher Menschen, die sich schon bewusst sind, das hier mit der Hamsterhaltung etwas im Argen liegt. Andere nehmen diese Äußerungen gar nicht erst als kritische Bemerkungen wahr.

Nun kann es sein, dass man im Anschluss über die Haltung und Pflege dieses Tieres diskutiert. Dann gibt es mindestens zwei Möglichkeiten. Die 1. wäre, dass der Halter offensichtlich einsieht, das Tier nicht artgerecht zu halten und Besserung verspricht. Allerdings muss dies ja noch lange nicht der Wahrheit entsprechen. Er will vielleicht einfach nur einer Auseinandersetzung ausweichen und sagt daher "ja und amen", hat aber Änderungen keineswegs im Sinn. Die 2. Möglichkeit wäre, dass der Tierhalter auf seiner Meinung beharrt und nichts ändern will. Dann ist man hier auch machtlos und das Gespräch hat sich erschöpft.

Mir ginge es echt nicht darum, einen Streit oder eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Aber wenn ich mich für etwas einsetze, um etwas streite, muss es schon eine Aussicht auf Erfolg geben. Und wenn der Erfolg, hier etwas an der Tierhaltung zu ändern, nicht in Sicht ist, muss ich mich auch nicht mit dem anderen auseinandersetzen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es kommt doch auf die Umstände an und welchen Bezug man zu dem Haltern hat. Ansonsten denke ich, dass es in diesem Fall sein wird wie bei der Kindererziehung: die meisten Eltern/ Tierhalter werden bei Kritik direkt auf Abwehr gehen und eh nicht wirklich zuhören. Da kann man sich dann auch jede Form von Kritik ersparen meiner Ansicht nach.

Ich würde nur etwas sagen oder fragen, wenn ich die Person näher kenne. Eine Freundin von mir hatte zum Beispiel zwei Katzen in ihrer Wohnung, wobei die eine Katze vor einigen Tagen eingeschläfert werden musste, weil sie schwer krank war. Da habe ich dann auch gefragt, ob geplant ist, sich ein zweites Tier ins Haus zu holen oder wie jetzt weiter verfahren werden soll. Meiner Freundin war dann durchaus bewusst, dass Katzen nicht alleine gehalten werden sollten, aber sie meinte, dass das für sie nicht in Frage kommt und sie würde das Tier lieber abgeben, wenn sie merkt, es kommt alleine nicht klar.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Für viele Leute ist Kritik oftmals auch ein Angriff auf die eigene Person, weswegen man bei manchen Menschen vorsichtig sein muss. Wenn die Tierhaltung ganz offensichtlich falsch ist und das Tier ganz stark leidet, dann sollte man schon etwas sagen. Am Ende macht der Ton die Musik und selbst wenn der Tierhalter seine Fehler nicht zugibt, so könnte er still und heimlich alleine darüber nachdenken und etwas ändern, auch wenn er sein Fehlverhalten nicht zugeben möchte.

Da muss ich nicht meine Großmutter regelmäßig tadeln, da sie ihren Hund aufs Sofa hebt, obwohl er selbst springen kann. Er weiß aber, dass Omi in hochhebt, weswegen er keine Anstalten zur Anstrengung macht und sich eben bedienen lässt. Wobei ich den Hund auf dem Sofa auch ein wenig fragwürdig finde, aber das ist ein anderes Thema. Ich finde, dass man seinen Hund nicht so erziehen sollte und es ist eine falsche Tierhaltung, aber wirklich schaden tut es anscheinend niemanden.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin da sehr direkt. Denn ich habe durch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten in Tierheimen leider schon viel zu viel Tierleid sehen müssen. Wenn ich sehe, dass Tiere offensichtlich falsch gehalten werden, dass Meerschweinchen alleine oder mit einem Kaninchen zusammen in einem kleinen Käfig hausen oder ein Kaninchen alleine in einem kleinen Käfig, dann sage ich das auch. Da ist mir egal, ob ich die Leute gut kenne oder nicht. Entweder sie nehmen die Kritik an oder sie sind beleidigt, was ich dann auch nicht ändern kann.

Jedes Schweigen verlängert ein Tierleid, ohne dass man es wenigstens versucht hat. Und ich hätte ein sehr schlechtes Gewissen dem Tier gegenüber, wenn ich es nicht hätte wenigstens versucht. Und wenn die Tierhaltung sehr schlecht ist und es stinkt und das Tier im Kot sitzt, würde ich auch nicht zögern das Veterinäramt zu verständigen. Warum soll ich zuschauen, wenn ich weiß, dass da was falsch läuft. Damit bin ich dann um kein Haar besser als der Tierhalter selber, der offensichtlich einen Fehler in der Haltung macht.

Vielleicht weiß der Halter es nicht besser. Aber du Nelchen, weißt es besser und kannst ihn darauf hinweisen. Du kannst ihm ja Hilfe anbieten, indem du ihm anbietest ihm zu helfen ein Partnertier zu finden oder einen größeren Käfig zu bauen usw. Wenn du da zuschaust, weil du dich nicht traust, bist du nicht besser und du hast es nicht mal versucht, was traurig ist.

Man muss nicht besserwisserisch klingen. Man kann direkt Hilfe anbieten. Man kann aufzählen, warum das Tier falsch gehalten wird und man kann ihm oder ihr dann auch Adressen geben, woran sie sich wenden können. Aber nichts sagen ist dabei Fehl am Platze.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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