Am Filialsterben das Kaufverhalten der Kunden schuld?

Noch in diesem Jahr werden zum Beispiel etliche Media- und Saturn-Märkte oder auch Douglas Filialen schließen. Als Begründung wird angegeben, dass zum einen die Ketten horrende Verluste durch die Coronakrise eingefahren hätten und zum anderen, sich dadurch auch das Kaufverhalten der Kunden geändert hätte, was natürlich auch zu Umsatzeinbußen beiträgt. Meint ihr auch, dass das Kaufverhalten der Menschen dafür mitverantwortlich ist und fühlt ihr euch da auch angesprochen und habt ihr bei euch ein verändertes Kaufverhalten feststellen können?

Technik kaufe ich gern vor Ort. Das gibt mir ein besseres Gefühl in Bezug auf die Sicherheit. Beim Online-Bestellen mag ich es zudem nicht, dass ich die Pakete dann entgegennehmen muss und die in der Filiale landen, wenn ich tagsüber nicht da bin und ich Mühe habe, diese dann abzuholen. Beim Kauf vor Ort fahre ich hin, suche mir das Passende aus und bin wieder weg. Vor allem habe ich das Produkt dann auch sofort und nicht erst nach mehreren Tagen Bestellzeit und Wartezeit bis ich es zur Filiale schaffe.

Kleidung habe ich aber schon seit Jahren nicht mehr vor Ort gekauft, weil es da nie etwas Passendes gibt. Neulich wollte ich mir eine neue Handtasche kaufen, weil meine alte kaputt gegangen ist und da bin ich schnell in ein paar Läden. Es war überhaupt nichts Brauchbares dabei. Die waren alle viel zu klein und zu teuer. Da bleibt mir nichts anderes übrig als wieder online zu bestellen, obwohl es mir lieber gewesen wäre, wenn ich gleich vor Ort einen Ersatz gefunden hätte. Das hat mich sehr geärgert; ich bin extra zu einem Einkaufszentrum mit mehreren Fashion-Stores gefahren und da war überall nur ein minimales Angebot an Handtaschen. Da muss sich der Handel aber auch nicht wundern, warum man doch lieber bestellt.

Lebensmittel aber beispielsweise kauft man ja nahezu immer vor Ort. Dass Menschen Lebensmittel online bestellen ist doch nach wie vor eine große Ausnahme und wird höchstens dann gemacht, wenn es sich um ganz exklusive Produkte. Aus diesen Gründen vermute ich, dass Filialen nicht generell sterben, sondern sich die Angebote verändern. Lebensmittel-Einzelhandel wird man immer brauchen, aber manche anderen Produkte sind online besser verfügbar.

Wer oder was soll sonst Schuld haben? Niemand schließt eine Filiale die guten Umsatz macht und für den Umsatz sind nun mal die Kunden verantwortlich. Man könnte sich allerdings fragen, was dazu führt, dass weniger Kunden kommen.

Wirklich Corona? Oder vielleicht die unverschämten Parkgebühren in der Innenstadt? Oder die 0815 Geschäfte von großen Ketten, die jede Fußgängerzone so gleich aussehen lassen, dass ein Besuch einfach nur noch langweilig ist?

Am Parkplatzmangel wird es selten liegen. Zumindest kenne ich bei Media Markt nur Filialen, wo kostenlos geparkt werden kann. Saturn mag ich nicht so. Haben wir zwar auch hier nicht in der Nähe, aber ich kenne es noch aus meiner alten Heimat. Wehe, man kam gleich an der Info mit einer Fachfrage, wo man das Gesuchte dann finden kann, war das ganze Verkaufspersonal auf wundersame Weise verschwunden.

Media Markt dagegen finde ich recht gut, vor allem, wenn man Beratung benötigt. Da habe ich mich bisher immer wohl gefühlt als Kunde. Aber Corona hat eben auch dazu geführt, dass viel mehr Kunden die Vorteile des Onlinehandels für sich entdeckt haben. Und selbst wenn das Paket dann im Paketshop landet, ist es für viele Kunden weniger Zeitaufwand, das abzuholen, als noch extra in den Markt zu fahren.

Wieso sollte ich mich " angesprochen" fühlen, weil irgendwelche Filialen irgendwelcher langweiliger, gesichtsloser Ketten aus Kundenmangel den Bach runtergehen? Kapitalismus ist doch das Geilste überhaupt, wenn man manchen "Kunden" so zuhört, und dazu gehören seit jeher Angebot und Nachfrage, die den Markt regeln. Wenn die Kundschaft ausbleibt, war's das, egal ob entzückendes inhabergeführtes Vintage-Café oder irgendeine 08/15-Filiale, die es in jeder Fußgängerzone zwischen Milan und Göteborg mehrfach gibt. Bzw. gab, weil die Leute allmählich keinen Bock mehr darauf haben.

Wenn - auch seuchenbedingt - genug Kundschaft auffällt, dass das "Einkaufserlebnis" vom Sofa aus bequemer ist oder noch schlimmer, dass es für den Geldbeutel und die Umwelt gleichermaßen schlecht ist, wenn man sich alle drei Monate den neuesten Elektroschrott Made in China andrehen lässt, ist es nur die logische Konsequenz, dass klassische Filialen schließen müssen, und es auch Leerstände gibt. Aber daraus leite ich für mich keine Handlungsaufforderung ab, doch bitteschön mein Kaufverhalten so anzugleichen, dass die deutschen FuZos auch langweilig und austauschbar bleiben.

Am Parkplatzmangel wird es selten liegen. Zumindest kenne ich bei Media Markt nur Filialen, wo kostenlos geparkt werden kann.

Bei uns liegen die in den meisten Städten in der näheren Umgebung in den Fußgängerzonen, also ist nichts mit kostenlos parken oder überhaupt parken in der Nähe. Du musst dein Auto in einem kostenpflichtigen Parkhaus abstellen und das lohnt sich doch nur wenn man auch eine entsprechende Gegenleistung bekommt.

Am Parkplatzmangel wird es selten liegen. Zumindest kenne ich bei Media Markt nur Filialen, wo kostenlos geparkt werden kann.

Bei uns liegen die in den meisten Städten in der näheren Umgebung in den Fußgängerzonen, also ist nichts mit kostenlos parken oder überhaupt parken in der Nähe. Du musst dein Auto in einem kostenpflichtigen Parkhaus abstellen und das lohnt sich doch nur wenn man auch eine entsprechende Gegenleistung bekommt.

Lustig, wie ihr euch gegenseitig widersprecht. Der eine behauptet felsenfest, es könne gar nicht an Parkplatzmangel liegen, der andere behauptet, es sei nichts mit kostenlos parken. Mensch bedenkt doch mal, dass die Bedingungen je nach Region ganz unterschiedlich sein können und es sicherlich überall anders aussehen wird.

@vde: Wo siehst du da einen Widerspruch und vor allem wer behauptet etwas felsenfest? Jeder Mensch kennt andere Regionen. Ich weiß nicht wo Cloudy24 wohnt und ich kenne da nur die Bereiche Thüringen und Sachsen, wo eben Media Markt seine Filialen sehr oft dort angesiedelt hat, wo der Kunde auch kostenfrei parken kann. Bei uns in der Stadt befindet sich auf dem Gelände noch ein Pfennigpfeiffer und ein Getränkemarkt.

In anderen Städten hat sich diese Kette in großen Einkaufszentren eingemietet. Dort sind die Parkplätze auch kostenfrei, wenn auch meist dann mit längeren Fußwegen innerhalb des Einkaufszentrum verbunden.

Natürlich ist das Kaufverhalten der Grund für das Sterben. Würden die Kunden weiter in den Filialen kaufen, würde es ja keinen Grund für schlechte Umsätze geben und man müsste nichts schließen. Aber man muss sich dann eben fragen, warum Kunden heutzutage anders kaufen und ob dabei nicht auch Ursachen sind, die durchaus auch von den Filialen behoben werden könnten.

Sachen die man schlecht beeinflussen kann sind natürlich die schnelle Lieferung und damit das völlig bequeme Shoppen des Onlinekunden. Wenn ich weiß ich bestelle heute bei Amazon und das Paket ist morgen oder allerspätestens übermorgen da ist natürlich der Vorteil das eine Filiale das Produkt auch vor Ort hat nur noch marginal. Das sah sicherlich früher anders aus, wenn du da noch eine oder zwei Wochen auf das Paket gewartet hast.

Auch bei der Preisgestaltung gibt es sicherlich Hürden, die schwer zu nehmen sind, wenn man da mit Großabnehmern, die Preise diktieren können, zu kämpfen hat.

Aber auf der anderen Seite kann man ja beim Service nach Problemen suchen. Im Laden vor Ort könnte man ja einen ordentlichen Fachservice mit Beratung anbieten. Und eine Beratung vor Ort finde ich tausendmal besser als da mit irgendeinem Mitarbeiter zu telefonieren oder zu chatten. Aber das setzt halt auch vor raus, dass der Mitarbeiter vor Ort mich beraten möchte und es kann. Genauso erwarte ich auch dass man mir vor Ort bei Problemen unkompliziert hilft. Wenn der Umtauschservice bei Amazon besser und vor allem schneller funktioniert als vor Ort in einer Filiale dann kann man doch nur Staunen.

Und schlussendlich muss man eben auch überlegen, was so ein Kunde will. Da kann ich jetzt natürlich nur für mich sprechen. Aber wenn ich schon vorher weiß, was ich genau brauche und kaufen will, dann tue ich das Online, weil mich das insgesamt einfach weniger Zeit kostet. Aber wenn ich shoppen und bummeln will, dann ist mir das egal. Dann will ich die Zeit entspannt genießen und sehe das Einkaufen eher als Freizeitbeschäftigung.

Das mag dann jetzt blöd klingen, aber dann möchte ich eben auch etwas geboten bekommen. Eine schönes Ambiente, einen Platz wo man sich auch mal zwischendurch entspannt hinsetzen kann, vielleicht noch irgendwas essen oder einen Kaffee trinken und solche Sachen. Wenn ich dann aber zu Mediamarkt fahre und sehe daneben als einziges anderes Geschäften ein Pfennigpfeifer und Sconto, dann kann sich doch jeder denken wieviel Spaß man daran hat, dort seinen freien Nachmittag zu verbringen.

Schuld klingt so verwerflich. Ich fühle mich nicht schuldig, bin aber natürlich auch eine der Ursachen für das Filialsterben bestimmter Unternehmen. Aber warum sollte man künstlich etwas aufrecht erhalten, was die meisten Leute nicht mehr brauchen?

Ich kaufe doch lieber im Internet, wo ich die Bewertungen der Kunden sehe und sehr viele Informationen über das Produkt habe als zum Beispiel beim Saturn, wo mir der Verkäufer irgendetwas aufschwatzen will. Ich bin diesbezüglich sehr beeinflussbar.

Ich gehe auch ungerne in große Kaufhäuser. Wenn ich sie aus irgendwelchen Gründen dann doch mal betrete, dann wird mir immer ganz schwindlig von den Rolltreppen, Spiegeln und hohen Räumen. Ich gehe lieber in kleinere Geschäfte. Die sollte man am Leben erhalten, indem man zum Beispiel in den Fußgängerzonen nicht so hohe Mieten verlangt. Aber die Geschäfte sollten auch etwas dafür tun, um anziehend zu wirken.