An einer Beziehung zweifeln, wenn andere es tun?

Die Beziehung einer Bekannten von mir verläuft derzeit nicht ganz einwandfrei. Sie streitet sich sehr häufig mit ihrem Partner und hinzu kommt noch, dass ihre Eltern der Meinung sind, dass die Beziehung nicht halten wird. Immer wieder fallen meiner Bekannten gegenüber Kommentare, die das andeuten.

Bisher hat meine Bekannte das nicht besonders interessiert, da sie mit Ausnahme der Streiterein immer zufrieden mit der Beziehung war. Nun aber lässt sie sich von den Kommentaren beeinflussen und zweifelt allmählich selbst an der Beziehung.

Ist es euch auch schon mal passiert, dass ihr bei einer Beziehung grundsätzlich ein gutes Gefühl hattet, dieses aber irgendwann angezweifelt habt, da andere Menschen es getan haben? Findet ihr es richtig, dass man seine Bedenken einer Beziehung gegenüber äußert und damit andere Menschen zum negativen beeinflusst?

Zu erst einmal bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass wirklich jeder Mensch beeinflussbar ist. Manche nur eben schneller als andere und bei anderen dauert es (leider) länger. Aber irgendwann hat man jeden geknackt, solange man ihm lange genug denselben Mist einredet.

So war es bei meiner Cousine. Sie war aus ihrem Elternhaus in die Großstadt gezogen und hatte dort irgendwann einen jungen Mann kennengelernt und ihn irgendwann geheiratet. Sie hat mittlerweile auch schon ein Kind von ihm. Leider passte ihrer Mutter diese Beziehung überhaupt nicht. Ihre Mutter ist nämlich extrem konservativ und ist der Ansicht, dass sich weder die Ethnien noch die Glaubensrichtungen vermischen sollten. Leider entstammte der junge Mann einer Familie aus dem Marokko und obwohl er sehr gut in Deutschland integriert war und die Sprache auch sehr beherrschte, hatte meine Tante extreme Vorurteile gegen ihn. Er hätte angeblich die "falsche Hautfarbe" und auch den falschen Glauben. Dabei war er gar nicht Moslem, was sie immer befürchtet hatte.

Sie wollte ihren Schwiegersohn auch gar nicht im Haus haben und hat ihn nie persönlich getroffen. Trotzdem hat sie meiner Cousine permanent eingeredet, dass der Typ schlecht sei, einen negativen Einfluss hätte und dass er nicht gut genug wäre für meine Cousine. Am Anfang hat sie sich noch sehr heftig dagegen gewehrt und es gab häufiger mal Krach. Ihr Mann hat sich dann immer dafür eingesetzt, dass meine Cousine sich mit der Mutter versöhnt. Ihm fehlte seine Familie, die hier als Gastarbeiter gelebt haben und dann wieder in die Heimat sind. Er sah seine Eltern nicht so oft und wollte, dass sie wenigstens guten und regelmäßigen Kontakt zu ihren Eltern hat. Leider hat meine Tante das für ihre Gehirnwäsche ausgenutzt.

Irgendwann - so schildert es meine Cousine selbst - hat sie ihren Ehemann mit ganz anderen Augen gesehen weil die Gehirnwäsche ihrer Mutter gefruchtet hat. Die Gehirnwäsche hat auch 5 Jahre oder so gedauert, also keine besonders kurze Zeitspanne. Das hatte aber leider den Effekt, dass die Beziehung zerbrochen ist und meine Cousine seitdem alleinerziehend ist. Meine selbstgerechte Tante behauptet jetzt, dass auf die "Moslems" kein Verlass sei und dass meiner Cousine das nicht passiert wäre, wenn sie einen "Unseresgleichen" geheiratet hätte. Sie kann sich auch gar nicht vorstellen, dass ihre Gehirnwäsche Schuld an dem Leid der Tochter sein kann und sieht in sich selbst eine Art Heilige.

Natürlich ist jeder Mensch in gewisser Weise empfänglich für die Worte anderer Menschen und wird daher nicht einfach nur zuhören und dann nicht darüber nachdenken. Bei mir hat bisher nie jemand meine jetzige Beziehung angezweifelt. Bei meiner letzten Beziehung gab es Zweifler, aber da hat nur mein bester Freund mit mir darüber geredet und da habe ich es ja auch so gesehen. Ich würde schon darüber nachdenken, was die anderen Menschen da zu mir sagen.

Ich würde das nicht als Gehirnwäsche bezeichnen, denn wenn die sich andauernd streiten und zuerst das Streiten da war, erst danach die Kommentare, dann ist ja die Kausalität anders herum. Man muss sich halt mal überlegen, wie das auf andere wirkt, wenn ein Paar sich andauernd zofft. Dass dann andere denken, da sei der Wurm drin, ist doch ganz natürlich.

Ich finde, dass es ganz darauf ankommt, wie berechtigt die Zweifel der anderen Leute sind. Wenn man nun wirklich regelmäßig als Paar streitet und die Beziehung wirklich nicht besonders gut läuft, dann sind Zweifel an der Beziehung auf jeden Fall berechtigt und damit sollte man sich dann schon auseinander setzen. Immerhin meinen es die Eltern oder Freunde es in so einem Fall ja nur gut mit einem und wollen das beste. Sie wollen einem ja nichts Schlechtes, sondern möchten, dass man glücklich ist.

Direkt Schluss machen würde ich mit meinem Partner dann nicht, wenn meine Familie und meine Freunde an der Beziehung zweifeln würden. Allerdings würde ich mir schon so meine Gedanken darüber machen und mich fragen, ob ich denn auch wirklich glücklich bin und ob es das ist, was ich möchte. Man muss ja nicht direkt selbst zweifeln, aber man kann sich ja auch einfach die Zeit nehmen und intensiv über die Beziehung nachdenken.

Wenn die Zweifel jedoch völlig unberechtigt sind, weil die Beziehung gut läuft und man glücklich ist, dann würde ich mir da keine Gedanken darüber machen und nicht an der Beziehung zweifeln. Dafür gäbe es für mich wirklich gar keinen Grund. Man muss sich ja wirklich nicht von jeder Person hinein reden lassen, was die eigene Beziehung angeht und erst recht nicht, wenn man glücklich ist.