An erste Liebe lieber erinnern als an nächste Beziehungen?
Man sagt ja, dass die erste große Liebe etwas ganz Besonderes wäre und dass sich viele Menschen gerne noch nach vielen Jahren daran zurückerinnern und vielleicht auch etwas melancholisch werden. Die erste große Liebe bekommt ja oft einen ziemlich großen Stellenwert, wenn man sie so mit den nächsten Beziehungen vergleicht, die man hat.
Ich kann das allerdings nicht so recht nachvollziehen. Natürlich ist es etwas Besonderes, irgendwann seinen ersten Partner zu haben, allerdings war meine erste Beziehung für mich nicht schöner als andere und ich verbinde damit nun auch keinerlei Emotionen mehr. Ich bereue die Beziehung nicht, aber im Nachhinein hätte sie auch nicht unbedingt sein müssen. Ich erinnere mich daran auch nicht lieber zurück, als an andere Beziehungen.
Ist für euch eure erste große Liebe noch etwas ganz Besonderes, so dass ihr euch besonders gerne an diese Zeit zurückerinnert? Hat eure erste große Liebe für euch nun in euren Gedanken auch einen größeren und besonderen Stellenwert als darauf folgende Beziehungen?
Also bei mir nicht. Ich bereue es auch nicht aber ich wusste im Endeffekt, dass das nichts für immer ist. Dafür waren wir einfach zu verschieden und auch beide noch sehr jung. Es waren trotzdem natürlich schöne Momente und Erfahrungen und man hat ja auch viel dazu gelernt, trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich der Beziehung nachtrauere oder keine Beziehung danach mehr an diese erste rangekommen ist. Aber ich wurde auch nicht verletzt, wir haben es mehr so zusammen beendet weil wir eben rausgefunden haben, dass das auf Dauer nicht klappt.
Ich habe oft den Eindruck, dass die erste Liebe total verklärt dargestellt wird, genauso wie die Schulzeit. Ich finde nicht, dass das mit der Realität wirklich viel zu tun hat. Gut, es kommt schon vor, dass ich mich an beides zurückerinnere, aber dann sehe ich das eher nüchtern und sachlich, mit allen Macken und Problemen und nicht total verklärt und utopisch. Ich finde es komisch, wenn man seine erste Liebe als zu positiv empfindet und sich an sie am liebsten erinnert. Das würde meiner Ansicht nach bedeuten, dass die aktuelle Beziehung nicht so gut läuft und man sich indirekt wieder zur ersten Liebe zurücksehnt, was in meinen Augen auch nicht richtig sein kann.
Täubchen hat geschrieben:Ich finde es komisch, wenn man seine erste Liebe als zu positiv empfindet und sich an sie am liebsten erinnert. Das würde meiner Ansicht nach bedeuten, dass die aktuelle Beziehung nicht so gut läuft und man sich indirekt wieder zur ersten Liebe zurücksehnt, was in meinen Augen auch nicht richtig sein kann.
Das sehe ich anders. Die erste große Liebe fällt bei den meisten in die Zeit, in der das Leben am unbeschwertesten ist. Man ist jung und belastbar, kann aufgrund geringer Verpflichtungen total spontan sein. Man erlebt noch unglaublich viele neue Dinge. Man hat noch unglaublich viel Zeit und die Welt steht einem komplett offen, weil man sich noch nicht festgelegt hat.
Das ist einfach ein ganz besonderes Lebensgefühl, das dann fest mit dieser Liebe verwoben ist. Und wenn man das im Rückblick nicht emotional aktiv trennt, dann fühlt sich diese Liebe eben ganz einzigartig an. Das hat zwar wenig mit der Liebe, sondern nur mit diesem Lebensabschnitt zu tun. Aber gefühlt ist das, wenn man nicht darüber nachdenkt, eine Einheit.
Meine erste "große" Liebe war meine dritte. Und das Lebensgefühl hatte schon was. Wir konnten Dinge tun, die waren mit meinem Mann nur rudimentär möglich. Was nun gar nicht an der tiefe der Gefühle liegt oder am Willen, so etwas zu tun, sondern an den Zwängen des Alltags.
Bis zum Morgen irgendwo 300 Kilometer entfernt feiern, dann im Auto einschlafen und am Eiffelturm aufwachen, weil der junge Mann einen mit Croissants überraschen möchte? Heute undenkbar, weil Job, Kinder und Hunde warten. Die ganze Sommernacht auf der Mauer einer Burgruine sitzen, reden, schweigen, sich lieben und den Sonnenaufgang genießen? Auch keine Chance mehr. Gemeinsam die ersten Schritte in die Zukunft machen und seinen Weg finden? Die Zeit ist unwiderruflich vorbei.
Es war definitiv eine tolle Zeit. Ich möchte weder diese Zeit zurück, denn darüber bin ich nun wirklich hinausgewachsen. Noch möchte ich den damaligen Mann zurück, der Zauber ist lange verflogen. Aber es ist eine von vielen schönen Erinnerungen und die ist nun einmal mit diesem Mann verbunden, weil der einfach damals zum Leben gehört hat.
Ich verbinde mit meiner ersten Liebe eigentlich kein Gefühl der Sehnsucht. Ich war da mit einem Mann zusammen, den ich im Nachhinein überlegt nie richtig geliebt habe. Zwar war ich jung und dennoch haben wir eine Beziehung wie ein altes Ehepaar geführt, das sich nichts mehr zu sagen hat. Ich bin nun in meiner zweiten Beziehung und habe hier deutlich mehr erlebt, konnte mich besser ausleben und einfach ich sein. Dies wäre also eine Beziehung, der ich extrem nachtrauern würde, wenn sie mal in die Brüche gehen sollte.
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